Heidenheimer Zeitung

„Rhonda“liefert Testergebn­is in 43 Minuten vor Ort

Ein mobiles Minilabor, entwickelt im Südwesten, analysiert zuverlässi­g und schnell Corona-proben.

- Caroline Strang

Stuttgart. Kurz konnte man bei der gestrigen Pressekonf­erenz im Klinikum Stuttgart tief in den Hals der baden-württember­gischen Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hofmeister-kraut schauen. Sie setzte die Maske ab und ließ einen Rachenabst­rich machen. Der Tupfer kam anschließe­nd in ein Gerät, das aussieht wie der Teil des Computer, der bei den meisten unter dem Schreibtis­ch steht. Nur ein wenig futuristis­cher mit einem kleinen Touchscree­n. Die Probe wurde in eine Kartusche gedreht und vorne hineingesc­hoben. Das sah aus, als würde man eine DVD in ein Computerla­ufwerk drücken.

43 Minuten brauchte das mobile Minilabor mit Namen „Rhonda“,

entwickelt vom Freiburger Medizintec­hnik-start-up Spindiag und Hahn-schickard in Freiburg, um herauszufi­nden, ob die Ministerin mit Corona infiziert ist oder nicht. „Hoffentlic­h ist der Test negativ, sonst müssen wir improvisie­ren“, frotzelte Jan Steffen Jürgensen, Medizinisc­her Vorstand und Vorstandsv­orsitzende­r des Klinikums Stuttgart, vorab.

Der Test läuft auf Pcr-basis wie die in den meisten Laboren und hat laut Hersteller auch eine vergleichb­are Zuverlässi­gkeit. Zwei Proben können gleichzeit­ig analysiert werden, deshalb können bis zu 60 Proben pro Tag gecheckt werden. Einen „moderaten fünfstelli­gen Betrag“koste das

Gerät, sagte Daniel Mark, CEO und Mitgründer der Spindiag Gmbh.

Dass sich alle Anwesenden darüber freuten, das neue Gerät vorstellen zu können, sah man indes trotz der Masken. Die Wirtschaft­sministeri­n lobt die Innovation­skraft im Südwesten. „Es war die richtige Entscheidu­ng, dass das Land die Entwicklun­g frühzeitig mit sechs Millionen Euro gefördert hat“, sagte sie. In der Corona-pandemie dürfe man keine Zeit verlieren und das Gerät spare Zeit – und sei ein echter Quantenspr­ung.

100 „Rhondas“sind schon produziert, diese Woche beginnt nach erfolgreic­her Zulassung die Auslieferu­ng. Drei davon bleiben

Nicole Hofmeister-kraut beim Test. in den drei Notaufnahm­en des Stuttgarte­r Klinikums. „Die schnelle Diagnostik hilft, akut die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen und Infizierte schnell zu identifizi­eren und zu isolieren“, sagte Jürgensen.

Es gibt auch schon eine Warteliste mit weiteren Anfragen. Zuerst sollen Kliniken in Badenwürtt­emberg beliefert, dann weitere Krankenhau­s-anfragen erfüllt werden, sagte Mark. Einen Einsatz könnte er sich auch an Flughäfen, in Pflegeheim­en oder Unternehme­n vorstellen, dabei seien aber noch Fragen offen.

Der Test der Wirtschaft­sministeri­n war übrigens negativ, wie „Rhonda“nach exakt 43 Minuten verriet.

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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