Heimische Äpfel sind bald ausverkauft
Spätfrost und Starkregen trüben die Bilanz vieler Obstbauern in Baden-württemberg. Gemüseerzeuger kommen glimpflicher davon.
So schlimm wie im vergangenen Jahr ist es Obstbauern seit 1991 nicht mehr ergangen. Freuten sie sich zunächst über üppige Blüten, erfroren diese bei einem katastrophalen Spätfrost, was übrig blieb, musste dem Hagel widerstehen. Besonders betroffen von diesen Widrigkeiten waren die Apfelerzeuger. „Ihre Ernte fiel um rund 60 Prozent geringer aus als im Vorjahr“, sagte Roman Glaser, Präsident des Baden-württembergischen Genossenschaftsverbands, gestern in Karlsruhe.
170 000 Tonnen weniger Äpfel konnten damit vermarktet werden. Die Folgen bekommen die Verbraucher bald zu spüren. „Die Lager sind so gut wie leer“, erklärte Glaser. Er geht davon aus, dass im Juni kaum noch Äpfel aus Baden-württemberg verfügbar sein werden. Wer dennoch auf Importware verzichten möchte, müsse nicht darben. Andere deutsche Anbauregionen könnten die Lücke füllen. Mit Sommeräpfeln vom Bodensee oder aus dem Neckartal komme frischer Nachschub im August – sofern das Wetter mitspielt. Unter dem späten Frost haben die Bäume wenigstens nicht gelitten, sie zeigen sich jetzt von ihrer besten Seite.
„Gravierende Einbußen“registrierte der Verband auch bei den Erdbeeren. Üblicherweise werden in einem normalen Jahr um die 13 400 Tonnen der roten Früchtchen gepflückt. 2017 waren es nur 7800 Tonnen. Als „ganz schlimm“bezeichnete Glaser die Situation bei den Zwetschgen: 60 Prozent weniger Menge, 34 Prozent geringerer Umsatz. Manche Gebiete meldeten Totalausfall bei dem Steinobst.
Wetter bedroht Existenzen
An der Bilanz eines „ungemein schwierigen Jahres“, so Glaser, lassen sich die Existenz bedrohenden Wetterkapriolen nicht unbedingt ablesen. Obwohl viel weniger Äpfel von den Bäumen geholt wurden, stieg der Umsatz in dieser Sparte um 10 Prozent. Dieser Widerspruch lässt sich damit erklären, dass mit diesem Kernobst das ganze Jahr gehandelt wird. Unter dem Strich jedoch verbuchte die genossenschaftliche Obst- und Gemüsewirtschaft im Südwesten einen Umsatzrückgang um 5,5 Prozent auf 434 Mio. €. Damit setzte sich ein Negativtrend fort. Schon 2016 kam wegen „witterungsbedingter Herausforderungen“17 Prozent weniger Obst und 8 Prozent weniger Gemüse zusammen.
2017 kamen die Gemüsebauern glimpflicher davon, sie lieferten 83 000 Tonnen zur Vermarktung ab, was einem Zuwachs um mehr als 3 Prozent entspricht. Allerdings mussten sie beim Erlös einen Rückgang von 9 Prozent auf 226 Mio. € hinnehmen. Diese Entwicklung lässt sich am Spargel exemplarisch ablesen: Zwar wurden 3 Prozent mehr weiße Stangen gestochen, aber der Preis gab um 3 Prozent nach. Dennoch sprach Glaser bei Menge und Umsatz von „gleichbleibend hohem Niveau“. Die aktuelle Haupternte hat gerade begonnen.
Blumen sind beliebt
Gute Nachrichten verbreiten die Gartenbaugenossenschaften, die um 7 Prozent zulegten. In den Großmärkten konnten Blumen und Pflanzen für 100 Mio. € verkauft werden. Für Präsident Glaser sind die Verbraucher zwar „schwer zugängliche Wesen“, aber beim floralen Zierrat greifen sie zu seiner Freude zunehmend auf regionale Ware zurück – „wegen der guten Ökobilanz“.