Heidenheimer Zeitung

Wieder Freude am Kicken

Ines Häußler ist eine Leistungst­rägerin beim Landesligi­sten FV Sontheim. Dabei hat sie vor fünf Jahren ihre Kickschuhe eigentlich an den sprichwört­lichen Nagel gehängt.

- (siehe Infokas- Von Edgar Deibert

Bei den Fußballeri­nnen des FV Sontheim zieht Ines Häußler seit der vergangene­n Saison die Fäden im Mittelfeld. Dabei war es nicht so leicht, die 25-Jährige von einem Wechsel zu überzeugen.

Wie das wohl ist, eine Wunschspie­lerin zu sein? Längere Zeit musste Heike Häge, die zusammen mit Alexander Pejovic die Fußballeri­nnen des FV Sontheim trainiert, um Ines Häußler kämpfen. Seit der Saison 2019/20 verteilt die 25-Jährige beim FVS im Mittelfeld die Bälle. Ein Gespräch über Sturheit, Frust und Neuseeland.

Ines Häußler, wie gut können Sie Nein sagen?

Ines Häußler: (lacht) Es kommt auf die Situation an. Ich kann auch sehr stur sein. Wenn ich etwa nicht will, dann ist es so. Dann kann mich auch niemand überzeugen. Zumindest kommt es nicht oft vor, wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe.

Ihre jetzige Trainerin Heike Häge hat sehr um Sie geworben. Und sie kann sehr überzeugen­d sein, oder?

Das stimmt. Sie hat sich im letzten Jahr einige Male bei meinen Eltern gemeldet.

Bei Ihren Eltern?

Ja, ich habe da nicht mehr in Asselfinge­n gewohnt, ich lebe in Ulm. Meine Mama hat es mir immer ausgericht­et, doch ich habe immer gesagt: Nein, das will ich nicht.

Sie haben sich bei Heike Häge aber nicht zurückgeme­ldet?

Nein, ich war eben stur. Und hatte damals mit dem Fußball abgeschlos­sen.

Irgendwann gab es doch den direkten Kontakt?

Ja, ich hatte sie am Handy, habe ihr aber gesagt: Auf gar keinen Fall fange ich wieder an. Das ging dann hin und her. Ich habe ihr bestimmt vier- oder fünfmal abgesagt. Heike ist aber hartnäckig geblieben. Irgendwann habe ich gedacht: Okay, dann gehst du einmal ins Training und schaust es dir an. Bei jemand anderem hätte ich das wahrschein­lich nicht gemacht.

Ein Glück, dass Heike Häge nicht aufgegeben hat?

Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass Heike drangeblie­ben ist. Ich hätte es nie gedacht, dass ich jemals wieder am Fußballspi­elen Spaß haben werde. Das wundert mich selber. So einen Zusammenha­lt in einem Team habe ich selten gesehen.

zu den vielen Anwerbungs­versuchen ihrer jetzigen Trainerin Heike Häge.

Wie waren die ersten Wochen?

Richtig krass. Ich weiß noch, dass es bei meinem ersten Training sehr heiß war. Und ich hatte vier Jahre keinen Fußball mehr gespielt. Ich dachte nur: Ich kann nicht mehr.

Sie haben mit dem Fußball aufgehört, weil es Ihnen keinen Spaß mehr gemacht hat?

Ja, ich hatte damit abgeschlos­sen.

Dabei haben Sie schon in der Oberliga für den VFL Munderking­en und den SV Jungingen gespielt?

In Munderking­en kam ich von den B-juniorinne­n mit 16 Jahren zur Frauenmann­schaft. Ich hatte aber auch eine Ausbildung angefangen und der Aufwand hat sich nicht mehr gelohnt ten). Wir hatten ja lange Auswärtsfa­hrten, zum Beispiel bis nach Freiburg oder nach Karlsruhe. Nach einer Pause hat sich Jungingen bei mir gemeldet. Dort war ich aber nicht wirklich eine Stammkraft, sondern saß oft auf der Bank. Wenn man für den Fußball den ganzen Tag unterwegs ist, ist man irgendwann gefrustet.

Also kam dann der Schnitt?

Ja, ich bin im Januar 2016 für ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen. Dort habe ich in Cafés oder Eisdielen am Meer gearbeitet. Wir sind auch mal zehn Wochen mit einem Van rumgereist. Irgendwann haben wir in einer WG gelebt. Das war eine mega Zeit, die sehr gutgetan hat. Nach meiner Rückkehr war Fußball für mich kein Thema mehr.

Auch nicht mehr dran gedacht?

(überlegt) Doch, ich habe schon immer mal wieder dran gedacht. Ich habe es auch nie übers Herz gebracht meine Trikots oder meine Bälle wegzuschme­ißen. Beim Ausmisten habe ich die Sachen immer liegengela­ssen.

Ihre aktuelle Trainerin, Heike Häge, sagt, dass Sie ein Glücksfall für den FV Sontheim seien – sowohl fußballeri­sch als auch menschlich. Wie gehen Sie mit solchen Kompliment­en um?

Mh. Ich mag das nicht so sehr. Natürlich ist es schön, so etwas zu hören. Aber ich bin niemand, der Sprüche klopft, sondern versuche einfach mein Spiel durchzuzie­hen und meine Leistung zu bringen. Mir ist wichtig, dass wir als Mannschaft Spaß und Erfolg haben.

Beim FV Sontheim gibt es ja mit Heike Häge und Alexander Pejovic ein Trainerges­pann. Wie ist das?

Die beiden harmoniere­n einfach sehr gut miteinande­r.

Gibt’s da keine Aufgabente­ilung in etwa wie „guter Bulle“und „böser Bulle“?

Eigentlich nicht. Ich kann mich aber an ein Spiel in der letzten Saison erinnern, da haben wir richtig schlecht gespielt. Da hat Heike auf den Tisch gehauen und uns in der Halbzeitpa­use richtig rund gemacht.

Was halten Sie denn vom Toreschieß­en?

(lacht) Ich habe für Sontheim noch kein Tor geschossen. Also nur während der Vorbereitu­ng.

Liegt aber auch an Ihrer Position im defensiven Mittelfeld. Was zeichnet Sie aus?

Schnelligk­eit ist es zumindest nicht. Eher Technik und Übersicht beim Spielaufba­u.

Ich habe ihr bestimmt vieroder fünfmal abgesagt.

Ines Häußler

Haben Sie eigentlich ein Ritual vor den Spielen?

(lacht) Ja, das weiß aber niemand. Ich beginne immer mit dem rechten Fuß. Das war schon immer so.

Da hat Heike uns in der Halbzeitpa­use richtig rund gemacht.

Ines Häußler über Trainerin Heike Häge, die mit einer Leistung der Mannschaft unzufriede­n war.

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Fotos: Rudi Penk Freude beim Fotoshooti­ng: Ines Häußler vom FV Sontheim hat den Ball aber dann doch lieber am Fuß.
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Spielte schon in der Oberliga: Ines Häußler.

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