Was die Jugend gerne hätte
Jugendkongress Niederstotzingens Bürgermeister Marcus Bremer fragte die Jugend, was sie sich für die Stadt wünscht. Viele Vorschläge wurden gemacht, von denen drei umgesetzt werden sollen. Von Patrick Vetter
Niederstotzingen.
Mit 90 Teilnehmern fand die erste Kinder- und Jugendversammlung der Stadt beachtlichen Zuspruch. Sie nutzten die ihnen gebotene Chance, ihre Wünsche und Vorstellungen aufzuzeigen.
Normalerweise entscheiden nur die Erwachsenen“, sagt die 10-jährige Alina. Auch deshalb besuchte sie zusammen mit 89 anderen Kinder und Jugendlichen den ersten Niederstotzinger Jugendkongress.
Bürgermeister Marcus Bremer lud alle Bürger der Stadt zwischen 10 und 18 Jahren ein, um sich auch deren Vorschläge für Niederstotzingen anzuhören. Davon hatten die jungen Einwohner viele im Gepäck. Bei insgesamt zirka 300 Kindern dieser Altersklasse in der Stadt war die Beteiligung an dem Kongress hoch.
In einer ersten Runde waren nur die Kinder bis 13 Jahre zu Gast im Feuerwehrhaus in Niederstotzingen. 57 waren es in dieser Altersklasse. Hauptamtsleiter Andreas Häußler erklärte zu Beginn, wie die Stadt und ihre Verwaltung aufgebaut ist und wie Entscheidungen getroffen werden. „Die Veranstaltung ist mir wichtig. Kinder sind unsere Zukunft und die sollte man fördern“, so Häußler.
Bremer begeisterte alle schnell, sich Gedanken zu machen, was in Niederstotzingen noch fehlt. Er erklärte den Kindern, wieso es wichtig ist, dass sie sich an solchen Veranstaltungen beteiligen.
Vorschläge in Gruppenarbeit
In einem Kennenlern-spiel sagten die Kinder zunächst, was Niederstotzingen für sie ausmacht: Der Fußball- und Spielplatz und der Dönerladen, aber auch abstraktere Dinge wie Freunde und die Natur waren Favoriten.
In Gruppenarbeit sammelten sie dann Vorschläge, was in Niederstotzingen umgesetzt werden sollte, wie das funktionieren kann, warum es wichtig ist und wie sie sich selbst an der Umsetzung beteiligen könnten. „Ich hab mir schon vorher überlegt, was mir wichtig ist. Ein Handyladen wäre cool“, sagt Fabian Gschwind aus Oberstotzingen. Vorschläge wie eine Eisdiele, ein Grillplatz oder ein neues Schwimmbad zogen sich durch fast alle Gruppen. Auch wünschten sich viele Kinder eine Bücherei und waren bereit, dafür Bücher zu spenden. Die Kinder diskutierten mit dem Bürgermeister, wo solche Projekte umgesetzt werden könnten. So war das alte Bahnhofsgebäude immer wieder Thema. „Ich bin begeistert von der Dynamik und der Beteiligung der Kinder“, sagt Bremer.
Die Kinder machten auch auf bestehende Probleme aufmerksam, die „den Großen“nicht auffallen: schlecht laufende Seilbahnen, fehlende Mülleimer auf dem Sportplatz und die dreckigen Grundschulklos zum Beispiel. Bremer nahm alle Wortmeldungen ernst und erklärte ausführlich, ob die Vorschläge umsetzbar sind.
Die ältere Gruppe, die Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren, machten sich mehr Gedanken über die Umsetzung ihrer Vorschläge. Sie kamen direkt nach den Kindern zum Gespräch mit dem Stadtoberhaupt. Der Ablauf und die Wünsche selbst blieben aber ähnlich: „Vieles überschneidet sich bei den Altersgruppen“, sieht auch Bremer. Die Organisation eines Jugendtreffs und die Verwaltung einer öffentlichen Grillstelle wurden diskutiert. Bremer schlug eine Patenschaft vor, um der Jugend selbst Verantwortung zu übergeben.
Eine Eisdiele brachten auch die Älteren mit dem leerstehenden Bahnhofsgebäude in Verbindung. „Ich kann mir vorstellen, dass sich im Bahnhof etwas machen lässt“, sagte Bremer und versprach, mit den Eigentümern zu sprechen. Auch bei der Busverbindung und deren Zuverlässigkeit forderten die Jugendlichen Verbesserung. „Im Herbst treffen wir uns nochmal alle. Aus allen Vorschlägen werden drei ausgewählt, die dann auch umgesetzt werden sollen“, erklärt Bremer.
Die Vorschläge sind umsetzbar
Die Jugendlichen sollen die Vorschläge selbst dem Gemeinderat präsentieren. „Man muss an den Ideen dran bleiben. Für seine Stadt darf man sich auch einsetzen“, sagt der 17-jährige Nico Kwasnitschka aus Stetten. Bremer zeigt sich zuversichtlich: „Die Vorschläge sind umsetzbar. Es kommt allerdings noch auf die Auswahl der Projekte und die Präsentation an.“
Laut der neuen Gemeindeordnung müssen Kommunen die Jugend in Entscheidungen, die deren Interessen berühren, mit einbeziehen. „Hier geht es aber nicht nur um die Vorgaben. Die Beteiligung der Jugend war schon Thema in meinem Wahlkampf“, sagt Bremer.
Organisiert wurde der Kongress von Bremer selbst sowie Andreas Häußler, Monika Großhable und Martina Gottschalk.