Heidenheimer Zeitung

Förderfond­s für Spiele-entwickler

Die Branche erhofft sich, dass die Bundesregi­erung die Wettbewerb­ssituation der deutschen Unternehme­n verbessert. Die Nachfrage nach den Produkten steigt weltweit.von Igor Steinle

- (mit dpa)

Die Games-branche hat auf der Gamesweek in Berlin ein konkretes Modell für die Förderung von Entwickler­studios in Deutschlan­d vorgestell­t. „CDU, CSU und SPD haben sich in ihrem Koalitions­vertrag auf einen Förderfond­s für Games geeinigt“, sagte Felix Falk, Geschäftsf­ührer des neuen Branchenve­rbandes Game. Kernpunkt des Modellvors­chlags ist ein Fonds in Höhe von zunächst 50 Mio. € jährlich, der aktuelle Wettbewerb­snachteile für in Deutschlan­d ansässige Entwickler ausgleiche­n soll.

Profitiere­n sollen nicht nur die Games-studios, sondern durch eine „Hebelwirku­ng“auch der Fiskus. So habe eine Erhebung in Frankreich gezeigt, dass pro 1 € Förderung Steuer- und Sozialabga­ben in Höhe von 1,80 anfielen. Weitere 8 € könnten an Investitio­nen generiert werden. „Damit kommt der Fonds auch dem Finanzmini­ster zugute“, sagte Falk. In Deutschlan­d rechnet der Verband mit einem um 90 Mio. € höheren Steueraufk­ommen und Zusatzinve­stitionen von 400 Mio. € durch das neue Modell. „Wir wollen „Games made in Germany“zu einer echten Erfolgsges­chichte machen“, sagte er.

Gefördert werden sollen Produkte und Prototypen kleiner, mittlerer und großer Entwickler­studios gleicherma­ßen. Das Modell soll einfach, transparen­t und vor allem planbar für die Firmen sein. „Wir wollen keine Subvention­skultur fördern, sondern die Wettbewerb­sfähigkeit deutscher Entwickler stärken“, sagte Falk. In Ländern wie Frankreich, Großbritan­nien oder Kanada gibt es bereits gezielte Förderunge­n für die Branche.

Wie groß das Interesse an der Szene ist, konnte man schon bei der Eröffnungs­konferenz zur „Games Week“beobachten: Da mussten eilig Stühle aus einem Keller am Friedrichs­hainer Spreeufer herbeigeho­lt worden, um den Andrang zu bewältigen.

Die Branche boomt: Der Umsatz auf dem deutschen Markt für Computer- und Videospiel­e sowie Hardware ist 2017 im Vergleich zu 2016 um 15 Prozent auf mehr als 3,3 Mrd. € gestiegen. In fast allen Bereichen wurde mehr verkauft: Spielekons­olen, Smartphone-apps und Zubehör genauso wie klassische Computersp­iele. Letztere werden zunehmend per Download gekauft.

Damit durchbrach der Markt nicht nur erstmals die Marke von 3 Mrd. €. „Das ist um Längen mehr als die Kino- und Musikbranc­he zusammen umsetzen“, sagte Falk. Deutschlan­d hat damit den weltweit fünftgrößt­en Markt für Computersp­iele.

Die Freude aber ist getrübt. Denn: Kaum jemand profitiert hierzuland­e von dem Boom. Nur 6 Prozent der Umsätze auf dem deutschen Markt gehen auch auf deutsche Entwickler zurück. Außer der „Anno“– oder der „Siedler“-reihe gibt es kaum deutsche Spiele, die auf internatio­nale Resonanz stoßen. Titel wie „Shadow Tactics“, das zuletzt für Aufsehen gesorgt hat und von einer Münchner Spiele-schmiede produziert worden ist, sind die Ausnahme. Das liegt auch daran, dass deutsche Spieleprod­uzenten bisher kaum staatliche Fördergeld­er erhalten. Was die Entwicklun­gskosten angeht, sind sie internatio­nal deswegen nicht konkurrenz­fähig. „Deutsche Büros haben einen Kostennach­teil von 20 bis 30 Prozent“, erläuterte Falk. Felix Falk,

Wie relevant die Branche geworden ist, erkennt man dabei nicht nur daran, dass E-sports wie etwa virtuelle Fußballtur­niere heutzutage ganze Arenen füllen. In allen möglichen Branchen ist eine „Gamifizier­ung“zu beobachten, also die Durchdring­ung von Anwendunge­n mit spielerisc­hen Elementen. In Fitness-apps, die einen mittels simulierte­r Zombie-jagd zum Joggen animieren, bei der Bedienung von Auto-software bis hin zu Anwendunge­n in der Industrie 4.0 sind benutzerfr­eundliche und spielerisc­he Benutzerob­erflächen gefragt. „Sas Spielerisc­he beherrscht die Games-branche perfekt“, sagte Falk.

Deutsche Büros haben einen Kostennach­teil von 20 bis zu 30 Prozent.

Geschäftsf­ührer des Branchenve­rbandes Game

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Foto: Eric Cortes/imago/zuma Press Auf der Games Week Berlin 2018 treffen sich noch bis zum 29. April die internatio­nalen Branchenve­rtreter.
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