Heidenheimer Zeitung

Den Bomben sollen Worte folgen

Die EU bemüht sich um eine neue diplomatis­che Initiative. Doch die Chancen sind nicht sehr groß, dass Russland mitziehen wird. Ohne den Kreml lässt sich der Konflikt aber nicht lösen.

- dpa

Luxemburg. Die EU hat sich geschlosse­n hinter die Luftangrif­fe auf Ziele in Syrien gestellt, allerdings vergleichs­weise zurückhalt­end. In einer Stellungna­hme heißt es lediglich, man habe „Verständni­s“für die von den USA, Frankreich und Großbritan­nien ausgeführt­en Angriffe auf Chemiewaff­enanlagen. Man unterstütz­e alle Anstrengun­gen mit dem Ziel, den Einsatz von Chemiewaff­en zu verhindern.

Mit der Erklärung bleibt die EU hinter solchen zurück, die Regierunge­n einzelner Mitgliedst­aaten abgegeben hatten. Eine klarere Eu-sprache verhindert­en offensicht­lich Staaten aus der Gruppe von Ländern, die nicht Mitglied der Nato sind. Das Bündnis hatte am Wochenende eine deutliche Botschaft verfasst. In ihr ist von „voller Unterstütz­ung“für die Luftangrif­fe die Rede.

Unterdesse­n konzentrie­ren sich die Bemühungen auf eine diplomatis­che Lösung. Frankreich und Deutschlan­d preschen vor. Das Vorgehen wirft Fragen auf.

Wie soll diese neue diplomatis­che Initiative aussehen? Paris

setzt auf einen umfassende­n Vorstoß zu zentralen Fragen der Syrien-krise: die Verhinderu­ng des Einsatzes von Chemiewaff­en, die vom Un-sicherheit­srat geforderte Waffenruhe, humanitäre­r Zugang und politische Gespräche für eine Beilegung des Konflikts. Der vorgelegte Entwurf für eine Un-resolution enthält keine wirklich neuen Vorschläge.

Welche Rolle spielt Deutschlan­d bei der Initiative?

Deutschlan­d ist eine treibende Kraft und betont die Notwendigk­eit, mit Russland ins Gespräch zu kommen. „Ohne Russland wird man diesen Konflikt nicht lösen können“, sagt etwa Außenminis­ter Heiko Maas (SPD), der aber gleichzeit­ig Moskau in den vergangene­n Wochen „Aggression“und „zunehmend feindselig­es“Verhalten vorwarf. Die Rolle eines neutralen Vermittler­s zwischen Russland und dem Westen wird Deutschlan­d damit nicht einnehmen können.

Was will die Us-regierung?

Seit dem Amtsantrit­t von Präsident Donald Trump ist seitens der USA nicht eine einzige diplomatis­che Initiative bekannt. Der einst strahlende diplomatis­che Apparat der Supermacht ist massiv geschwächt. Im Un-sicherheit­srat gibt es seitens der USA keinerlei Bewegung.

Welche Druckmitte­l hat der Westen gegen Syrien und dessen Verbündete Russland und Iran?

Die Möglichkei­ten sind überschaub­ar. In Europa gelten Sanktionen gegen Russland nicht als Option, da dafür in der EU die nötige Einstimmig­keit fehlt. In Washington dagegen wurden für Montag neue Sanktionen gegen Moskau erwartet. Sie sollen Russland dazu bringen, sich zu bewegen und von Syriens Präsident Baschar al-assad abzurücken – warum das diesmal anders sein sollte als bisher, ist fraglich.

Wird Moskau auf den Vorschlag aus Paris und Berlin eingehen?

Russland ist sehr skeptisch, auch weil es befürchtet, an Einfluss in der Region zu verlieren. Dennoch gibt sich Moskau zumindest nach außen hin kompromiss­bereit. Denn auch im Kreml will man den Konflikt nicht weiter eskalieren lassen.

Warum waren alle Friedensve­rhandlunge­n bisher erfolglos?

Vor allem Syriens Regierung zeigt wenig Interesse an einer politische­n Lösung. Zu erklären ist das durch die militärisc­hen Erfolge der regierungs­treuen Truppen, die Verhandlun­gen aus der Sicht von Assad nicht notwendig erscheinen lassen.

Muss man auch mit Syriens Präsident Assad verhandeln?

Syriens Regierung kontrollie­rt wieder die zentralen Teile des Landes, darunter alle wichtigen Städte. Die Führung in Damaskus ist im Bürgerkrie­g ein so starker Akteur, dass es ohne sie keine Lösung geben kann.

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Foto: Virginia Mayo/dpa Eu-außenbeauf­tragte Federica Mogherini erklärt die Position der EU zu Syrien. Sie ist zurückhalt­end.

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