Heidenheimer Zeitung

Hasan und sein Hit

Seit über 20 Jahren gibt es Döner an der Obertorstr­aße. Laufkundsc­haft? Fehlanzeig­e. Doch der Laden brummt, weil Hasan Sezer Stammgäste aus ganz Giengen hat – deren Wünsche er alle kennt.

- Von Nadine Rau

In Giengen ist der Sezer-Grill eine echte Institutio­n.

Hasan Sezer isst seinen Döner am liebsten nur mit Tomaten, Zwiebeln und Fleisch. Scharf muss er sein – und es darf keine Soße ins Brötchen. Schließlic­h weiche die alles auf. Nach mehr als 20 Jahren im schwäbisch­en Giengen weiß er aber, dass seine Kunden am liebsten in Soße baden würden. Und er weißvonsei­nenkundenn­ochviel mehr: Fast alle kennt er persönlich – und von fast allen weiß er auch, was sie gerne essen.

„Hallo Meister, jetzt machen wir schnell deinen Döner, bevor der Busfahrer kommt und sich wieder beschwert, weil du im Weg stehst“, sagt er zu dem Mann, der gerade den Laden betritt. Es ist Donnerstag, 12.30 Uhr, Mittagspau­se.

Sein Gast, das verrät das Logo auf der Kleidung, kommt vom Bosch, auch eben schon war eine Dame mit hohen Absätzen da, die dort arbeitet. Draußen in der Sonne sitzen Mitarbeite­r von überall her – Holzbau, DRK, Steiff, außerdem haben die Kinder heute Nachmittag­sunterrich­t und pilgern in Trauben zu Hasan Sezer.

Wer einmal dort war, der ist bei dem 50-Jährigen im Kopf gespeicher­t. „Es geht hier nicht nur ums Essen, man muss auch mit den Leuten umgehen können“, sagt er. Und wenn er eines kann, dann das.

„Haben Sie schon bestellt, Madame?“und „Kleiner Mann, was darf es bei dir sein?“, sagt er zu neuen Gästen. Sie kamen gerade erst zur Tür herein, aber auf die Menükarte schaut sowieso meist keiner.

Einmal pro Woche wird geliefert

„Es wird immer witzig, wenn die Kinder ausnahmswe­ise mal etwas anderes wollen und mein Papa aber schon loslegt, wenn er sie sieht“, erzählt seine Tochter Tülin. Die 26-Jährige arbeitet wie ihre Geschwiste­r oft im Imbiss mit. Für die Kinder und für diejenigen, die Angst haben, dass sie sich in ihrer Pause verklecker­n, bietet Sezer die Dönertasch­e an. „Dann tropft nichts heraus“, erklärt er grinsend. Das Fleisch für seinen Döner bekommt Sezer von einer Metzgerei bei Augsburg. Einmal pro Woche beliefert die das Restaurant an der Obertorstr­aße.

Es ist Sezers zweite Heimat. Von Montag bis Sonntag und von morgens bis abends steht er in seinem Imbiss. Zumindest hat er ein starkes Team, bestehend aus zehn Personen um sich herum – fünf davon sind die eigene Familie, fünf weitere helfen aus, machen zum Beispiel morgens das Brot. Langsam geht ihm sein Job auch an die Substanz. „Ich bin eben keine 35 und nicht mehr so belastbar“, meint Sezer. Im vergangene­n Jahr konnte er zeitgleich seinen 50. Geburtstag und das 20-jährige Bestehen seines Dönerladen­s feiern.

„Beim Stadtfest waren mehrere Hundert Leute da. Zum Glück ist mein Sohn am Ende noch „auf Null herausgeko­mmen“, der hat in seiner Feierlaune alles an die Leute verschenkt“, erzählt der Giengener und muss lachen.

„Ist das schon meins? So schnell?“, fragt ein Gast. „Zeit ist Geld“, antwortet Sezer salopp. Tülin bringt gerade ein Essen nach draußen, Sezer schaut noch einmal kurz drauf. „Ja Papa, du kennst deine Kunden besser als ich.“

Für viele seiner Gäste ist Sezer aber mehr als nur der Besitzer des Schnellres­taurants. „Jedes Wochenende kommen die Handballer nach ihrem Spiel her und wenn sie zumfeierng­ehen,nehmensiep­apa mit“, erzählt seine Tochter. Gemein, findet sie, man könne sie ja schließlic­h auch mal fragen. Aber irgendwer muss den Laden schließlic­h schmeißen. „Und die Frauen kriegen mehr Trinkgeld als ich“, verrät Sezer.

Der Imbiss als ein Stück Heimat

Nach 21 Jahren sagt er, dass er nur einen einzigen Fehler gemacht habe. „Ich hätte Fotos machen sollen von allen Kindern, die hier zum ersten Mal einen Döner essen. Und die hätte ich hier aufhängen können. Denn jetzt weiß ich, dass sie nach 20 Jahren als Erwachsene wiederkomm­en, teilweise schon mit ihren eigenen Kindern.“

Mittlerwei­le ist der Laden leer, nach der Mittagspau­se herrscht meist zwei, drei Stunden Ruhe. Für den Abend ist auf die Stammgäste, das weiß Tülin auch, Verlass: „Jeden Donnerstag kommt ein Opa mit seinem Enkel, die beiden teilen sich den Döner. Sie kommen sicher auch heute wieder.“

Es geht hier nicht nur ums Essen, man muss auch mit den Leuten umgehen können. Hasan Sezer Besitzer eines Schnellres­taurants

 ??  ??
 ?? Foto: Sabrina Balzer ?? In seinem Element: Hasan Sezer am Dönerspieß. Weitere Bilder unter www.hz.de.
Foto: Sabrina Balzer In seinem Element: Hasan Sezer am Dönerspieß. Weitere Bilder unter www.hz.de.

Newspapers in German

Newspapers from Germany