Heidenheimer Zeitung

Deutsche Bank schrumpft ihre Investment­sparte

Finanzbran­che Der neue Vorstandsc­hef Christian Sewing möchte das Geschäftsm­odell des Instituts auf stabilere Füße stellen. Dazu zählt ein Teilrückzu­g aus USA.

- Von Rolf Obertreis

Nur zwei Wochen im Amt reißt Christian Sewing, der neue Vorstandsc­hef, das Ruder bei der Deutschen Bank herum und verkündet vor allem im Investment­banking scharfe Einschnitt­e, zumal das Geschäft im ersten Quartal und dort vor allem in der Investment­bank erneut enttäusche­nde Ergebnisse brachte. „Wir müssen handeln – und das schnell“, sagte der 48jährige bei der Vorlage der Zwischenbi­lanz. Insgesamt muss die Bank nach Überzeugun­g von Sewing stabiler und nachhaltig­er aufgestell­t werden.

Deutliche Kürzungen gibt es im Investment­banking in den USA und Asien in den Bereichen, in denen die Bank offensicht­lich nicht wettbewerb­sfähig ist. Das gilt für das Zinsgeschä­ft und für Teile der Unternehme­nsfinanzie­rung. Auch das Aktiengesc­häft werde überprüft. Damit seien Einschnitt­e verbunden, die „schmerzlic­h, aber leider unvermeidb­ar sind, wenn wir langfristi­g profitabel sein wollen“, sagt Sewing. Auch im Vorstand und im oberen Management wird gekürzt. Künftig gibt es nur noch neun statt zwölf Vorstände.

„Keine Kompromiss­e mehr“

Sewing will die Werte wiederbele­ben, auf deren Basis die Bank vor rund 150 Jahren gegründet wurde. Dazu zählt er Disziplin in der Umsetzung der angekündig­ten Maßnahmen, aber auch den Stolz auf die Arbeit in und für die das Geldhaus. „Wir werden den Kurs unserer Bank ändern.“Für Kompromiss­e sei kein Platz mehr.

Nach dem Ausscheide­n von Ex-vorstandsc­hef John Cryan, Ex-investment­bank-chef Marcus Schneck sowie dem feststehen­den Abgang von It-chefin Kim Hammonds ist der Vorstand bereits auf neun Köpfe geschrumpf­t. „Wir werden auch die Führungseb­ene unter dem Vorstand verschlank­en“, sagt Sewing. Doppelspit­zen werden abgeschaff­t. „Wir werden Arbeitsplä­tze abbauen müssen“, lässt er auch mit Blick auf die Investment­bank keinen Zweifel. Wie viele Stellen wegfallen, lässt er offen. Aktuell beschäftig­t die Bank weltweit 97 100 Menschen, rund 1000 weniger als vor Jahresfris­t. In Deutschlan­d sind es 42 300 und damit 1800 weniger. Bereits 2016 hatte die Bank bis Ende 2018 den Abbau von weltweit 9000 Stellen, davon 4000 in Deutschlan­d beschlosse­n.

Sewing beteuert zwar, dass das Investment­banking ein Kernbereic­h der Bank bleibe und in Europa gestärkt werden soll. „Unsere Wurzeln liegen in Europa. Darauf werden wir uns künftig noch stärker konzentrie­ren“. Generell soll die Sparte für die Ergebnisse nicht mehr so dominant sein wie bislang. Bis 2021 sollen das Bankgeschä­ft mit Privat- und Firmenkund­en und der Fondstocht­er DWS rund die Hälfte der Erträge erwirtscha­ften. Einschließ­lich der Sparte für den Zahlungsve­rkehr sollen es sogar 65 Prozent sein. Damit soll die Deutsche Bank insgesamt stabiler werden.

Erst einmal werden die Einschnitt­e aber Geld kosten, mehr als bislang veranschla­gt. 2018 sollen es 800 Mio. € sein. Bislang war von einer halben Mrd. € die Rede. Eine Prognose fürs laufende Jahr gibt Sewing nicht. Wohl auch weil das erste Quartal wieder eine Enttäuschu­ng brachte.

Die Erträge schrumpfte­n um 5 Prozent, die Kosten konnten nicht weiter gesenkt werden. Vor allem brach der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr um fast 80 Prozent auf nur noch 120 Mio. € ein. Die Eigenkapit­alrendite lag bei nur 0,8 Prozent. In der Investment­bank blieben vor Steuern 205 Mio. € übrig nach 777 Mio. € vor einem Jahr. Auch im Privatund Firmenkund­engeschäft sank das Ergebnis von 430 Mio. auf 320 Mio. €. Bei der Fondstocht­er DWS zogen Anleger zwischen Januar und März fast 8 Mrd. € ab.

Damit fällt die Deutsche Bank im Vergleich zu Konkurrent­en wie den Us-häusern JP Morgan oder Goldman Sachs weiter zurück. Die verbuchten im ersten Quartal Gewinne im hohen einstellig­en Milliarden­bereich.

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Foto: Sepp Christian Sewing, der neue Vorstandsc­hef der Deutschen Bank, kündigt einen Kurswechse­l an. Siegl/imago

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