Geplante Veranstaltung liegt noch auf Eis
Können die Heidenheimer im Dezember auf dem Eugen-jaekle-platz ihre Runden drehen? Die Antwort gibt es wohl Mitte kommender Woche.
Ab wann es eine Schlittschuhbahn auf dem Eugen-jaekle-platz geben kann, hängt von den erwarteten Corona-beschlüssen von Bund und Ländern ab.
Weihnachtsmarkt: abgesagt. Herbst-winter-dorf: abgesagt. Eislaufbahn: Entscheidung noch offen. Organisatoren öffentlicher Veranstaltungen hatten es auch in Heidenheim schon mal erheblich leichter. An Tatendrang und Ideen mangelt es nicht, vielmehr führen die Corona-bedingten Beschränkungen dazu, dass sich in diesem Jahr sämtliche Planungen ungewohnt kompliziert gestalten und im schlimmsten Fall nach langer Vorbereitungszeit gar nicht umgesetzt werden dürfen.
Charles Simon, Vorsitzender des Heidenheimer Dienstleistungsund Handelsvereins (HDH), blickte deshalb am Montag gespannt nach Berlin, wo eine Video-konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder zusammenlief. Er tat das in der Hoffnung, „dass die Regierung einen klaren Hinweis gibt, was in nächster Zeit möglich ist, und was nicht“.
Am Ende war freilich mehr von sollen als von müssen oder dürfen die Rede, gab es Appelle statt Beschlüsse. Diese folgen voraussichtlich am Mittwoch kommender Woche, und so kann Simon wohl erst dann verlässlich sagen, ob wie vorgesehen am 4. Dezember auf dem Eugen-jaekle-platz eine Schlittschuhbahn in Betrieb genommen wird.
Durchaus denkbar also, dass jener Vorbehalt zum Tragen kommt, den Oberbürgermeister Bernhard Ilg bei der Vorstellung des Vorhabens Anfang Oktober formuliert hatte: „Das Einzige, das eine Absage erforderlich machen könnte, wäre ein vom Sozialministerium aufgrund einer zweiten Welle verfügter Lockdown.“
Wie berichtet, haben sich HDH, Stadtverwaltung und Heidenheimer Sportbund (HSB) darauf verständigt, in diesen Wochen und Monaten der Absagen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, das die Innenstadt am Leben halten soll. Solange sich dies in Anbetracht der geltenden Abstandsund Hygieneregeln eben umsetzen lässt, und in dieser Hinsicht haben die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben gemacht.
„Wir haben in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und der Stadt schon ein Hygienekonzept erarbeitet“, sagt Simon, „aber eben unter den Bedingungen Stand Oktober. Genau deshalb müssen wir jetzt abwarten, welche Möglichkeiten es in den nächsten Monaten gibt.“
Flexibler Start möglich
Der HDH beabsichtigt, die auf synthetischem Eis, also Kunststoff, basierende Bahn zunächst für ein Jahr zu mieten und anschließend zu kaufen, sofern sie sich aus Warte des Vereins bewährt. Nun zahlt es sich aus, dass die Vertragsdetails sehr flexibel gestaltet wurden: „Wir können den Start bei Bedarf problemlos auch in den Januar, Februar oder März verschieben“, so Simon.
Dem Hdh-vorsitzenden zufolge sind Stadtverwaltung und Sponsoren über sämtliche Eventualitäten informiert, sodass den Beteiligten kein finanzieller Schaden droht. Der Lieferant benötigt seinerseits einen Vorlauf von einer Woche, um die Schlittschuhbahn per Lkw von Spanien nach Heidenheim zu transportieren.
Eine zeitliche Verschiebung würde vermutlich den HSB vor die größte organisatorische Herausforderung stellen, da er die Rolle des Betreibers übernimmt und dafür Sorge zu tragen hat, dass stets Personal in ausreichender Zahl vor Ort ist.
Große Unterstützung erhält die Idee, in Heidenheim erstmals nach dem Winter 2009/2010 wieder eine Eislaufbahn – damals unweit des Lokschuppens im Brenzpark – auf die Beine zu stellen. Seinerzeit steuerte die Stadt laut Standortmarketing-manager Ruven Becker 145 000 Euro zur Deckung der Kosten bei. Zu viel aus Sicht der Stadträte, die deshalb eine Wiederholung ablehnten.
Gemeinderat gewährt Zuschuss
Jetzt genehmigte das Gremium einen Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro, um im Schulterschluss mit HDH und HSB eine Neuauflage zu ermöglichen. Der von Becker erläuterten Berechnung zufolge summiert sich die Miete der Bahn einschließlich Nebenkosten auf rund 40 000 Euro. Dieser Betrag würde im Falle eines möglichen Erwerbs innerhalb von 13 Monaten vollständig auf den Kaufpreis von 60 000 Euro angerechnet: „Der Zuschuss ist also auch dann nicht verloren, wenn die Bahn erst später als geplant in Betrieb genommen werden kann“, so Becker.
Lediglich Dr. Martin Zinkler (SPD) enthielt sich der Stimme. Er hätte sich eine größere Fläche als die mit Blick auf den zur Verfügung stehenden Platz in der Innenstadt zwischen 200 und 240 Quadratmeter gewünscht, um auch Eisstockschießen und Eishockey betreiben zu können.
Becker verwies darauf, dass die Bahn dank eines Nut-und-federsystems jederzeit modular erweiterbar und binnen zwei Stunden zu installieren sei. Als weitere Vorteile nannte er die Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren sowie den kostengünstigen Unterhalt, da kein echtes Eis und damit auch keine stromintensiven Kühlaggregate benötigt würden. Hinsichtlich der Umweltverträglichkeit entstehe dadurch weniger Lärm, außerdem lasse sich der geringe Abrieb des lebensmittelechten Kunststoffs einfach mit einem Staubsauger entfernen.
Das gewählte System beruht auf einer Technologie, bei der die Kufen herkömmlicher Schlittschuhe Kunststoffmoleküle aufschneiden. Der dabei freigesetzte Gleitstoff soll eine Bewegung ermöglichen, die der auf richtigem Eis sehr nahe kommt.