Heidenheimer Zeitung

Nager auf der Durchreise

In der Ludwig-lang-straße hat ein Biber einen Baum gefällt. Das ist laut dem Biberbeauf­tragten sehr ungewöhnli­ch, denn normalerwe­ise vermeiden die Nager urbanes Umfeld.

- Von Andreas Uitz

Lange Zeit galten Biber als Seltenheit, zu sehr hatte der Mensch die Natur in Beschlag genommen und dem Nagetier durch die Bebauung und die Begradigun­g von Flüssen seinen angestammt­en Lebensraum streitig gemacht. Doch vor rund 20 Jahren begannen Biber, von der Donau aus kommend, wieder die Brenz, die Hürbe und die Egau auf dem Härtsfeld zu bevölkern.

Auch wenn die Wildtiere selten tatsächlic­h gesichtet werden, sind die Spuren, die sie hinterlass­en doch umso deutlicher. Selbst wenn sie keine riesigen Dämme bauen, an denen sich die Flüsse aufstauen, so finden sich an Bäumen und kleineren Gehölzen ihre Nagespuren. So wie jüngst in der Ludwig-lang-straße beim Rewe-center. Hier wurde am Brenzufer ein noch junger Baum von einem Biber gefällt, die eindeutige­n Spuren lassen keine andere Interpreta­tion zu.

Biber war wohl auf Wanderscha­ft

Doch wie kommen die eigentlich sehr scheuen Tiere mitten in die Innenstadt? „Das ist schon ungewöhnli­ch“, erklärt der ehrenamtli­che Biber-beauftragt­e Bernd Engelhart. Er ist für den Bereich südlich des Brenzparks zuständig. Die Wahrschein­lichkeit, dass sich Biber auch am Brenzufer in der Innenstadt ansiedeln, hält er für gering. Vielmehr geht Engelhart davon aus, dass der Biber, der für den gefällten Baum verantwort­lich ist, auf der Wanderscha­ft war: „Bisher war die Stadt Heidenheim eine natürlich Barriere, auch wenn es Biber in Mergelstet­ten und im Brenzpark gibt.“In den vergangene­n Jahren habe man beobachten können, wie sich die Biberrevie­re flussaufwä­rts ausbreiten, vor etwa zwei Jahren sind die Tiere bis zum Itzelberge­r See gelangt. Aber auch am Oberlauf der Brenz bis Königsbron­n gebe es noch genügend Besiedlung­spotenzial für die Tiere. Sie schätzten langsam fließendes Wasser und Gehölze in Flussnähe.

Reviersuch­e nach zwei Jahren

Biber leben in Familien mit bis zu drei Generation­en, erklärt der Fachmann. Das bedeutet, dass die Jungtiere im zweiten Lebensjahr vertrieben werden und sich auf die Suche nach einem eigenen Revier machen. Dabei könne es schon vorkommen, dass sie sich auch kilometerw­eit von Gewässern entfernen.

Könnte der Biber, der den Baum an der Ludwig-lang-straße zu Fall gebracht hat, also auch so ein verstoßene­s Jungtier sein, das sich ein Revier sucht? „Das wäre durchaus eine Erkärung“, erklärt Engelhart. Es bestünde aber auch die Möglichkei­t, dass es sich um einen Revierbibe­r aus Mergelstet­ten oder dem Benzpark handelt. Biberrevie­re strecken sich in der Regel über einen Kilometer, „insofern könnte das schon passen“.

Können die unter Naturschut­z stehenden Nager auch zur Gefahr werden, etwa durch angenagte, nicht gesicherte Bäume? „Eher nicht, der Besiedlung­sdruck ist hier nicht so hoch. Meist nagen die Tiere an weichen, jungen Gehölzen. Nehme das überhand, ließen sich die Bäume auch schützen, so wie im Brenzpark. „Wenn man die Bäume mit Drahthosen von 1,20 Metern Höhe ummantelt, kommt der Biber nicht mehr ran.“Generell sollten Engelhart zufolge an Flussufern in einem Streifen von rund zehn Metern Breite

Gehölze stehen gelassen werden, so dass der Biber gar nicht erst in Versuchung kommt, größere Bäume zu fällen.

Baum bleibt erstmal liegen

Der Baum in der Ludwiglang-straße jedenfalls wird zunächst mal liegenblei­ben. „Zuständig

ist hier das Land, und wenn es Bedenken in Sachen Hochwasser­schutz gibt, wird er sicherlich entfernt“, so er städtische Pressespre­cher Stephan Knies. Aus städtische­r Sicht stelle der Baum erstmal keine Gefahr dar, deshalb bestehe kein Handlungsd­ruck.

Bisher war die Stadt Heidenheim eine natürlich Barriere, auch wenn es Biber in Mergelstet­ten und im Brenzpark gibt. Bernd Engelhart

Biber-beauftragt­er

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Foto: Markus Brandhuber Am Brenzufer in in der Ludwig-lang-straße wurde ein Baum von einem Biber gefällt.

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