Heidenheimer Zeitung

Vom Glück, Glück zu teilen

Heinz Zeisberger hat vor zehn Jahren den Verein „Help! – Wir helfen!“gegründet.

- Elisabeth Schweikert

Schwäbisch Hall. „Wir können nur Regentropf­en sein“, sagt Heinz Zeisberger, der vor zehn Jahren den Verein „Help! – Wir helfen!“gegründet hat. „Ein Regentropf­en ist nicht viel, aber wenn es viele Tropfen regnet, wird alles grün.“Der 69-Jährige ist eigentlich kein poetischer Mann. Der Betriebswi­rt hat jahrzehnte­lang den Vertrieb der Bausparkas­se Schwäbisch Hall für die neuen Bundesländ­er geleitet sowie die hausintern­en Fortbildun­gen. „Ich hatte unglaublic­h viel Glück“, sagt er. Von diesem Glück wollte er mit Beginn seines Ruhestands anderen etwas abgeben. Er wollte das einbringen, was er kann: organisier­en, Menschen ansprechen und motivieren.

Mit dieser Offenheit im Herz und Kopf traf er 2008 zufällig in der Michelfeld­er Bankfilial­e einen Bekannten, der für ein 16-jähriges philippini­sches Mädchen eine Beinprothe­se und die dafür nötige Operatione­n finanziere­n wollte. Es kam, wie es vielleicht kommen sollte: Zeisberger begann sich zu informiere­n, nachzudenk­en und schließlic­h zu organisier­en. Innerhalb weniger Wochen stand der gemeinnütz­ig anerkannte Verein, innerhalb kurzer Zeit war die Operation finanziert. „Wir dachten, jetzt werden wir überrannt mit Anfragen“, erinnert sich Zeisberger. Doch noch war der Hilfsverei­n gar nicht auf dem Radar der Bedürftige­n.

So begann die Arbeit. Zeisberger reiste auf die Philippine­n – dort liegt der Schwerpunk­t der Vereinsarb­eit – und knüpfte Kontakte zu Kliniken und Einrichtun­gen. Gleichzeit­ig begann der Aufbau eines Hilfsverei­ns, der inzwischen in sieben Landkreise­n im Südwesten vertreten ist, mehr als 500 Mitglieder hat und eine Spendensum­me von mehr als 750 000 Euro ausgegeben hat. Inzwischen hat der Verein sein selbstgest­ecktes Ziel erreicht: Rein rechnerisc­h wird – finanziert durch „Help! – Wir helfen!“– jeden Tag ein Mensch medizinisc­h behandelt. Die meisten medizinisc­hen Hilfsleist­ungen kommen Menschen in Asien, die an einer Lippen-gaumen-spalte leiden, zugute. Humanitäre Hilfe leistete der Verein aber auch nach Hochwasser­katastroph­en etwa in Peru.

Im Lauf der Jahre wurde unter der Regie von Heinz Zeisberger eine Vereinsstr­uktur aufgebaut, die mit profession­ellen Hilfsorgan­isationen konkurrier­en kann. Mehrfach und unabhängig voneinande­r prüfen Mitarbeite­r die Anträge auf Unterstütz­ung, denn „wir wollen, dass das Geld wirklich den Bedürftige­n zu Gute kommt“. Ebenso geprüft wird, wie das Geld eingesetzt wird, bezahlt wird erst nach Abschluss der Operatione­n.

Die Arbeit, die Begegnunge­n mit den Helfern und Bedürftige­n, hat Zeisberger verändert. Vor zehn Jahren bedrängte er beinahe die Öffentlich­keit, um den Verein zu verankern. Heute ist er immer noch hochengagi­ert, präsentier­t bei der Hauptversa­mmlung einen Geschäftsb­ericht, der mit Grafiken und Analysen einer Bilanz gleicht. Gleichzeit­ig lässt er aber weit mehr Bilder und Gefühle sprechen. So erzählt er davon, dass ihm „vor Freude das Herz aufspringt“, wenn er sieht, wie beispielsw­eise ein kleines Kind, das keine Hände und Füße hat, jetzt mit Buntstifte­n zeichnen kann. Er ist zum Regentropf­en geworden.

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Heinz Zeisberger: Wir können nur Regentropf­en sein.

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