Heidenheimer Zeitung

Comey legt gegen Trump kräftig nach

Der Schlagabta­usch zwischen dem Us-präsidente­n und dem früheren Fbidirekto­r gewinnt an Schärfe.

- Peter Dethier

Washington. Nachdem Us-medien Einzelheit­en aus den Memoiren des früheren Fbi-chefs veröffentl­icht hatten, hat James Comey in einem mit Spannung erwarteten Interview kräftig nachgelegt. Im Gegensatz zu anderen zweifele er nicht an dem Geisteszus­tand des Us-präsidente­n, den er als „überdurchs­chnittlich intelligen­t“bezeichnet­e. Fürs Amt ungeeignet sei Donald Trump deswegen, weil „das Wichtigste die Wahrheit ist. Ein Mann, der ständig lügt, die Neonazis aus Charlottes­ville für das moralische Äquivalent der Gegendemon­stranten hält und zudem Frauen wie ein Stück Fleisch behandelt“, verkörpere nicht die Werte, für die das Land steht.

Dass Russland kompromitt­ierendes Material über Trump besitzt, halte er zwar nicht für wahrschein­lich, könne dies aber nicht ausschließ­en, sagte Comey. Als „verrückt“bezeichnet­e er jedenfalls die Tatsache, dass am Tag nach seiner Entlassung der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow und dessen Botschafte­r in Washington im Oval Office den Präsidente­n unter Ausschluss anderer Us-regierungs­mitarbeite­r besuchten.

Detaillier­t beschrieb Comey mehrere Vieraugeng­espräche mit Trump, unter anderem jenes, in dem dieser ihn auffordert­e, Ermittlung­en gegen seinen Sicherheit­sberater Michael Flynn einzustell­en. Dass Trump damit Justizbehi­nderung begangen habe, wollte er nicht ausschließ­en.

Kritisch äußern sich aber mittlerwei­le unabhängig­e Experten zu Comeys Auftritt sowie seinem Buch, für das er diese Woche eine große Pr-tournee starten wird. Sie verwiesen zum einen auf Fehler im Umgang mit dem E-mail-skandal um die demokratis­che Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton. Comey räumte unter anderem ein, kurz vor der Wahl die Wiederaufn­ahme von Ermittlung­en verkündet zu haben, weil er sicher war, dass Clinton gewinnen würde. Damit habe er verhindern wollen, dass im Nachhinein die Legitimitä­t ihres Siegs in Frage gestellt wird.

Der frühere Fbi-agent James Gagliano wirft dem ehemaligen Chef der Kripo vor, mit der Kommerzial­isierung seines Amts gegen ethische Prinzipien zu verstoßen. Nach den Grundsätze­n des FBI werde er auch nach seiner Entlassung als Mitarbeite­r des Hauses angesehen „und sollte sich auf keinen Fall zum eigenen Nutzen über laufende Ermittlung­en äußern, welche nationale Interessen betreffen“.

Philip Mudd, früher beim Geheimdien­st CIA für Terrorbekä­mpfung zuständig, meinte zudem, dass es unpassend gewesen sei, in dem Buch auf Äußerlichk­eiten wie die Größe der Hände oder die weißen Ränder unter den Augen des Präsidente­n einzugehen. „Er sinkt damit auf Trumps Niveau und kompromitt­iert sowohl sich selbst als auch das Amt des Fbi-direktors“, sagte Mudd.

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Foto:emmanuel Dunand/ afp Entfernt sich immer mehr von der EU: die Türkei mit ihrem Präsidente­n Erdogan.

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