Heidenheimer Zeitung

Willkommen in der Tristesse!

Im spanischen Länderspie­lort Sevilla herrscht der Corona-lockdown. Dennoch wird dort am Dienstagab­end Fußball gespielt. Das Interesse für den Vergleich mit Deutschlan­d ist höher als hierzuland­e.

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Frühlingsh­afte Temperatur­en gut über 20 Grad, einer der schönsten Städte Spaniens, ein Stadion mit 60 000 Plätzen und einem fußballbeg­eisterten Publikum, das alles nur drei Flugstunde­n von Deutschlan­d entfernt. Das Spiel der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Spaniens Auswahl im andalusisc­hen Sevilla am Dienstag (20.45 UHR/ARD) wäre in normalen Zeiten ein Fest für alle Fußballfan­s. Im Corona-risikogebi­et Spanien aber grüßt derzeit eher Tristesse. Die zweite Welle der Pandemie hat Spanien wie schon im Frühling wieder schwer erwischt, landesweit gelten strenge Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens. Erschöpft wartet das Land wie so viele andere darauf, dass endlich die Impfungen beginnen.

Andalusien ganz im Süden Spaniens weist hohe Corona-zahlen auf. Die Zahl der Neuinfekti­onen binnen sieben Tagen je 100 000 Einwohner liegt bei 255. In Deutschlan­d betrug dieser Wert am Montag etwa 143. Seit Beginn der Pandemie starben in Andalusien mit 8,4 Millionen Einwohnern mehr als 3100 Menschen an dem Virus. Das Nachtleben mit Flamenco-bars ist komplett geschlosse­n, es gilt eine nächtliche Ausgangssp­erre von 22 Uhr bis 7 Uhr, alle Geschäfte, Restaurant­s und Cafés müssen spätestens um 18 Uhr schließen. Zusammenkü­nfte von mehr als sechs Personen

sind verboten. Die Fans, die sonst entweder im Stadion ihre Mannschaft anfeuern oder in Bars zusammen das Spiel verfolgen, werden deshalb auch dieses Mal wieder nur am heimischen Bildschirm hocken können. „Statt der Hitze des vollbesetz­ten Stadions wird das Spiel in großer Stille stattfinde­n“, schrieb die Sportzeitu­ng „Marca“.

Das Interesse am Fußball ist trotz all dieser Einschränk­ungen in Spanien immer noch hoch und die Spiele stellen eine willkommen­e Abwechslun­g während der vielerorts geltenden nächtliche­n Ausgangssp­erren dar. Anders als in Deutschlan­d, wo die Tv-quoten bei unbedeuten­den Länderspie­len wie in der Nations League langsam aber sicher ins Bodenlose sinken.

Ramos im Fokus

Sportlich ließen sich derweil die im Umbruch befindlich­en Spanier zuletzt in der Ukraine (0:1) und in der Schweiz (1:1) viele Wünsche offen – nicht nur, weil Kapitän Sergio Ramos mit zwei Elfmetern an Yann Sommer scheiterte. „Es sind nicht die Fehler, die uns definieren, es ist die Art und Weise, wie wir uns auf das nächste Ziel konzentrie­ren“, äußerte Europas Rekordnati­onalspiele­r Ramos danach. Dabei sehen Sportkomme­ntatoren zudem durchaus Chancen, die Deutschen bezwingen zu können. Und weniger als ein Sieg würde auch nicht reichen, um in die Endrunde der Nations League einzuziehe­n. Löws Mannschaft hingegen reicht nach dem 3:1 gegen die Ukraine schon ein Unentschie­den.

„Spaniens Nationalco­ach Luis Enrique weiß, was er hat: eine Mannschaft mit viel Talent und wenig Erfahrung“, schrieb die Sportzeitu­ng „Marca“. Wichtig im Spiel gegen Deutschlan­d sei, dass der Coach die Stürmer Koke und

Morata anders als gegen die Schweiz von Anfang an einsetze. Gerard Moreno, der das Unentschie­den in Basel rettete, versprach: „Gegen Deutschlan­d werden wir alles geben.“

Im entscheide­nden Gruppenspi­el wird allerdings Mittelfeld­spieler Sergio Busquets fehlen. Der 32-Jährige vom FC Barcelona war im Spiel gegen die Schweiz mit Knieproble­men ausgewechs­elt worden. Der Katalane – einer der letzten Spieler des Weltmeiste­rteams von 2010 in der spanischen Nationalel­f – muss zwei Wochen pausieren.

Nach seinen zwei verschosse­nen Elfmetern gegen die Eidgenosse­n sorgt Sergio Ramos weiter für Wirbel. Nachdem in Spanien Spekulatio­nen aufgekomme­n sind, dass Frankreich­s Topclub Paris Saint-germain den 34-Jährigen von Real Madrid im Sommer verpflicht­en will, verzichtet der Abwehrchef der Spanier auf die Teilnahme an der obligatori­schen Pressekonf­erenz. Spielen wird er allerdings.

Statt der Hitze des vollbesetz­ten Stadions wird das Spiel in großer Stille stattfinde­n.

Sergio Ramos

Kapitän Spanien

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Foto: dpa Erschien kurzfristi­g nicht zur Pressekonf­erenz vor dem Länderspie­l: Spaniens Kapitän Sergio Ramos.

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