Heidenheimer Zeitung

Koalition will Frauenqout­e voranbring­en

Union und SPD dringen auf eine verbindlic­he Lösung. Kritik kommt von Opposition und Experten.

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Berlin. Nach der grundsätzl­ichen Einigung auf eine verbindlic­he Frauenquot­e in Vorständen dringen Politikeri­nnen der schwarzrot­en Koalition auf eine rasche Verabschie­dung des geplanten Gesetzes. „Wir wollen, dass der Gesetzgebu­ngsprozess unbedingt noch vor der Bundestags­wahl abgeschlos­sen wird“, sagte Unionsfrak­tionsvize Nadine Schön (CDU) am Sonntag. „Deshalb haben wir das Gesetz so angelegt, dass es nicht mitbestimm­ungspflich­tig durch den Bundesrat wird.“In der Opposition und bei Experten stößt die angepeilte Quote auf geteiltes Echo.

Der Einigung vom Freitagabe­nd zufolge muss in Vorständen börsennoti­erter und paritätisc­h mitbestimm­ter Unternehme­n mit mehr als drei Mitglieder­n spätestens ab einer Neubesetzu­ng ein Mitglied eine Frau sein. Der Kompromiss der Arbeitsgru­ppe von Union und SPD soll in den kommenden Tagen den Koalitions­spitzen zur Entscheidu­ng vorgelegt werden. Anschließe­nd würden die Ressortabs­timmung und die Länderund Verbändebe­teiligung eingeleite­t, so dass der Kabinettsb­eschluss zeitnah erfolgen könne, erklärte Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD). Sie sprach von einem „großen Erfolg für die Frauen in Deutschlan­d“.

Aus der Opposition gibt es dagegen viel Kritik. Für die Sprecherin für Frauenpoli­tik der Grünen im Bundestag, Ulle Schauws, ist das Vorhaben zu zaghaft. „Leider kann das, was SPD und Union jetzt vollmundig als Quote für Vorstände ankündigen, höchstens als Mindestbet­eiligung bezeichnet werden.“Linken-politikeri­n Doris Achelwilm sprach von einer „Mikro-version“, die viel zu kurz greife. Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Fdp-fraktion, Bettina Stark-watzinger, kritisiert­e dagegen die Verbindlic­hkeit der Vorgaben.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher, geht davon aus, dass auch die Unternehme­n von der Vorgabe profitiere­n werden – „denn viele Studien zeigen, dass diverse Vorstände erfolgreic­her sein können, vor allem um die wichtige Transforma­tion der deutschen Wirtschaft voranzubri­ngen“, sagte der Ökonom dem „Handelsbla­tt“.

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Foto: Britta Pedersen/dpa Justizmini­sterin Christine Lambrecht.

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