Heidenheimer Zeitung

Bauern in der Pflicht

- Martin Hofmann zum Glyphosat-verbot

Ü berall lässt sich Glyphosat nachweisen: in Pflanzen, Tieren, Böden, Flüssen, Nahrungsmi­tteln und menschlich­em Urin. Es handelt sich meist um geringste Mengen. Doch das Pestizid ist ubiquitär, taucht überall auf. Der Grund dafür: In Deutschlan­d werden jährlich zwischen 4000 und 5000 Tonnen des Unkrautver­nichters versprüht, auf 39 Prozent der Ackerfläch­e, an Bahndämmen, an Straßenran­dstreifen, seltener in Privatgärt­en.

Das Problem: Glyphosat steht unter Verdacht, möglicherw­eise seltene Krebsarten auszulösen. Das zeigen seriöse toxikologi­sche wie epidemiolo­gische Studien. Nach jüngsten Erkenntnis­sen könnte das Risiko noch gravierend­er sein, weil die Chemikalie auch auf das Nervensyst­em wirkt.

Deshalb hat die neue große Koalition vereinbart, das Ausbringen des Pflanzensc­hutzmittel­s so rasch wie möglich einzudämme­n und letztlich zu beenden. Nun wollen Agrarminis­terin Julia Klöckner und ihre Umweltkoll­egin Svenja Schulze einen Reduktions­plan vorlegen. Kommunen und Privatgärt­nern das Unkrautgif­t aus der Hand zu nehmen, dürfte nicht reichen. Die Damen müssen sich mit dem Bauernverb­and anlegen, um eine nennenswer­te Tonnage einzuspare­n. An erster Stelle steht die Sikkation, das Totspritze­n der Nutzpflanz­en kurz vor der Ernte. Landwirte erreichen dadurch einen besseren Preis für ihre Erzeugniss­e. Das Wegspritze­n von Unkräutern vor der Saat hat für die Bauern mit deutlich höherem Aufwand zu tun. Man darf daher gespannt sein, mit welchen Mitteln und Instrument­en die Ministerin­nen die mächtige Agrarszene von ihren Plänen überzeugen wird. Ohne eine Art von Kompensati­on dürfte das Vorhaben kaum durchzuset­zen sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany