Maskenspaß gegen Corona-frust
Am Dienstag kommt das Finale von „The Masked Singer“. Hoch gehandelt werden Namen wie Hape Kerkeling und Helene Fischer.
Es war wohl die richtige Show zur richtigen Zeit: Gerade als die zweite Corona-welle über Deutschland schwappte, die Kinos schlossen und die Sorgen wuchsen, startete die dritte Staffel von „The Masked Singer“– das kreuzfidele, eskapistische Gute-laune-spektakel mit singenden Promis in Ganzkörperkostümen bot dem Coronablues wochenlang die Stirn. Am Dienstag, 24. November (20.15 Uhr), sendet Prosieben das Finale, in dem noch fünf Figuren live um den Sieg kämpfen: das niedliche Alien, der ägyptische Gott Anubis, ein putziges Erdmännchen-pärchen, ein Nilpferd im Ballerina-kleid und ein Skelett, das am besten singt und deshalb wohl die größten Siegchancen hat.
In den sozialen Medien überspekulationen, bieten sich die wer sich hinter den fantasiedem vollen Masken verbirgt. Ist das witzige blaue Alien mit den empfindlichen Ohren etwa Comedy-legende Hape Kerkeling? Verbirgt sich hinter Skelett Schlagerstar Helene Fidas scher? Könnte liebenswerte Nilentpuppt pferd, dessen Ballerina-look krass mit seiner männlichen Stimme kontrastiert, Matthias Schweighöfer sein? sich der aggressive Anubis womöglich als Jan Josef Liefers oder gar Herbert Grönemeyer, und kabbeln sich in den Erdmännchen-kostümen das „Tatort“-duo Nora Tschirner und Christian Ulmen?
In den Augen der Fans scheint vieles möglich zu sein, spätestens seit sich in der Frühjahrs-staffel Dieter Hallervorden aus der Chamäleon-haut pellte und in laufenden Runde Veronica Ferres als Biene enttarnt wurde: Der Vorwurf, zu wenig A-promis zu bieten, war damit vom Tisch. In den Folgewochen wurden außerdem Comedy-legende Wigald Boning (Frosch), Moderatorin Sylvie Meis (Alpaka) und Schlager-ikone Vicky Leandemaskiperglamouröser dros (Katze) ert, bekannte sönlichkeiten, deren Namen niemand erst googeln muss. Höchstens Moderator Jochen Schropp (als Hummer mit Hut) könnte einige Fans entder täuscht haben. Und spätestens als im Halbfinale eine Gruppe von Backgroundtänzern in Mäusekostümen einen riesigen Käse erklommen, während die Katze alias Vicky Leandros den Song „Sexbomb“sang, war klar: Viel schräger kann Mainstream-fernsehen nicht mehr werden.
„The Masked Singer“startete 2019 bei Prosieben und zählt zu den erfolgreichsten neuen Shows seit Langem. Die ersten beiden Staffeln gewannen Max Mutzke im Astronauten-kostüm und Tom Beck im Faultier-gewand. Auch zuletzt waren die Quoten wieder stark: Das Halbfinale am vorigen Montag erreichte einen stattlichen Marktanteil von 23,1 Prozent bei den Zuschauern von 14 bis 49 Jahren.
Was macht die Show so erfolgreich? Das bizarre Spektakel trifft offenbar sehr genau den Nerv der Zeit. So bietet es fast wie früher „Wetten, dass..?“den Charme eines Lagerfeuers der Fernsehnation, wenn die Fans im Internet oder auf dem Sofa über die Identität der Promis diskutieren. Zur Lust am Mitraten kommt die ansteckend gute Laune, die ein willkommenes Gegengewicht zu destruktiven Realityshows wie „Das Sommerhaus der Stars“darstellt.
Dann der Überraschungseffekt, wenn die Kandidaten umständlich den Kostümkopf abnehmen, sobald sie abgewählt wurden: Lag man mit seinen eigenen Spekulationen richtig? Auch die aufwendigen Kostüme machen Spaß – sie sind toll anzusehen und bedienen vom lustigen Alien bis zum eleganten Skelett jeden Geschmack. Und nicht zuletzt funktioniert die Musikshow auch wegen der vielen Hits – wer würde bei Klassikern wie „Quando Quando Quando“nicht mitgehen?
Wegen Corona musste die Show ab der dritten Folge der aktuellen Staffel zwar auf Studiopublikum verzichten. Aber die Pandemie wurde von Moderator Matthias Opdenhövel sowie den Stammjuroren Sonja Zietund low Bülent Ceylan
kaum thematisiert, der Applaus kam vom Band und auf den Studiositzen saßen Pappfiguren: Die Zuschauer im heimischen Wohnzimmer sollten schließlich für ein paar Stunden vom
Corona-krisenmodus abschalten können.