Trotz Krisenzeiten bleibt Steiff optimistisch
Trotz Umsatzrückgangs und eines voraussichtlichen Besucherschwundes um rund 60 Prozent im Erlebnismuseum bleibt der Geschäftsführer der Margarete Steiff Gmbh, Dirk Petermann, optimistisch.
Den Plüschtierhersteller trifft die Corona-krise im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft stark. Geschäftsführer Dirk Petermann gibt nicht klein bei.
Ü ber 35 Prozent des gesamten Jahresumsatzes im Spielwarenbereich werden normalerweise in der Vorweihnachtszeit erzielt. Doch im Corona-krisenjahr 2020 sind auch dem Giengener Plüschtierhersteller Steiff die Hände gebunden.
Das Erlebnismuseum am Firmensitz in der Burgstraße ist seit Verhängung des Teil-lockdowns wieder geschlossen, lediglich der Shop ist geöffnet. Abgesagt wurde zudem der sehr beliebte Adventsmarkt in Zusammenarbeit mit der Stadt – und dies, nachdem schon der alljährliche Publikumsrenner Steiff-sommer aufgrund des Infektionsgeschehens gestrichen werden musste.
Museum stark betroffen
Dirk Petermann, Geschäftsführer der Margarete Steiff Gmbh, geht nicht davon aus, „dass sich die Lage bis Jahresende noch drastisch verändert“. Das heißt, das Steiff-museum wird wohl vor Weihnachten nicht mehr öffnen. Sollte es so kommen, wäre ein Besucherrückgang von 60 Prozent in die „wunderbare Welt von Frieda und Knopf“zu beklagen, sagt Petermann.
Schon ab März musste das Museum mehrere Wochen komplett geschlossen werden. Dann wurde unter Hygieneauflagen wieder eingeschränkt geöffnet – bis zum 2. November. Allerdings durften in diesem Zeitraum täglich nur maximal 220 Besucher ins Museum. In normalen Zeiten, so Museumsleiterin Simone Pürckhauer, kommen zwischen 300 und 1200 Gäste pro Tag. In den vergangenen Jahren wurden jeweils rund 200 000 Besucher per anno gezählt – eine Zahl, hinter der man im Corona-jahr 2020 weit zurückbleibt.
Stationärer Handel büßt ein
Drastische Verkaufseinbußen waren vor allem im sogenannten stationären Handel zu verzeichnen. Weltweit mussten Spielwarengeschäfte über längere Phasen schließen. Als nach dem ersten Lockdown im Frühjahr dann wieder geöffnet wurde, lief der Umsatz trotz geltender Hygieneauflagen wieder gut an.
Im Oktober sei man fast schon wieder dran gewesen am Ergebnis des Vorjahrs, so Petermann. Doch dann folgte im November der Teil-lockdown.
Dabei war Steiff, wie Petermann sagt, „mit viel Rückenwind aus dem Vorjahr“ins Jahr 2020 gestartet. Im Januar/februar seien die Erwartungen sogar mehr als erfüllt worden. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg waren entsprechend optimistische Töne zu hören. Mit einer Vollbremsung, wie sie durch Corona wenig später erfolgte, hatte zu Jahresbeginn noch niemand rechnen können.
Digital Luft nach oben
Trotz allem sagt Petermann auch, man wolle nicht alles nur negativ sehen. So habe Corona beispielsweise den Fokus stark auf den digitalen Markt gerichtet. In diesem Bereich habe man in jüngster Vergangenheit viel investiert, und diese Investitionen würden sich zunehmend bezahlt machen, ist der Geschäftsführer überzeugt. Über 40 Prozent des Umsatzes im
Spielwarenhandel würden mittlerweile auf digitalem Wege generiert. Bei Steiff liege man aktuell noch hinter dieser Marke zurück und habe hier noch „deutlich Luft nach oben“, wie
Petermann sagt: „Aber wir sind auf einem guten Weg. Ich sehe uns für die Zukunft gut gerüstet und bin hier positiv eingestellt.“
Auch wenn die Zukunft überwiegend digital sein wird, so wird doch auch der stationäre Handel ein wichtiges Umsatzsegment bleiben. Aber auch beim Verkauf der Spielwaren durch Läden werde man sich auf eine „neue Normalität“in der Zeit nach Corona einstellen müssen, ist Petermann überzeugt. Digitale Möglichkeiten sollen auch hier für mehr Effektivität und eine schnellere Befriedigung von Kundenwünschen sorgen.
Jahr wie eine Achterbahnfahrt
Petermann vergleicht das laufende Geschäftsjahr mit einer Achterbahnfahrt. Achterbahnfahren sei sicher nicht jedermanns Sache, räumt er ein. „Ich bin aber ein großer Fan davon.“Die Herausforderung einer Berg- und Talfahrt aufgrund eines kaum kalkulierbaren Pandemieverlaufs will der Geschäftsführer mit kreativer Zuversicht annehmen. Es gelte, die Fahrt am Ende erfolgreich abzuschließen: „Im Oktober war für uns die Welt wieder halbwegs in Ordnung. Dann ging es wieder ins Tal. Aber wir gehen mit einem klaren Plan in diese neue Etappe.“