Gute Idee, falscher Weg
Seit dem 6. Januar haben Frauen ein Recht darauf zu erfahren, wie viel ihre männlichen Kollegen für vergleichbare Arbeit verdienen. Das Gesetz soll dafür sorgen, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schrumpft. Der Ansatz ist gut: Denn nur wer weiß, dass er diskriminiert wird, kann dagegen vorgehen.
Doch der Weg ist der falsche. Denn das Lohntransparenzgesetz ermöglicht nur Einblicke, wenn sie die Mitarbeiter auch einfordern – wovor viele sich offenbar scheuen. Die Antwort, warum das so ist, gibt eine Umfrage der Unternehmensberatung „EY“: Sie fürchten Nachteile im Job. Außerdem ist das Gesetz wie gemacht dafür, von unwilligen Arbeitgebern umgangen zu werden. Denn es müssen mindestens sechs Mitarbeiter gefunden werden, die eine vergleichbare Tätigkeit ausüben – was vergleichbar ist, entscheidet der Arbeitgeber.
Einen deutlich wirkungsvolleren Ansatz verfolgt da zum Beispiel Island: Hier wird eine Geldstrafe fällig, wenn Männer und Frauen unterschiedlich bezahlt werden. Und jedes Unternehmen, das nachweist, dass beide bei ihm gleich verdienen, erhält ein Zertifikat.
Hier haben Frauen eine echte Wahl und die Möglichkeit, sich für einen fairen Arbeitgeber zu entscheiden. Denn selbst wenn sie in Deutschland erfahren, ob sie diskriminiert werden – um das zu ändern, müssten sie im Zweifel vor Gericht ziehen.