Immer angepasster
Ein halbes Jahr nach ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag hat sich die Partei, die sich die Alternative in den Namen geschrieben hat, in rasender Geschwindigkeit an die Verhaltensmuster der anderen Parteien angenähert. War man am Anfang noch stolz darauf, dass die Afd-abgeordneten bereits alle ihre Sitze im Plenarsaal eingenommen hatten, als in den Stuhlreihen der anderen Parteien noch gähnende Leere herrschte, klafft inzwischen auch im Sitzblock ganz rechts regelmäßig ein nicht zu übersehendes Loch. Der parlamentarische Geschäftsführer Bernd Baumann wird nicht müde zu betonen, dass die AFD thematisch genau so breit aufgestellt ist wie alle anderen. Und die drei Abgeordneten, die Ausschüsse leiten, erklären stets, wie überparteilich sie dieses Amt wahrnehmen würden.
Sebastian Münzenmaier zum Beispiel. Der 28-Jährige, gegen den ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung läuft, sitzt dem Tourismus-ausschuss vor und sagt: „Ich verstehe meine Rolle als neutrales, moderierendes Amt.“Die Atmosphäre sei angenehm, harmonisch, schließlich arbeite man für ein „gemeinsames Ziel“.
Die Mühlen des Bundestages haben die Fraktion merklich geschliffen. Das ändert nichts an ihrer Ausrichtung. In einer Rede hat der Abgeordnete Gottfried Curio das Fortpflanzungsverhalten von Afrikanern ebenso thematisiert wie die anstehende Übernahme Deutschlands durch die hier lebenden Türken. Meldet sich die AFD zu ihren Kernthemen zu Wort, tut sie das im national-populistischen Tonfall. Wenn es nicht um ihre Kernthemen geht, schaffen es Afd-abgeordnete trotzdem, einen Bezug zur Flüchtlingskrise herzustellen.
Und es ändert nichts an ihren öffentlichen Auftritten. Im Plenum fallen die Abgeordneten vor allem mit aggressiven Zwischenrufen und zahlreichen Zwischenfragen auf. Und im Internet werden die anderen stets als „Altparteien“und Claudia Roth (Grüne) als „Deutschlandhasserin“bezeichnet.
Münzenmaier sieht das natürlich anders: „Das Plenum ist lebendiger und emotionaler geworden.“Und dass die AFD nicht mehr vollzählig an den Sitzungen teilnimmt, liege nicht an ihnen. „Es gibt unglaublich viele Termine neben dem Plenum“, sagt er. Das gehe nicht. Die AFD will deshalb die Geschäftsordnung des Bundestages ändern. Bevor die Geschäftsordnung sie ändert.