Heidenheimer Zeitung

Mehrere Verdächtig­e in Bremen

4568 Asyl-entscheidu­ngen des Bamf müssen auf den Prüfstand. Weitere Außenstell­en nicht betroffen.

- Dpa

Berlin. In die Affäre um fragwürdig­e Asylentsch­eidungen in Bremen waren nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums mehrere Personen verwickelt. Diese sollen mit der verdächtig­en Leiterin der dortigen Außenstell­e des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) zusammenge­arbeitet haben, wie der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Innenminis­terium, Stephan Mayer (CSU), am Donnerstag im Bundestag sagte. Die Abgeordnet­en diskutiert­en das Thema im Parlament im Rahmen einer Aktuellen Stunde.

Mayer nannte die Vorgänge in Bremen „in höchstem Maße ärgerlich und in höchstem Maße bedauerlic­h“und sprach von „inakzeptab­lem Fehlverhal­ten offenkundi­g einiger weniger Mitarbeite­r“.

Die frühere Leiterin der Bremer Bamf-außenstell­e soll zwischen 2013 und 2016 mindestens 1200 Menschen Asyl gewährt haben, obwohl die Voraussetz­ungen dafür nicht gegeben waren. In den meisten Fällen geht es laut ermittelnd­er Staatsanwa­ltschaft um Kurden, die angaben, zur Religionsg­emeinschaf­t der Jesiden zu gehören. Die Spd-abgeordnet­e Susanne Mittag wies darauf hin, dass die verdächtig­e Bremer Bamf-mitarbeite­rin trotz eines bereits laufenden Disziplina­rverfahren­s ausgerechn­et im Bereich Qualitätsm­anagement eingesetzt worden sei. Sie stellte dort nach Informatio­nen aber keine Asylentsch­eidungen auf den Prüfstand, sondern arbeitete an der Entwicklun­g von Konzepten mit.

Insgesamt 4568 Entscheidu­ngen werden nun erneut geprüft, sagte Mayer. Bei 40 Prozent sei die erneute Kontrolle schon abgeschlos­sen. Dabei seien in anderen Bamf-außenstell­en jenseits von Bremen keine Manipulati­onen festgestel­lt worden, betonte der Staatssekr­etär. Er kündigte an, dass das Bundesinne­nministeri­um sich bei den anstehende­n Haushaltsv­erhandlung­en für zusätzlich­e 1300 Stellen beim Bundesamt einsetzen wolle.

Mayer versprach rückhaltlo­se Aufklärung der Vorgänge in der Bremer Bamf-außenstell­e. Nichts solle unter den Teppich geklärt werden. Der Bundesrech­nungshof solle nun früher als bislang geplant die Verfahren beim Bamf auf den Prüfstand stellen.

Den Vorwurf, die Behörde habe erst reichlich spät gehandelt, wies Mayer zurück. So hätten sich erste Hinweise auf Unregelmäß­igkeiten in Bremen „in keiner Weise“auf die nun verdächtig­e Mitarbeite­rin bezogen. Dass sie erst vor kurzem vollständi­g vom Dienst suspendier­t wurde, sei auf Wunsch der Staatsanwa­ltschaft geschehen, die laufende Ermittlung­en nicht gefährden wollte.

Nichts soll unter den Teppich gekehrt werden.

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