Der „Pumuckl“machte sie berühmt
Der rothaarige Schelm ist das Hauptwerk der vor 100 Jahren geborenen, vielseitig begabten Ellis Kaut.
München. In ihrer Schulzeit liebte Ellis Kaut biblische Geschichten und solche über Heilige. Besonders gefielen ihr die Bilder von weiblichen Heiligen: „Waren sie nicht alle auch weltberühmt geworden?“, fragte sich das Mädchen und beschloss, eine Heilige zu werden. Das schaffte es zwar nicht, doch aus der vor 100 Jahren, am 17. November 1920, in Stuttgart geborenen und in München aufgewachsenen Kaut wurde eine bekannte Autorin. Ihr Lebenswerk, wie sie selbst bekannte, war ein kleiner frecher Klabautermann namens „Pumuckl“.
Bevor dieser rothaarige Schelm über Radio und Fernsehen ein
Pumuckl-mutter Ellis Kaut wurde vor 100 Jahren geboren.
Star wurde, erprobte sich Kaut auf vielen Gebieten. Als Jugendliche schrieb sie Theaterstücke und meldete sich mit 16 Jahren zum Schauspielunterricht an. Sie finanzierte sich ihre Ausbildung von dem geringen Gehalt als städtische Kanzlei-anwärterin im Münchner Rathaus, wo sie auch ihren künftigen Mann kennenlernte, den Journalisten Kurt Preis. Sie heirateten noch vor Kriegsausbruch. Ihr Gatte gehörte indes zu den ersten Männern, die eingezogen wurden.
Der Krieg beendete Kauts Bühnenlaufbahn. Ab 1940 begann sie ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Derweil nahmen die Bombenangriffe auf die Stadt zu. Als Kaut nach einem Fronturlaub ihres Mannes schwanger wurde, beantragte sie die Evakuierung zu den Schwiegereltern
nach Kiefersfelden. Dort konnte sie sich ihren bildhauerischen Arbeiten widmen und mit dem Verkauf des einen oder anderen Ton-porträts oder Grabsteins den Lebensunterhalt bestreiten. Im März 1945 kam dann Tochter Ursula zur Welt.
Gelegentlich verfasste Kaut damals Texte und Erzählungen für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Kreativität wurde geschätzt. Zum Renner entwickelten sich ihre „Geschichten des Kater Musch“. Über 100 halbstündige Folgen waren sieben Jahre lang zu hören. Als für den Kinderfunk eine neue Serie gesucht wurde, meinte deren Leiterin zu Kaut: „Fällt Ihnen denn gar nichts ein?“Mitten im Sommer kam ihr da eine Szene aus dem Winterurlaub in Erinnerung. Bei einem Waldspaziergang hatte sie ihren Mann mit Schnee geneckt, den sie von Zweigen auf ihn herabfallen ließ. „Ein Pumuckl bist du!“, sagte der. Der Name war geboren, und mit Kauts Fantasie entstanden die dazugehörigen Geschichten.
Rund 90 Pumuckl-hörspiele, elf Bücher und 50 Schallplatten folgten – und schließlich die Tvserie. Bis zuletzt widmete sie sich auch der Bildhauerei, malte und fotografierte. Mit 94 Jahren starb die vielseitige Künstlerin 2015 in München.