Liebe Markierungen,
es ist Frühling, und viele von Euch fühlen sich wie neugeboren – weil sie eben auch ganz neu sind. Endlich können die tapferen Mitarbeiter von Bauhöfen und Straßenmeistereien wieder ausrücken. Denn eine anständige Bemalung ist bei der europäischen Straße ungefähr ähnlich unverzichtbar wie bei einem Apachen auf dem Kriegspfad: Verfügt eine Straße nicht über ausreichend weiße Streifen, wird sogar per Schild gewarnt: „Fehlende Fahrbahnmarkierung“heißt es dann.
Genau dieser Zustand wird ab sofort wieder behoben, es wird gemalt und markiert, dass es eine helle Freude ist. Und Markierungen liegen gerade in der Stadt Heidenheim im Trend wie sonst kaum irgendwo: Schon vor Jahren startete man das Programm „Neue Fahrspuren selbst gemalt“, das zu den berühmten „Beschleunigungsstreifen“auf der B 19 führte, man malte kunstvoll die kürzeste Linksabbiegespur des Planeten (am Konzerthaus) und seit Kurzem erhalten viele Straßen außer den Markierungen am Fahrbahnrand und dem Mittelstreifen auch noch zusätzliche Striche, welche die neuen Schutzstreifen für Fahrradfahrer markieren. Bisweilen schimmert das Schwarz des Asphalts nurmehr schüchtern durch so viel Weiß empor.
Kein Wunder, dass dies Nachahmer animiert, so wie kürzlich in der Oststadt:
Ja, auch der Laie erkennt, dass hier kein Bauhof am Werk war, die Markierung ist unstet, ein bissel zu gedröppelt das Ganze. Aber es ist eindeutig eine Markierung, die einen weiteren, neuen Abschnitt der Fahrbahn abzuteilen scheint.
Als Heidenheimer ist man das gewöhnt und versucht sich anzupassen: Ein Schutzstreifen für sehr breite Radler? Für sehr schmale Autos? Eine neue Spur für Inlineskater? Rätselhaft.
Wenn keiner hilft, dann hilft die Zeitung, die recherchiert in gewohnter Brillanz und kommt zur Lösung, dass ein Lkw am Montag Mittag Farbe verlor – ein Eimer an Bord scheint umgekippt zu sein. Wo der Laster hinfuhr, kann man übrigens fein verfolgen: Die Spur ist ja (hihi!) markiert. Aber Ihr lest das ja eh nicht.