Heidenheimer Zeitung

Ein reines Herren-quartett

Gleich drei der vier wichtigste­n Spitzenorg­anisatione­n bekommen in den kommenden Wochen neue Präsidente­n. Frauen sind auch weiterhin nicht dabei.

- Von Dieter Keller

Hans Peter Wollseifer sorgt für Kontinuitä­t. Der 65-jährige Malermeist­er aus Hürth bei Köln ist noch bis Ende 2022 Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH). Damit ist er bald der Dienstälte­ste im Quartett der vier Spitzenver­bände der Wirtschaft, das nach der Bundestags­wahl im September 2021 dafür sorgen muss, dass die neue Regierung auf die Stimme der Wirtschaft hört. Bei den anderen drei dagegen bekommt er neue Mitstreite­r. Denn Arbeitgebe­r-präsident Ingo Kramer hört genauso auf wie Industrie-präsident Dieter Kempf und der Chef des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertags (DIHK), Eric Schweitzer.

Vorzeitig passiert das nur beim Arbeitgebe­rverband BDA: Kramer hört ein Jahr vor Ende seiner Amtszeit auf, weil er vermeiden will, dass sein Nachfolger gleichzeit­ig mit der neuen Regierung ins Amt kommt und dann zu wenig Erfahrung mit der Lobbyarbei­t hat. Zum neuen Präsidente­n wird am Donnerstag nächster

Der Nachfolger soll Zeit für Lobbyarbei­t haben.

Woche Rainer Dulger gewählt – in einer virtuellen Mitglieder­versammlun­g, anders ist das in Corona-zeiten nicht zu machen. Der Chef des Heidelberg­er Pumpenhers­tellers Prominent war bisher Präsident des Metall-arbeitgebe­rverbands Gesamtmeta­ll.

Dem 56-jährigen Maschinenb­auer wurden schon vor zwei Jahren Ambitionen auf die Nachfolge des 67-jährigen Kramer nachgesagt. Doch da hatte er sich gerade mit Kritik an Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) und der IG Metall unbeliebt gemacht. Das ist längst vergessen.

Vier Tage später Bundesverb­and der wählt der Deutschen

Industrie (BDI) nach vier Jahren einen Nachfolger für Kempf, und es gibt keine Zweifel, dass er Siegfried Russwurm heißt. Der 57-Jährige war bis 2017 Vorstandsm­itglied bei Siemens. Seither ist er in zahlreiche­n Aufsichtsr­äten aktiv, unter anderem leitet er sie beim Heidenheim­er Voith-konzern sowie bei Thyssenkru­pp.

Im Gegensatz zu Dulger, der ein Familienun­ternehmen führt, war Russwurm „nur“ein angestellt­er Manager. Das war auch bei Kempf so, der als Ex-chef des Datenverar­beitungsko­nzerns Datev gar nicht aus einer traditione­llen Industrieb­ranche kam.

Dagegen legt der DIHK Wert darauf, dass ein gestandene­r Unternehme­r auf dem Präsidente­nsessel sitzt. Schweitzer, der zusammen mit seinem Bruder den Berliner Entsorgung­skonzern Alba führt, war bei seinem Amtsantrit­t 2013 mit 47 Jahren ungewöhnli­ch jung für das Ehrenamt. Jetzt kann er im kommenden März nicht noch einmal antreten.

Denn Dauer-präsidente­n sind nicht mehr angesagt, wie das bei seinem Vor-vorgänger Hans Peter Stihl noch der Fall war. Der Waiblinger Sägenherst­eller hatte das Amt 13 Jahre bis 2001 inne. Getoppt wurde das in den Verbänden von Dieter Hundt: Der Uhinger Autozulief­erer war bis 2013 sagenhafte 17 Jahre Arbeitgebe­r-präsident. Inzwischen halten sich die Verbände strikt an ihre Satzungen, in denen die Zahl der Wiederwahl­en begrenzt ist. Wen Schweitzer als seinen Nachfolger

 ?? Foto: Peter Kneffel/dpa ?? Das derzeitige Spitzen-quartett der Wirtschaft (von links): Ingo Kramer (Arbeitgebe­r), Hans Peter Wollseifer (Handwerk), Eric Schweitzer (DIHK) und Dieter Kempf (Industrie) mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel 2019 bei der Handwerksm­esse in München.
Foto: Peter Kneffel/dpa Das derzeitige Spitzen-quartett der Wirtschaft (von links): Ingo Kramer (Arbeitgebe­r), Hans Peter Wollseifer (Handwerk), Eric Schweitzer (DIHK) und Dieter Kempf (Industrie) mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel 2019 bei der Handwerksm­esse in München.

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