Heidenheimer Zeitung

Folge der großen Zahlen

- Günther Marx zu Unregelmäß­igkeiten im Bamf

Die Affäre um die unrechtmäß­ig erteilten Asylbesche­ide in der Bremer Außenstell­e des Bamf ist Wasser auf die Mühlen jener, die das Flüchtling­sthema vor allem unter dem Aspekt Chaos und Kontrollve­rlust betrachten. Und tatsächlic­h ist diese Sicht auch nicht ganz falsch, wenn es um die ersten Monate der Massenzuwa­nderung nach dem Herbst 2015 geht. Für die Verwaltung­en des Bundes und der Länder war dies eine gewaltige Herausford­erung.

Nur mit einer kompletten personelle­n Überforder­ung ist wohl zu erklären, dass Ende 2016 ein deutscher rechtsextr­emer Bundeswehr­leutnant ohne Arabisch-kenntnisse als syrischer Kriegsflüc­htling durchgehen konnte. In Bremen hat dagegen eine frühere Leiterin des Bamf wohl bewusst mehr als 1000 kurdischen Jesiden Asylbesche­ide erteilt, ohne dass dafür die Voraussetz­ungen gegeben waren. Ob sie sich hat bestechen lassen (von wem?) oder aus guter Absicht gehandelt hat, ist noch zu klären.

Vermutlich gibt es weitere Fälle dieser Art. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. So wurden allein im vergangene­n Jahr mehr als

600 000 Asylanträg­e abgearbeit­et, von einer Behörde, die binnen kurzer Zeit ihr Personal auf mehr als 7000 Stellen nahezu verdreifac­hen musste. Da kamen Kontrolle und Qualitätss­icherung nicht hinterher.

Das Bamf ist seit geraumer Zeit dabei, Defizite in seinen Strukturen aufzuarbei­ten. Das läuft, weshalb auch tausende Fälle noch einmal überprüft werden. Es wird dabei noch mancher Aufreger ans Tageslicht kommen. Von großem Chaos und totalem Kontrollve­rlust zu sprechen, geht freilich an der Wirklichke­it vorbei.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany