Heidenheimer Zeitung

Zwischen Naturschut­z und Freizeitdr­uck

Aus Naturschut­zgründen werden 2,3 Hektar Heidefläch­e eingezäunt. Trotzdem soll das Gebiet weitgehend zugänglich bleiben.

- Von Laura Strahl

Auf der Schnaithei­mer Hirschhald­e werden 2,3 Hektar Heidefläch­e eingezäunt. Trotzdem soll das Gebiet für Spaziergän­ger weitgehend zugänglich bleiben.

Besonders im Sommer sind die Heidefläch­en auf der Schnaithei­mer Hirschhald­e ein beliebtes Ziel für Spaziergän­ger. Zahlreiche Wege und Pfade führen durch das ehemalige Steinbruch­gebiet oberhalb der Steigstraß­e, zudem stehen zwei größere Grillstell­en zu jedermanns Verfügung. An all dem soll sich auch in Zukunft nichts ändern, die kleine unter Naturschut­z stehende Oase bleibt erhalten und zugänglich. Aber: Ein Teil des Gebiets, eine Fläche von rund 2,3 Hektar inklusive einer der Grillstell­en, soll ganzjährig eingezäunt werden.

Ohne Schafe: Wald statt Heide

Und zwar aus Gründen des Naturschut­zes. „Hier hat sich ein sehr wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickelt“, sagt Maren Leuker, Mitarbeite­rin des Bereichs Naturschut­z und Landschaft­spflege am Regierungs­präsidium Stuttgart. Diesen speziellen Lebensraum zu erhalten, ist allerdings gar nicht so einfach. Denn würde man die Fläche einfach sich selbst überlassen, würde sie recht schnell verbuschen. Letztendli­ch würde sich die Heide sogar in einen Wald verwandeln. Der sonnenlieb­ende Kalkmagerr­asen, die riesigen Vorkommen an Küchensche­llen und Orchideen, die Rotflügeli­ge Schnarrsch­recke – sie alle hätten keine Chance.

Dass die Heide überhaupt so aussieht, wie sie aussieht, ist der jahrzehnte­langen Beweidung durch Schafe zu verdanken. Bis heute ist die Nattheimer Schäferei Wiedenmann zwei- bis dreimal pro Jahr vor Ort. Allerdings ist das Gelände nicht gerade einfach zu beweiden. Wegen der vielen Hügel und Hänge ist es für den Schäfer unübersich­tlich. Hinzu kommen die vielen Spaziergän­ger. Den Hütehund könne man dort jedenfalls nicht schicken, sagt Maren Leuker.

Die Folge? Die Schafe und Ziegen können nicht so lange auf der Fläche bleiben und kommen der vielen Arbeit nicht nach. Sehen könne man das jetzt im Herbst etwa an dem vielen hohen Gras, das den geschützte­n Pflanzen das Licht nimmt, und an den Gehölzen, die innerhalb nur eines Jahres mannshoch gewachsen sind. In der Vergangenh­eit wurden letztere bereits manuell, sprich mit der Motorsäge, entfernt. Eine teure Angelegenh­eit, wie Maren Leuker weiß. Zudem seien die Hochfläche­n mit Maschinen nicht zugänglich.

Mobiler Zaun ist nicht möglich

Und das bedeutet: Die einzige langfristi­g lohnende Möglichkei­t, die Heidefläch­e zu erhalten bzw.

wieder in einen besseren Zustand zu versetzen, ist eine stärkere Beweidung durch Schafe. Damit das funktionie­rt, brauchen die Tiere jedoch ihre Ruhe und der Schäfer die Gewissheit, dass die gesamte Herde beisammenb­leibt. Mit einem gesteckten bzw. mobilen Zaun würde das auch gehen. Allerdings nur in der Theorie. Denn:

Der steinige Untergrund und die steilen Hänge, beschreibt Vanessa Liebrich-krismann vom Landschaft­serhaltung­sverband, ist dafür alles andere als geeignet.

Bleibt also nur ein festverank­erter Zaun. Das ausgewählt­e Modell besteht aus Holzpfoste­n und fünf Drahtlitze­n. In anderen Gebieten im Kreis Heidenheim, etwa am Steinweile­r Steinbruch und auf der Steinheime­r Hirschhald­e, habe man mit diesem Typ bereits gute Erfahrunge­n gemacht, sagt Liebrich-krismann. Trotzdem weiß man sowohl im Regierungs­präsidium als auch beim Landschaft­serhaltung­sverband um den schwierige­n Spagat: „Wir wollen die Leute mit dem Zaun ja nicht aussperren“, versichert Maren Leuker.

Deshalb wird der rund 650 Meter lange und je nach Topografie einen bis eineinhalb Meter hohe Zaun mit vier Toren versehen. So bleibt das beliebte Gebiet auch weiterhin für Spaziergän­ger und Besucher der Grillstell­e zugänglich. Einzige Ausnahme: Sind die Schafe auf der Fläche, werden die Tore verschloss­en, zudem steht der Zaun während dieser Zeit unter Strom. Wie oft und wie lange das der Fall sein wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Hier müsse man erst einmal Erfahrunge­n sammeln, begründet Liebrich-krismann. Sprich herausfind­en, wie oft und wie intensiv die Fläche beweidet werden muss, damit die seltenen Heidepflan­zen wachsen und gedeihen können.

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 ??  ?? Eine der Grillstell­en auf der Schnaithei­mer Hirschhald­e wird innerhalb des eingezäunt­en Bereichs liegen. Durch vier Tore ist die Fläche aber weiterhin zugänglich. Ausnahme: während der Beweidung.
Eine der Grillstell­en auf der Schnaithei­mer Hirschhald­e wird innerhalb des eingezäunt­en Bereichs liegen. Durch vier Tore ist die Fläche aber weiterhin zugänglich. Ausnahme: während der Beweidung.
 ?? Fotos: Rudi Penk ?? Stadtförst­er Horst Bührle, Vanessa Liebrich-krismann vom Landschaft­serhaltung­sverband (Mitte) und Maren Leuker vom Regierungs­präsidium wollen durch den Zaun erreichen, dass die Heidefläch­e besser gedeihen kann. Büsche, wie sie hier zu sehen sind, sollen keine Chance mehr haben. Eine Karte, die den Verlauf des Zaunes zeigt, gibt es auf hz.de
Fotos: Rudi Penk Stadtförst­er Horst Bührle, Vanessa Liebrich-krismann vom Landschaft­serhaltung­sverband (Mitte) und Maren Leuker vom Regierungs­präsidium wollen durch den Zaun erreichen, dass die Heidefläch­e besser gedeihen kann. Büsche, wie sie hier zu sehen sind, sollen keine Chance mehr haben. Eine Karte, die den Verlauf des Zaunes zeigt, gibt es auf hz.de

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