Vom Glück, Glück zu teilen
Heinz Zeisberger hat vor zehn Jahren den Verein „Help! – Wir helfen!“gegründet.
Schwäbisch Hall. „Wir können nur Regentropfen sein“, sagt Heinz Zeisberger, der vor zehn Jahren den Verein „Help! – Wir helfen!“gegründet hat. „Ein Regentropfen ist nicht viel, aber wenn es viele Tropfen regnet, wird alles grün.“Der 69-Jährige ist eigentlich kein poetischer Mann. Der Betriebswirt hat jahrzehntelang den Vertrieb der Bausparkasse Schwäbisch Hall für die neuen Bundesländer geleitet sowie die hausinternen Fortbildungen. „Ich hatte unglaublich viel Glück“, sagt er. Von diesem Glück wollte er mit Beginn seines Ruhestands anderen etwas abgeben. Er wollte das einbringen, was er kann: organisieren, Menschen ansprechen und motivieren.
Mit dieser Offenheit im Herz und Kopf traf er 2008 zufällig in der Michelfelder Bankfiliale einen Bekannten, der für ein 16-jähriges philippinisches Mädchen eine Beinprothese und die dafür nötige Operationen finanzieren wollte. Es kam, wie es vielleicht kommen sollte: Zeisberger begann sich zu informieren, nachzudenken und schließlich zu organisieren. Innerhalb weniger Wochen stand der gemeinnützig anerkannte Verein, innerhalb kurzer Zeit war die Operation finanziert. „Wir dachten, jetzt werden wir überrannt mit Anfragen“, erinnert sich Zeisberger. Doch noch war der Hilfsverein gar nicht auf dem Radar der Bedürftigen.
So begann die Arbeit. Zeisberger reiste auf die Philippinen – dort liegt der Schwerpunkt der Vereinsarbeit – und knüpfte Kontakte zu Kliniken und Einrichtungen. Gleichzeitig begann der Aufbau eines Hilfsvereins, der inzwischen in sieben Landkreisen im Südwesten vertreten ist, mehr als 500 Mitglieder hat und eine Spendensumme von mehr als 750 000 Euro ausgegeben hat. Inzwischen hat der Verein sein selbstgestecktes Ziel erreicht: Rein rechnerisch wird – finanziert durch „Help! – Wir helfen!“– jeden Tag ein Mensch medizinisch behandelt. Die meisten medizinischen Hilfsleistungen kommen Menschen in Asien, die an einer Lippen-gaumen-spalte leiden, zugute. Humanitäre Hilfe leistete der Verein aber auch nach Hochwasserkatastrophen etwa in Peru.
Im Lauf der Jahre wurde unter der Regie von Heinz Zeisberger eine Vereinsstruktur aufgebaut, die mit professionellen Hilfsorganisationen konkurrieren kann. Mehrfach und unabhängig voneinander prüfen Mitarbeiter die Anträge auf Unterstützung, denn „wir wollen, dass das Geld wirklich den Bedürftigen zu Gute kommt“. Ebenso geprüft wird, wie das Geld eingesetzt wird, bezahlt wird erst nach Abschluss der Operationen.
Die Arbeit, die Begegnungen mit den Helfern und Bedürftigen, hat Zeisberger verändert. Vor zehn Jahren bedrängte er beinahe die Öffentlichkeit, um den Verein zu verankern. Heute ist er immer noch hochengagiert, präsentiert bei der Hauptversammlung einen Geschäftsbericht, der mit Grafiken und Analysen einer Bilanz gleicht. Gleichzeitig lässt er aber weit mehr Bilder und Gefühle sprechen. So erzählt er davon, dass ihm „vor Freude das Herz aufspringt“, wenn er sieht, wie beispielsweise ein kleines Kind, das keine Hände und Füße hat, jetzt mit Buntstiften zeichnen kann. Er ist zum Regentropfen geworden.