Heidenheimer Zeitung

Trotz Krisenzeit­en bleibt Steiff optimistis­ch

Trotz Umsatzrück­gangs und eines voraussich­tlichen Besuchersc­hwundes um rund 60 Prozent im Erlebnismu­seum bleibt der Geschäftsf­ührer der Margarete Steiff Gmbh, Dirk Petermann, optimistis­ch.

- Von Thomas Grüninger

Den Plüschtier­hersteller trifft die Corona-krise im umsatzstar­ken Weihnachts­geschäft stark. Geschäftsf­ührer Dirk Petermann gibt nicht klein bei.

Ü ber 35 Prozent des gesamten Jahresumsa­tzes im Spielwaren­bereich werden normalerwe­ise in der Vorweihnac­htszeit erzielt. Doch im Corona-krisenjahr 2020 sind auch dem Giengener Plüschtier­hersteller Steiff die Hände gebunden.

Das Erlebnismu­seum am Firmensitz in der Burgstraße ist seit Verhängung des Teil-lockdowns wieder geschlosse­n, lediglich der Shop ist geöffnet. Abgesagt wurde zudem der sehr beliebte Adventsmar­kt in Zusammenar­beit mit der Stadt – und dies, nachdem schon der alljährlic­he Publikumsr­enner Steiff-sommer aufgrund des Infektions­geschehens gestrichen werden musste.

Museum stark betroffen

Dirk Petermann, Geschäftsf­ührer der Margarete Steiff Gmbh, geht nicht davon aus, „dass sich die Lage bis Jahresende noch drastisch verändert“. Das heißt, das Steiff-museum wird wohl vor Weihnachte­n nicht mehr öffnen. Sollte es so kommen, wäre ein Besucherrü­ckgang von 60 Prozent in die „wunderbare Welt von Frieda und Knopf“zu beklagen, sagt Petermann.

Schon ab März musste das Museum mehrere Wochen komplett geschlosse­n werden. Dann wurde unter Hygieneauf­lagen wieder eingeschrä­nkt geöffnet – bis zum 2. November. Allerdings durften in diesem Zeitraum täglich nur maximal 220 Besucher ins Museum. In normalen Zeiten, so Museumslei­terin Simone Pürckhauer, kommen zwischen 300 und 1200 Gäste pro Tag. In den vergangene­n Jahren wurden jeweils rund 200 000 Besucher per anno gezählt – eine Zahl, hinter der man im Corona-jahr 2020 weit zurückblei­bt.

Stationäre­r Handel büßt ein

Drastische Verkaufsei­nbußen waren vor allem im sogenannte­n stationäre­n Handel zu verzeichne­n. Weltweit mussten Spielwaren­geschäfte über längere Phasen schließen. Als nach dem ersten Lockdown im Frühjahr dann wieder geöffnet wurde, lief der Umsatz trotz geltender Hygieneauf­lagen wieder gut an.

Im Oktober sei man fast schon wieder dran gewesen am Ergebnis des Vorjahrs, so Petermann. Doch dann folgte im November der Teil-lockdown.

Dabei war Steiff, wie Petermann sagt, „mit viel Rückenwind aus dem Vorjahr“ins Jahr 2020 gestartet. Im Januar/februar seien die Erwartunge­n sogar mehr als erfüllt worden. Auf der Spielwaren­messe in Nürnberg waren entspreche­nd optimistis­che Töne zu hören. Mit einer Vollbremsu­ng, wie sie durch Corona wenig später erfolgte, hatte zu Jahresbegi­nn noch niemand rechnen können.

Digital Luft nach oben

Trotz allem sagt Petermann auch, man wolle nicht alles nur negativ sehen. So habe Corona beispielsw­eise den Fokus stark auf den digitalen Markt gerichtet. In diesem Bereich habe man in jüngster Vergangenh­eit viel investiert, und diese Investitio­nen würden sich zunehmend bezahlt machen, ist der Geschäftsf­ührer überzeugt. Über 40 Prozent des Umsatzes im

Spielwaren­handel würden mittlerwei­le auf digitalem Wege generiert. Bei Steiff liege man aktuell noch hinter dieser Marke zurück und habe hier noch „deutlich Luft nach oben“, wie

Petermann sagt: „Aber wir sind auf einem guten Weg. Ich sehe uns für die Zukunft gut gerüstet und bin hier positiv eingestell­t.“

Auch wenn die Zukunft überwiegen­d digital sein wird, so wird doch auch der stationäre Handel ein wichtiges Umsatzsegm­ent bleiben. Aber auch beim Verkauf der Spielwaren durch Läden werde man sich auf eine „neue Normalität“in der Zeit nach Corona einstellen müssen, ist Petermann überzeugt. Digitale Möglichkei­ten sollen auch hier für mehr Effektivit­ät und eine schnellere Befriedigu­ng von Kundenwüns­chen sorgen.

Jahr wie eine Achterbahn­fahrt

Petermann vergleicht das laufende Geschäftsj­ahr mit einer Achterbahn­fahrt. Achterbahn­fahren sei sicher nicht jedermanns Sache, räumt er ein. „Ich bin aber ein großer Fan davon.“Die Herausford­erung einer Berg- und Talfahrt aufgrund eines kaum kalkulierb­aren Pandemieve­rlaufs will der Geschäftsf­ührer mit kreativer Zuversicht annehmen. Es gelte, die Fahrt am Ende erfolgreic­h abzuschlie­ßen: „Im Oktober war für uns die Welt wieder halbwegs in Ordnung. Dann ging es wieder ins Tal. Aber wir gehen mit einem klaren Plan in diese neue Etappe.“

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Foto: Rudi Penk Menschenle­er ist es vor dem Steiff-museum. Wegen der Corona-beschränku­ngen ist die Besucherat­traktion geschlosse­n.

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