Neuer Aufbruch ins All
Vier Astronauten starten mit neuem Spacex-raumschiff zur ISS. Die USA feiern den Erfolg des Privat-unternehmers Elon Musk.
Ein halbes Jahr nach seinem historischen Jungfernflug ist das Raumschiff „Crew Dragon“des Unternehmens Spacex von Elon Musk zum ersten Mal für eine reguläre Mission ins Weltall gestartet. Am Sonntagabend (Ortszeit) hob die Kapsel mit vier Astronauten an Bord in Cape Canaveral in Florida ab. Unmittelbar nach dem Start gratulierte der gewählte Us-präsident Joe Biden auf Twitter. Der noch amtierende Donald Trump feierte erst später den „großartigen Start“auf Twitter. Die Nasa sei bei seiner Machtübernahme ein Desaster gewesen, inzwischen sei die Raumfahrtagentur „wieder zum „heißesten“und fortgeschrittensten Weltraumzentrum der Welt bei Weitem geworden“, schrieb Trump.
Die „Crew Dragon“startete an der Spitze einer „Falcon 9“-Rakete, deren erste Stufe nach einigen Minuten wie geplant zur Erde zurückkehrte und auf einer schwimmenden Plattform landete. Die Kapsel selbst sollte am späten Montagabend nach mehr als 27 Stunden Flug an der Internationalen Raumstation ISS andocken.
Die jetzt angereiste Besatzung – „Crew-1“– ist die erste, die regulär mit der „Crew Dragon“zur ISS fliegt, nachdem der bemannte Test im Frühjahr erfolgreich war. Zwei Us-astronauten waren bei diesem Test im Mai zur ISS aufgebrochen und im August zurückgekehrt. Es war nach fast neunjähriger Pause das erste Mal, dass Astronauten wieder von amerikanischem Boden aus in den Orbit starteten – und das erste Mal, dass sie von einem privaten Raumfahrtunternehmen befördert wurden. Spacex hatte zuvor nur Fracht zur ISS transportiert.
Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der Raumfähre „Atlantis“zur ISS geflogen. Danach mottete die Nasa ihre Space-shuttle-flotte aus Kostengründen ein und war seither für Iss-missionen auf Russland angewiesen. Das war mit rund 80 Millionen Euro pro Flug in der Sojus-kapsel ebenfalls teuer – und kratzte am amerikanischen Ego. Mit dem Start der „Crew Dragon“zu einer Iss-langzeitmission etabliert sich Spacex nun als Dienstleister der Nasa und macht die Us-raumfahrtbehörde unabhängiger von Russland.
Die Erfolgsgeschichte von Spacex begann 2002, als der damals 31 Jahre alte Paypal- und Tesla-mitbegründer Elon Musk hundert Millionen Dollar seines Vermögens in die Firma steckte. Der Südafrikaner bewies damit ein gutes Gespür, denn 2011 stellte die Us-raumfahrtbehörde Nasa ihr eigenes Shuttle-programm ein. 2012 gelang Spacex der erste Versorgungsflug und damit die erste Privatmission zur ISS. 2015 schaffte es Spacex erstmals, die erste Stufe einer Falcon-9-rakete nach ihrem Flug ins All wieder auf der
Erde landen zu lassen. Im Frühjahr 2016 klappte das auch mit einer schwimmenden Plattform im Ozean als Landeplatz. Die nun mögliche Wiederverwendung von Raketen bietet ein enormes Potenzial für Kostensenkungen in der Raumfahrt.
Spacex hat mittlerweile rund 8000 Mitarbeiter und macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von Us-astronauten auf den Mond. Produktionsort des Unternehmens ist Hawthorne nahe Los Angeles. Dass dort alles unter einem Dach produziert und auf lange Lieferketten verzichtet wird, spart Kosten. Auch deswegen ist Spacex als Partner in der Raumfahrt attraktiv. Für kommendes Jahr sind zwei weitere bemannte Spacex-flüge für die Nasa geplant sowie vier unbemannte Versorgungsflüge zur ISS in den kommenden 15 Monaten.
Abhängigkeit von Russland kratzte am Ego.