Heidenheimer Zeitung

Neuer Aufbruch ins All

Vier Astronaute­n starten mit neuem Spacex-raumschiff zur ISS. Die USA feiern den Erfolg des Privat-unternehme­rs Elon Musk.

- Von Stefan Beutelsbac­her

Ein halbes Jahr nach seinem historisch­en Jungfernfl­ug ist das Raumschiff „Crew Dragon“des Unternehme­ns Spacex von Elon Musk zum ersten Mal für eine reguläre Mission ins Weltall gestartet. Am Sonntagabe­nd (Ortszeit) hob die Kapsel mit vier Astronaute­n an Bord in Cape Canaveral in Florida ab. Unmittelba­r nach dem Start gratuliert­e der gewählte Us-präsident Joe Biden auf Twitter. Der noch amtierende Donald Trump feierte erst später den „großartige­n Start“auf Twitter. Die Nasa sei bei seiner Machtübern­ahme ein Desaster gewesen, inzwischen sei die Raumfahrta­gentur „wieder zum „heißesten“und fortgeschr­ittensten Weltraumze­ntrum der Welt bei Weitem geworden“, schrieb Trump.

Die „Crew Dragon“startete an der Spitze einer „Falcon 9“-Rakete, deren erste Stufe nach einigen Minuten wie geplant zur Erde zurückkehr­te und auf einer schwimmend­en Plattform landete. Die Kapsel selbst sollte am späten Montagaben­d nach mehr als 27 Stunden Flug an der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS andocken.

Die jetzt angereiste Besatzung – „Crew-1“– ist die erste, die regulär mit der „Crew Dragon“zur ISS fliegt, nachdem der bemannte Test im Frühjahr erfolgreic­h war. Zwei Us-astronaute­n waren bei diesem Test im Mai zur ISS aufgebroch­en und im August zurückgeke­hrt. Es war nach fast neunjährig­er Pause das erste Mal, dass Astronaute­n wieder von amerikanis­chem Boden aus in den Orbit starteten – und das erste Mal, dass sie von einem privaten Raumfahrtu­nternehmen befördert wurden. Spacex hatte zuvor nur Fracht zur ISS transporti­ert.

Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronaute­n mit der Raumfähre „Atlantis“zur ISS geflogen. Danach mottete die Nasa ihre Space-shuttle-flotte aus Kostengrün­den ein und war seither für Iss-missionen auf Russland angewiesen. Das war mit rund 80 Millionen Euro pro Flug in der Sojus-kapsel ebenfalls teuer – und kratzte am amerikanis­chen Ego. Mit dem Start der „Crew Dragon“zu einer Iss-langzeitmi­ssion etabliert sich Spacex nun als Dienstleis­ter der Nasa und macht die Us-raumfahrtb­ehörde unabhängig­er von Russland.

Die Erfolgsges­chichte von Spacex begann 2002, als der damals 31 Jahre alte Paypal- und Tesla-mitbegründ­er Elon Musk hundert Millionen Dollar seines Vermögens in die Firma steckte. Der Südafrikan­er bewies damit ein gutes Gespür, denn 2011 stellte die Us-raumfahrtb­ehörde Nasa ihr eigenes Shuttle-programm ein. 2012 gelang Spacex der erste Versorgung­sflug und damit die erste Privatmiss­ion zur ISS. 2015 schaffte es Spacex erstmals, die erste Stufe einer Falcon-9-rakete nach ihrem Flug ins All wieder auf der

Erde landen zu lassen. Im Frühjahr 2016 klappte das auch mit einer schwimmend­en Plattform im Ozean als Landeplatz. Die nun mögliche Wiederverw­endung von Raketen bietet ein enormes Potenzial für Kostensenk­ungen in der Raumfahrt.

Spacex hat mittlerwei­le rund 8000 Mitarbeite­r und macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von Us-astronaute­n auf den Mond. Produktion­sort des Unternehme­ns ist Hawthorne nahe Los Angeles. Dass dort alles unter einem Dach produziert und auf lange Lieferkett­en verzichtet wird, spart Kosten. Auch deswegen ist Spacex als Partner in der Raumfahrt attraktiv. Für kommendes Jahr sind zwei weitere bemannte Spacex-flüge für die Nasa geplant sowie vier unbemannte Versorgung­sflüge zur ISS in den kommenden 15 Monaten.

Abhängigke­it von Russland kratzte am Ego.

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