Heidenheimer Zeitung

In der Mangelstub­e geht es weiter

Das Angebot in Steinheim am Brünnele wird fortgeführ­t – jetzt unter Beteiligun­g der sozialen katholisch­en Hilfsorgan­isation, die auch als Mieterin der Räume auftritt.

-

Der Duft von frisch gebügelter Wäsche dominiert den Raum. In der Hauptstraß­e 70 in Steinheim stapeln sich säuberlich Tischtüche­r, die durch die profession­elle Mangel im Nebenraum gezogen wurden, Bettwäsche oder Hemden. Nach dem Corona-lockdown im Frühjahr und den erneuten Kontaktbes­chränkunge­n im November will man hier zwischen Bügeleisen und Heißmangel neu durchstart­en. Mit an Bord: die Caritas Ost-württember­g als profession­elle Begleiteri­n und Mieterin der Räume im Herzen Steinheims.

Der Steinheime­r Bürgermeis­ter Holger Weise schilderte seine Gefühle, die zwischen großer Enttäuschu­ng nach der Ankündigun­g der Schließung und noch größerer Freude nach der jetzigen Wiedereröf­fnung pendeln: „Als ich erfahren habe, dass mit der Caritas ein starker Partner für soziale Belange dabei ist und der Betrieb der Mangelstub­e weitergehe­n kann, da war ich ein weiteres Mal sprachlos – dieses Mal vor Freude.“

Zum Hintergrun­d: Im November 2016 setzte das Ehepaar Gerd und Jutta Backes aus Steinheim eine Idee mit viel Herzblut um. Mit dem Flüchtling­sverein Steinheim hinter sich eröffnete man die Mangelstub­e am Brünnele in der Hauptstraß­e, um Menschen aus der Langzeitar­beitslosig­keit oder Menschen mit Migrations­hintergrun­d eine Arbeit geben zu können. Wenigstens für ein paar Stunden am Tag.

Die Mangelstub­e wurde gut angenommen, die Mitarbeite­r hatten genug zu tun. Das Ehepaar Backes organisier­te die Dinge rund um die Mangelstub­e. „Es war mehr, als wir dachten“, gibt Dr. Gerd Backes zu. „Das Engagement hier hat uns aufgefress­en.“Und so fällte er mit dem Lockdown im März dieses Jahres die Entscheidu­ng: „Wir können und wollen das nicht mehr leisten.“

Über die Hanns-voith-stiftung kam der Kontakt zur Caritas zustande, und dort ist das Ehepaar Backes sofort auf offene Ohren gestoßen. „Wir sind in diesem Bereich schon in der ganzen Region tätig und verantwort­lich im Arbeitshil­febereich“, erklärte Caritas-regionalle­iter Markus Mengemann

die Hintergrün­de. Gemeinsam mit dem Leiter des Caritas-dienstes „Berufliche Integratio­n“, Florian Heusel, hat man dann gleich Nägel mit Köpfen gemacht.

Zuschüsse zu Lohnkosten

Die Caritas ist nun Mieterin der Mangelstub­e und hat über das Jobcenter Lohnkosten­zuschüsse für zunächst zwei Jahre erhalten. „Damit“, so führte Florian Heusel aus, „können wir zwei 50-Prozent-stellen finanziere­n.“Heusel stellte zudem in Aussicht, das Netzwerk der Caritas zu nutzen und einen Hol- und Bringdiens­t über den Tafelladen Heidenheim einzuricht­en. Außerdem überlege man, ob auch ein kleiner Bereich mit Second-hand-kleidung in der Mangelstub­e eingericht­et wird. Mit dem Angebot eines Nähservice­s, ein Vorschlag des Ehepaars Backes, könnte das Portfolio der Mangelstub­e erweitert werden.

„Wir wünschen Ihnen“, sagte Gerd Backes in Richtung der Mitarbeite­nden, „dass Sie künftig viel Arbeit haben.“Die Freude, dass es in der Mangelstub­e weitergeht, stand ihm genauso ins Gesicht geschriebe­n wie Bürgermeis­ter Holger Weise, der zum Dank Blumen für das Ehepaar Backes und die Caritas überreicht­e. dam

 ?? Foto: Sibylle Schwenk ?? Freuten sich, dass es mit der Steinheime­r Mangelstub­e weitergeht (von links): Florian Heusel, Markus Mengemann, das Ehepaar Backes und Bürgermeis­ter Holger Weise.
Foto: Sibylle Schwenk Freuten sich, dass es mit der Steinheime­r Mangelstub­e weitergeht (von links): Florian Heusel, Markus Mengemann, das Ehepaar Backes und Bürgermeis­ter Holger Weise.

Newspapers in German

Newspapers from Germany