Stachel im Ego
Auf Geduld, Strategie und Verlässlichkeit hat Us-präsident Donald Trump noch nie viel gegeben. Seine Entscheidungen sind vielmehr getrieben von Impulsen und fixiert auf kurzfristige Triumphe. Das gilt für seine Innen- wie für seine Außenpolitik – und so sind wohl auch seine Afghanistan-pläne zu erklären, die er nun verkündete, beziehungsweise vom frisch installierten und ergebenen Verteidigungsminister verkünden ließ. Auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft will Trump ein altes Wahlkampfversprechen einlösen und einen Großteil der Us-truppen nach Hause holen. Dass ihm dies bislang entgegen aller Ankündigungen nicht gelungen ist, muss ihm wie ein Stachel im Ego stecken.
Nun lässt sich der internationale Einsatz in Afghanistan beim besten Willen nicht als großer Erfolg bezeichnen. Ihn nun aber Hals über
Kopf zu beenden, hätte verheerende Folgen und zwar sowohl für das Land am Hindukusch als auch für den weltweiten Kampf gegen den Terror sowie für die Partner in der Nato einschließlich Deutschland. Trump allerdings dürfte das alles herzlich egal sein. Der neue Chef-berater des Pentagon wird bezeichnenderweise mit den Worten zitiert, in Afghanistan werde eh „alles zerfallen“. Und vom Nato-motto „gemeinsam rein – gemeinsam raus“interessiert Trump das Wort „gemeinsam“wohl am allerwenigsten.
Neu an der Lage ist nun aber der Widerspruch, den der Präsident selbst von treuen Anhängern im Kongress wie Senator Mitch Mcconnell erfährt. Das zeigt, welcher Schaden auch für Amerika dort befürchtet wird. Und es zeigt, dass Geduld, Strategie und Verlässlichkeit wohl doch noch etwas zählen in der Außenpolitik der USA.