Heidenheimer Zeitung

Geplante Veranstalt­ung liegt noch auf Eis

Können die Heidenheim­er im Dezember auf dem Eugen-jaekle-platz ihre Runden drehen? Die Antwort gibt es wohl Mitte kommender Woche.

- Von Michael Brendel

Ab wann es eine Schlittsch­uhbahn auf dem Eugen-jaekle-platz geben kann, hängt von den erwarteten Corona-beschlüsse­n von Bund und Ländern ab.

Weihnachts­markt: abgesagt. Herbst-winter-dorf: abgesagt. Eislaufbah­n: Entscheidu­ng noch offen. Organisato­ren öffentlich­er Veranstalt­ungen hatten es auch in Heidenheim schon mal erheblich leichter. An Tatendrang und Ideen mangelt es nicht, vielmehr führen die Corona-bedingten Beschränku­ngen dazu, dass sich in diesem Jahr sämtliche Planungen ungewohnt komplizier­t gestalten und im schlimmste­n Fall nach langer Vorbereitu­ngszeit gar nicht umgesetzt werden dürfen.

Charles Simon, Vorsitzend­er des Heidenheim­er Dienstleis­tungsund Handelsver­eins (HDH), blickte deshalb am Montag gespannt nach Berlin, wo eine Video-konferenz von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten der Länder zusammenli­ef. Er tat das in der Hoffnung, „dass die Regierung einen klaren Hinweis gibt, was in nächster Zeit möglich ist, und was nicht“.

Am Ende war freilich mehr von sollen als von müssen oder dürfen die Rede, gab es Appelle statt Beschlüsse. Diese folgen voraussich­tlich am Mittwoch kommender Woche, und so kann Simon wohl erst dann verlässlic­h sagen, ob wie vorgesehen am 4. Dezember auf dem Eugen-jaekle-platz eine Schlittsch­uhbahn in Betrieb genommen wird.

Durchaus denkbar also, dass jener Vorbehalt zum Tragen kommt, den Oberbürger­meister Bernhard Ilg bei der Vorstellun­g des Vorhabens Anfang Oktober formuliert hatte: „Das Einzige, das eine Absage erforderli­ch machen könnte, wäre ein vom Sozialmini­sterium aufgrund einer zweiten Welle verfügter Lockdown.“

Wie berichtet, haben sich HDH, Stadtverwa­ltung und Heidenheim­er Sportbund (HSB) darauf verständig­t, in diesen Wochen und Monaten der Absagen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, das die Innenstadt am Leben halten soll. Solange sich dies in Anbetracht der geltenden Abstandsun­d Hygienereg­eln eben umsetzen lässt, und in dieser Hinsicht haben die Verantwort­lichen ihre Hausaufgab­en gemacht.

„Wir haben in Abstimmung mit dem Gesundheit­samt und der Stadt schon ein Hygienekon­zept erarbeitet“, sagt Simon, „aber eben unter den Bedingunge­n Stand Oktober. Genau deshalb müssen wir jetzt abwarten, welche Möglichkei­ten es in den nächsten Monaten gibt.“

Flexibler Start möglich

Der HDH beabsichti­gt, die auf synthetisc­hem Eis, also Kunststoff, basierende Bahn zunächst für ein Jahr zu mieten und anschließe­nd zu kaufen, sofern sie sich aus Warte des Vereins bewährt. Nun zahlt es sich aus, dass die Vertragsde­tails sehr flexibel gestaltet wurden: „Wir können den Start bei Bedarf problemlos auch in den Januar, Februar oder März verschiebe­n“, so Simon.

Dem Hdh-vorsitzend­en zufolge sind Stadtverwa­ltung und Sponsoren über sämtliche Eventualit­äten informiert, sodass den Beteiligte­n kein finanziell­er Schaden droht. Der Lieferant benötigt seinerseit­s einen Vorlauf von einer Woche, um die Schlittsch­uhbahn per Lkw von Spanien nach Heidenheim zu transporti­eren.

Eine zeitliche Verschiebu­ng würde vermutlich den HSB vor die größte organisato­rische Herausford­erung stellen, da er die Rolle des Betreibers übernimmt und dafür Sorge zu tragen hat, dass stets Personal in ausreichen­der Zahl vor Ort ist.

Große Unterstütz­ung erhält die Idee, in Heidenheim erstmals nach dem Winter 2009/2010 wieder eine Eislaufbah­n – damals unweit des Lokschuppe­ns im Brenzpark – auf die Beine zu stellen. Seinerzeit steuerte die Stadt laut Standortma­rketing-manager Ruven Becker 145 000 Euro zur Deckung der Kosten bei. Zu viel aus Sicht der Stadträte, die deshalb eine Wiederholu­ng ablehnten.

Gemeindera­t gewährt Zuschuss

Jetzt genehmigte das Gremium einen Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro, um im Schultersc­hluss mit HDH und HSB eine Neuauflage zu ermögliche­n. Der von Becker erläuterte­n Berechnung zufolge summiert sich die Miete der Bahn einschließ­lich Nebenkoste­n auf rund 40 000 Euro. Dieser Betrag würde im Falle eines möglichen Erwerbs innerhalb von 13 Monaten vollständi­g auf den Kaufpreis von 60 000 Euro angerechne­t: „Der Zuschuss ist also auch dann nicht verloren, wenn die Bahn erst später als geplant in Betrieb genommen werden kann“, so Becker.

Lediglich Dr. Martin Zinkler (SPD) enthielt sich der Stimme. Er hätte sich eine größere Fläche als die mit Blick auf den zur Verfügung stehenden Platz in der Innenstadt zwischen 200 und 240 Quadratmet­er gewünscht, um auch Eisstocksc­hießen und Eishockey betreiben zu können.

Becker verwies darauf, dass die Bahn dank eines Nut-und-federsyste­ms jederzeit modular erweiterba­r und binnen zwei Stunden zu installier­en sei. Als weitere Vorteile nannte er die Lebenserwa­rtung von mehr als zehn Jahren sowie den kostengüns­tigen Unterhalt, da kein echtes Eis und damit auch keine strominten­siven Kühlaggreg­ate benötigt würden. Hinsichtli­ch der Umweltvert­räglichkei­t entstehe dadurch weniger Lärm, außerdem lasse sich der geringe Abrieb des lebensmitt­elechten Kunststoff­s einfach mit einem Staubsauge­r entfernen.

Das gewählte System beruht auf einer Technologi­e, bei der die Kufen herkömmlic­her Schlittsch­uhe Kunststoff­moleküle aufschneid­en. Der dabei freigesetz­te Gleitstoff soll eine Bewegung ermögliche­n, die der auf richtigem Eis sehr nahe kommt.

 ?? Foto: Glice ?? Synthetisc­he Eislaufbah­nen der Firma Glice aus Luzern (Schweiz) werden in einem Nut-und-feder-system verlegt. Das Foto zeigt den Aufbau einer Bahn im Zoo von Detroit.
Foto: Glice Synthetisc­he Eislaufbah­nen der Firma Glice aus Luzern (Schweiz) werden in einem Nut-und-feder-system verlegt. Das Foto zeigt den Aufbau einer Bahn im Zoo von Detroit.

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