Comey legt gegen Trump kräftig nach
Der Schlagabtausch zwischen dem Us-präsidenten und dem früheren Fbidirektor gewinnt an Schärfe.
Washington. Nachdem Us-medien Einzelheiten aus den Memoiren des früheren Fbi-chefs veröffentlicht hatten, hat James Comey in einem mit Spannung erwarteten Interview kräftig nachgelegt. Im Gegensatz zu anderen zweifele er nicht an dem Geisteszustand des Us-präsidenten, den er als „überdurchschnittlich intelligent“bezeichnete. Fürs Amt ungeeignet sei Donald Trump deswegen, weil „das Wichtigste die Wahrheit ist. Ein Mann, der ständig lügt, die Neonazis aus Charlottesville für das moralische Äquivalent der Gegendemonstranten hält und zudem Frauen wie ein Stück Fleisch behandelt“, verkörpere nicht die Werte, für die das Land steht.
Dass Russland kompromittierendes Material über Trump besitzt, halte er zwar nicht für wahrscheinlich, könne dies aber nicht ausschließen, sagte Comey. Als „verrückt“bezeichnete er jedenfalls die Tatsache, dass am Tag nach seiner Entlassung der russische Außenminister Sergej Lawrow und dessen Botschafter in Washington im Oval Office den Präsidenten unter Ausschluss anderer Us-regierungsmitarbeiter besuchten.
Detailliert beschrieb Comey mehrere Vieraugengespräche mit Trump, unter anderem jenes, in dem dieser ihn aufforderte, Ermittlungen gegen seinen Sicherheitsberater Michael Flynn einzustellen. Dass Trump damit Justizbehinderung begangen habe, wollte er nicht ausschließen.
Kritisch äußern sich aber mittlerweile unabhängige Experten zu Comeys Auftritt sowie seinem Buch, für das er diese Woche eine große Pr-tournee starten wird. Sie verwiesen zum einen auf Fehler im Umgang mit dem E-mail-skandal um die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Comey räumte unter anderem ein, kurz vor der Wahl die Wiederaufnahme von Ermittlungen verkündet zu haben, weil er sicher war, dass Clinton gewinnen würde. Damit habe er verhindern wollen, dass im Nachhinein die Legitimität ihres Siegs in Frage gestellt wird.
Der frühere Fbi-agent James Gagliano wirft dem ehemaligen Chef der Kripo vor, mit der Kommerzialisierung seines Amts gegen ethische Prinzipien zu verstoßen. Nach den Grundsätzen des FBI werde er auch nach seiner Entlassung als Mitarbeiter des Hauses angesehen „und sollte sich auf keinen Fall zum eigenen Nutzen über laufende Ermittlungen äußern, welche nationale Interessen betreffen“.
Philip Mudd, früher beim Geheimdienst CIA für Terrorbekämpfung zuständig, meinte zudem, dass es unpassend gewesen sei, in dem Buch auf Äußerlichkeiten wie die Größe der Hände oder die weißen Ränder unter den Augen des Präsidenten einzugehen. „Er sinkt damit auf Trumps Niveau und kompromittiert sowohl sich selbst als auch das Amt des Fbi-direktors“, sagte Mudd.