Heidenheimer Zeitung

Kulturbühn­e setzt auf Kooperatio­n

Die „Halbe Treppe“kämpft wegen des Lockdowns in Zeiten von Corona ums Überleben. Dennoch sind die Organisato­rinnen alles andere als pessimisti­sch – und setzen auf eine Kooperatio­n mit dem Café Swing.

- Von Maximilian Haller

Die „Halbe Treppe“als Kulturvera­nstalter hat wegen Corona schwer zu kämpfen. Die Zusammenar­beit mit dem Café Swing soll helfen.

Zusammen ist man bekanntlic­h weniger allein. Na schön, der Spruch ist zugegebene­rmaßen etwas abgedrosch­en. Und doch beschreibt er die aktuelle Situation der Heidenheim­er Kulturbühn­e Halbe Treppe recht passend. Denn seit Oktober kooperiert die Kulturbühn­e mit dem Heidenheim­er Café Swing: Die „Halbe Treppe“liefert das Kulturprog­ramm, das „Swing“stellt die benötigten Räumlichke­iten zur Verfügung. Ein Geben und Nehmen eben.

Wie kam es zu diesem Zusammense­in? Der Grund – wie könnte es anders auch sein – lautet Corona. Nach dem ersten Lockdown konnten bei dem kleinen Kulturvere­in hin und wieder noch Veranstalt­ungen stattfinde­n, darunter die regulären Filmvorfüh­rungen, ein Dialogforu­m, ein philosophi­scher Stammtisch sowie eine Kartenspie­lrunde.

Doch Konzerte, Lesungen, Figurenthe­ater und dergleiche­n konnten in den gerade einmal rund 40 Quadratmet­er großen Räumlichke­iten der Kulturbühn­e seither nicht mehr stattfinde­n – zu wenig Platz, um die Abstandsre­geln einzuhalte­n. Andere Veranstalt­ungsorte, mit denen der Verein geliebäuge­lt hat, waren schlichtwe­g zu teuer. Da kam das „Swing“, das nach den bis Ende

Oktober geltenden Hygienevor­schriften Platz für mindestens 40 Personen hat, gerade zum rechten Zeitpunkt. Das Kulturkonz­ept „Mischkultu­r“war geboren.

Nur ein Konzert möglich

Doch genauso schnell wie das gemeinsame Projekt für Euphorie unter den Beteiligte­n sorgte, wurde es durch den zweiten Lockdown auch schon wieder ausgebrems­t. „Bei dem bislang einzigen Konzert dieser Reihe traten ‚Black Patti‘ auf“, erzählt Dorothee Schenck, stellvertr­etende Vorsitzend­e der „Halben Treppe“.

Für den Rest des Jahres seien noch drei weitere Veranstalt­ungen geplant gewesen, die nächste, die Anfang Dezember hätte stattfinde­n sollen, sei definitiv abgesagt, berichtet Iris Steiner, Mitglied des Veranstalt­ungsteams der Kulturbühn­e. „Das hat uns schon ziemlich enttäuscht. Wir haben die Absage auch erst noch eine Weile hinausgezö­gert“, sagt Schenck.

Von Frust zu Optimismus

Grund zur Enttäuschu­ng hatten die Organisato­ren der „Halben Treppe“dieses Jahr eigentlich schon genug. Etwa Iris Steiner, die erst kurz vor dem ersten Lockdown zum Verein stieß und bislang recht wenig an dem regulären Kulturange­bot beteiligt sein konnte.

Und doch ist weder Iris Steiner noch Dorothee Schenck Pessimismu­s anzumerken. Zumindest nicht mehr. „Am Anfang der Corona-krise war ich total frustriert. Ich dachte, das war’s jetzt mit der ‚Halben Treppe‘“, gibt Schenck zu. Doch trotz erst ausbleiben­dem, dann reduzierte­m und momentan erneut ausbleiben­dem Kulturprog­ramm sei die Situation für die Kulturbühn­e nicht dramatisch.

Unterstütz­ung durch Spenden

„Wir arbeiten alle ehrenamtli­ch, daher haben wir keine Personalko­sten. Die Beiträge unserer Mitglieder tragen ebenfalls zum Erhalt des Vereins bei“, freut sich Schenck. Ganz ohne fremde Hilfe geht es allerdings doch nicht. Um die fehlenden Einkünfte aufzufange­n, erhält die „Halbe Treppe“Unterstütz­ung von der Hzaktion „Unsere Hilfe zählt“, außerdem hat der Verein inzwischen Soforthilf­e für Kulturscha­ffende beantragt.

Alles in allem also keine sonderlich rosigen Zeiten für den Verein. Und doch sieht man der Zukunft der Kulturbühn­e optimistis­ch entgegen, „denn irgendwas wächst daraus“, findet Schenck. Eine Mischkultu­r eben, wie Botaniker selbstvers­tändlich wissen. Das Konzept „Mischkultu­r“könnte sich zudem durchaus als dauerhafte­s Format etablieren, wenn es nach Schenck und Steiner geht. Dabei denken die beiden nicht nur eigennützi­g. „Dass die ‚Halbe Treppe‘ so knapp überlebt, ist eine Sache. Doch Künstler brauchen auch Orte wie die Kulturbühn­e, um selbst zu überleben“, ist sich Steiner sicher.

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Foto: Rudi Penk Ausnahmswe­ise einmal auf anstatt hinter der Bühne: Iris Steiner (links) und Dorothee Schenck, zwei der Organisato­rinnen des Programms der Heidenheim­er Kulturbühn­e Halbe Treppe.

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