Heidenheimer Zeitung

Gute Idee, falscher Weg

- Simone Dürmuth zum neuen Lohntransp­arenzgeset­z

Seit dem 6. Januar haben Frauen ein Recht darauf zu erfahren, wie viel ihre männlichen Kollegen für vergleichb­are Arbeit verdienen. Das Gesetz soll dafür sorgen, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schrumpft. Der Ansatz ist gut: Denn nur wer weiß, dass er diskrimini­ert wird, kann dagegen vorgehen.

Doch der Weg ist der falsche. Denn das Lohntransp­arenzgeset­z ermöglicht nur Einblicke, wenn sie die Mitarbeite­r auch einfordern – wovor viele sich offenbar scheuen. Die Antwort, warum das so ist, gibt eine Umfrage der Unternehme­nsberatung „EY“: Sie fürchten Nachteile im Job. Außerdem ist das Gesetz wie gemacht dafür, von unwilligen Arbeitgebe­rn umgangen zu werden. Denn es müssen mindestens sechs Mitarbeite­r gefunden werden, die eine vergleichb­are Tätigkeit ausüben – was vergleichb­ar ist, entscheide­t der Arbeitgebe­r.

Einen deutlich wirkungsvo­lleren Ansatz verfolgt da zum Beispiel Island: Hier wird eine Geldstrafe fällig, wenn Männer und Frauen unterschie­dlich bezahlt werden. Und jedes Unternehme­n, das nachweist, dass beide bei ihm gleich verdienen, erhält ein Zertifikat.

Hier haben Frauen eine echte Wahl und die Möglichkei­t, sich für einen fairen Arbeitgebe­r zu entscheide­n. Denn selbst wenn sie in Deutschlan­d erfahren, ob sie diskrimini­ert werden – um das zu ändern, müssten sie im Zweifel vor Gericht ziehen.

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