Volksbühne stellt sich auf Hängepartie ein
Nach dem Abgang des geschmähten Chefs Chris Dercon ist in Berlin alles offen.
Die Berliner Volksbühne muss sich nach der Trennung von ihrem umstrittenen Intendanten Chris Dercon auf eine lange Hängepartie einstellen. Im verantwortlichen Ausschuss des Abgeordnetenhauses fand Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gestern breite Unterstützung für seinen Kurs, die Nachfolgefrage in aller Ruhe zu klären.
Lederer sagte, zunächst gehe es darum, das Theater überhaupt wieder arbeitsfähig zu machen. Sämtliche Mitarbeiterverträge sollten deshalb wie vereinbart weiterlaufen. „Die Mitarbeiter sind jetzt das Pfund, die Basis dafür, dass die Volksbühne wieder anfangen kann.“
Dercon, als Nachfolger des langjährigen Theaterchefs Frank Castorf von Anfang an umstritten, hatte in der vergangenen Woche überraschend seinen Rücktritt erklärt. Nach Darstellung von Lederer im Kulturausschuss war die Trennung unvermeidbar. So habe es schon im November Anzeichen gegeben, dass Dercons Konzept finanziell nicht aufgehe. Dennoch habe der Belgier in keiner Weise gegengesteuert.
„Es gab keinerlei Ansatz, keine Idee, wo es hingehen sollte“, sagte Lederer. Zwar wies er Berichte zurück, die Bühne stehe kurz vor dem Ruin. Zugleich schloss er nicht aus, dass zusätzliche öffentliche Mittel für eine Konsolidierung nötig sein könnten.
Vertreter der Opposition gaben dem Regierungschef Michael Müller, dem früheren Kulturstaatssekretär Tim Renner (beide SPD) und Lederer eine Mitschuld an dem Debakel. „Von Seiten der Exekutive ist alles getan worden, dass das Konzept Dercon scheitert“, sagte der Cdu-abgeordnete Robbin Juhnke. Lederer wies die Vorwürfe zurück.
Der kurzfristig berufene Interimschef Klaus Dörr brachte eine Führungsstruktur mit mehreren Personen ins Gespräch. Angesichts „der Bedeutung der Ära Frank Castorfs“halte er es fast für ausgeschlossen, dass ein einzelner Intendant die Aufgabe schaffe. „Schnellschüsse richten nur Schaden an“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. „Für die qualifizierte Vorbereitung einer Intendanz braucht man anderthalb bis zwei Jahre.“
Dercon hatte mit teuren Gastspielen und mit der erhofften Bespielung des früheren Flughafens Tempelhof viel Geld verplant. Dörr kündigte eine Kehrtwende an. „Wir müssen nach und nach ein Repertoire aufbauen, die Voraussetzungen für den Neuaufbau des Ensembles schaffen.“ Ränge sind trotz vergleichsweise hoher Eintrittspreise voll. Mölich-zebhauser setzt sich gegen eine übertriebene Aktualisierung der klassischen Stücke ein.
Simon Rattle nannte seine Zeit in Baden-baden kürzlich wundervoll. Er hat sich mit den Osterfestspielen vorläufig aus Baden-baden verabschiedet. Im nächsten Jahr spielen die Berliner Philharmoniker unter der neuen Leitung von Kirill Petrenko. Auch Mölich-zebhausers Nachfolger steht schon fest: 2019 kommt der Direktor des Konzerthauses Dortmund, Benedikt Stampa, nach Baden-baden.
Für die traditionsreiche Bäderund Kurstadt hat sich das gewaltige Opernhaus in zwei Jahrzehnten zu einem Segen entwickelt. „Das Festspielhaus ist längst eine Erfolgsgeschichte, ein Aushängeschild für Baden-baden“, freut sich Oberbürgermeisterin Margret Mergen.