Stolz auf neuen Weltstandard
Wenn in einem Monat europaweit ein neues Datenschutz-recht gilt, wird sich Jan-philipp Albrecht besonders freuen. Der Grünen-politiker war als Abgeordneter im Europaparlament maßgeblich daran beteiligt, die Verordnung durchzusetzen. Albrecht war von 2012 bis 2013 als Berichterstatter eine Art Ideengeber und hat die Position des Parlaments gegenüber Kommission und Rat koordiniert.
Heute ist sich der 35-Jährige sicher, dass die neuen Eu-regeln „Weltstandard“in Sachen Datenschutz werden. Es habe sich gezeigt, „dass der europäische Binnenmarkt groß genug ist, um international Normen zu setzen“. Die Europäer könnten außerdem „extrem stolz“darauf sein, dass sie Kritik auch aus den USA ignoriert hätten, wonach ihre Vorstellung von Datenschutz „Unsinn“oder „von gestern“sei. Dem studierten It-juristen spielte damals der Nsa-skandal in die Hände. Unter dem Eindruck der Enthüllungen des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowdens hatte er genug öffentlichen Rückenwind, um gegen massiven Lobbydruck ein verbraucherfreundliches Datenschutzrecht durchzusetzen. 3999 Änderungsanträge musste er einarbeiten – damaliger Parlamentsrekord.
Tatsächlich schauen die Amerikaner heute neugierig nach Europa. Sogar Facebook-chef Mark Zuckerberg hat die neuen Eu-regeln vor dem Us-kongress als richtig bezeichnet – eine „Riesen-genugtuung“für Albrecht. Schon vor Jahren nannte die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Grünen den „Zuckerberg-besieger“.
Erst ein Anfang
Für Albrecht ist die Datenschutz-reform aber noch nicht beendet. Zwar seien die Grundlagen festgelegt, sagt er. Zukünftig würden die Herausforderung an den Datenschutz noch größer: „Wir reden über Zeiten, in denen intelligente Autos mit Kameras uns ständig aufnehmen. Da kann man gar nicht mehr nach dem Einverständnis fragen.“Nötig seien deshalb unter anderem „stärkere Anonymisierungspflichten“für die erfassten Daten.
Albrecht ist verheiratet und It-rechtler. Bevor er 2009 mit damals 26 Jahren der damals jüngste deutsche Eu-parlamentarier wurde, führte ihn sein Studium von Hannover über Oslo nach Berlin. Dieses Jahr noch wird Albrecht Brüssel allerdings verlassen. Es zieht ihn nach Kiel. Dort tritt der gebürtige Braunschweiger in der Landesregierung Schleswig-holsteins als Minister für Umwelt, Landwirtschaft und Digitalisierung die Nachfolge Robert Habecks an. Der Grünen-vorsitzende wiederum wechselt nach Berlin.