Mit Blaulicht und Signalhorn
Normalerweise tritt Elisa Horn für den HSB in der 2. Liga an. Momentan absolviert die 18-Jährige im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin.von
Hsb-turnerin Elisa Horn absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei der Heidenheimer Rettungswache.
Preisfrage: RTW und KTW. Sind das Abkürzungen aus dem Lied „MFG“der Stuttgarter Hip-hop-gruppe „Die Fantastischen Vier“? Verdient hätten sie es zumindest, denn sie sind unheimlich wichtig. Wenn Elisa Horn von ihren Einsätzen erzählt und mit Begriffen um sich schmeißt, muss sie bisweilen gebremst werden. RTW? „Ah, ja richtig, ein Rettungswagen für Notfallpatienten“, erklärt die 18-Jährige. Ein KTW ist dementsprechend ein Krankentransportwagen für nicht-akute Transporte von Personen.
Um beide Arten der Transporte gut zu besetzen, seien junge Menschen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten, wichtig, sagt Horn. Zehn „Fsjler“aus dem Landkreis Heidenheim leisten ihre Arbeit im Rettungssanitätsdienst, erzählt die Gerstetterin, die im September angefangen hat und aktuell einen Lehrgang zur Rettungssanitäterin absolviert.
Nach einem zweiwöchigen Praktikum im Klinikum gibt es auch einen dreiwöchigen Lehrgang an der Drk-landesschule in Ulm, gefolgt von einer Prüfung. Online-unterricht sei da nicht möglich. „Wir haben viele praktische Übungen. Zum Beispiel, wenn wir reanimieren üben. Das funktioniert nicht alleine zu Hause“, erklärt Horn.
Zu müde zum Trainieren
Eigentlich ist sie beim Turnen in ihrem Element. Horn gehört zum Zweitligateam des HSB, ihre Paradedisziplinen sind Sprung und Boden. Doch das Turnen rückt momentan in den Hintergrund. Zum einen wurde die Saison in der 2. Liga nach nur zwei von vier
Wettkampftagen beendet. Dabei ging der zweite Wettkampf bereits nicht mehr in die Wertung ein. Es gibt auch weder Auf- noch Absteiger. Zum anderen arbeitet Horn im Schichtdienst. „Wir dürfen zwar unter besonderen Auflagen trainieren. Das ist momentan aber schwierig für mich.“Nach einer anstrengenden Frühschicht zum Beispiel schaffe sie es nicht immer, sich aufzuraffen und zum Training zu gehen.
Nach ihrem Abitur am Schiller-gymnasium, da war sie noch 17, habe sie noch nicht gewusst, welche berufliche Richtung sie einschlagen soll. Horn wusste nur eins: Sie will helfen. Daher habe sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. Und zwar im Rettungsdienst wie ihr älterer Bruder Florian vor ihr. Von ihm wusste sie auch, dass die Arbeit nicht immer einfach sei. „Ich hatte Respekt davor. Zum Beispiel, wenn man einen Menschen wiederbeleben muss“, räumt Elisa Horn ein. Bisher habe ein Einsatz sie auch noch nicht stark mental mitgenommen. Sie betont aber auch: „Ich kann damit umgehen. Ich bin nicht zimperlich.“
Ihre Ausbildung bei der neuen Rettungswache neben dem Klinikum sei äußerst abwechslungsreich, auch mache sie nie an zwei Tagen das Gleiche. Inzwischen fährt Horn selbst die Einsatzfahrzeuge. Da ein Rettungswagen über 3,5 Tonnen wiegt, musste sie den C-1-führerschein machen, der normale B-führerschein reicht dafür nicht.
Sie habe sich langsam herangetastet, mittlerweile fahre sie sicher mit Blaulicht und Signalhorn,
zum Beispiel zu Verkehrsunfällen. „Man sollte sich schon gut auskennen, auch wenn wir ein Navi haben“, erklärt Horn. Kreuzungen seien dabei besonders sensible Stellen. „Wir können ja nicht erwarten, dass alle an der Ampel stehen bleiben.“
Ängstlich darf man nicht sein
Ob es besonders anstrengend ist, den Dienst während der Pandemie zu leisten? „Ich weiß nicht, wie es davor war. Ich kenne nur die Corona-zeit“, zeigt sich Horn unbeeindruckt. Falls es zu einem Covid-patienten gehe, werden Schutzanzüge und -brillen getragen. Anschließend werde der Wagen gereinigt und desinfiziert. „Wir sind gut geschützt“, sagt Horn. „Ich bin nicht ängstlich. Und das darf man auch nicht sein, wenn man mit Patienten zu tun hat.“Die meisten Patienten seien dankbar, wenn medizinische Hilfe kommt. „Es gibt aber auch welche, die sich nicht mitnehmen lassen wollen“, erzählt Horn. In einem Fall seien sie von einem Angehörigen eines Patienten alarmiert worden, der allerdings die Hilfe nicht annehmen wollte.
Noch weiß Elisa Horn nicht, ob sie nach dem Ende ihres Freiwilligen Sozialen Jahrs im Rettungsdienst bleibt. Sie könne sich aber auch vorstellen, zur Polizei zu gehen oder Sport und Gesundheit zu studieren. Sie sei noch in der Findungsphase, sagt sie, betont aber auch: „Ich möchte auf jeden Fall Menschen helfen.“