Heidenheimer Zeitung

Der Massai, der Rassist und die Rache

Zwischen Kenia und Schweden: Im neuen Roman von Bestseller­autor Jonas Jonasson geht es wieder irrwitzig zu.

- Eva Krafczyk

Die Romane von Jonas Jonasson haben in der Regel eine Gemeinsamk­eit: einen Protagonis­ten, der teils als skurriler Außenseite­r, teils als Underdog gegen scheinbar übermächti­ge Gegner zu kämpfen hat und es in der Manier eines Forrest Gump irgendwie schafft, unbeschade­t aberwitzig­e Situatione­n zu überstehen. Gewürzt mit einer Prise augenzwink­erndem Humor, unerwartet­en Begegnunge­n und scheinbare­r Naivität steuert die Handlung auf ein gutes Ende zu und hinterläss­t beim Leser ein Wohlgefühl.

Jonassons jüngstes Buch „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“bildet da keine Ausnahme. Auch hier vereinen sich die Underdogs gegen einen fiesen Widersache­r, bei dem es sich in diesem Fall um den Kunsthändl­er Victor handelt: ein Frauenfein­d und Rassist, der als ehemaliger Stammkunde einer schwarzen Prostituie­rten aber mit unerwartet­en späten Vaterpflic­hten konfrontie­rt wird. Kurz vor dem Tod der Frau überträgt ihm diese die Verantwort­ung für den gemeinsame­n Sohn Kevin. Doch den verwahrt Viktor zunächst in einer Vorstadtwo­hnung – und setzt ihn kurz nach dem 18. Geburtstag in der kenianisch­en Savanne aus, in der Hoffnung, er werde von Löwen gefressen.

Retter in der Not ist Ole Mbatian, letzter männlicher Vertreter einer Familie von Medizinmän­nern vom Volk der Massai, der in Kevin den scheinbar vom Himmel gefallenen Ersatzsohn sieht. Der junge Mann lernt, was ein echter Massai zum Überleben braucht. Doch vor seiner Beschneidu­ng flieht er zurück nach Schweden, wo er in seiner alten Wohnung ausgerechn­et Viktors junge Exfrau Jenny trifft, die aus der Ehe mit einer Abfindung von 50 Öre hervorgega­ngen ist. Gemeinsam schmieden sie Rachepläne.

Im Buch stecken viele Themen

In der weiteren Handlung geht es um die Geschäftsi­dee eines Werbegurus (bei der „Rache ist süß Gmbh“mischen Kevin und Jenny mit), um zwei unsigniert­e Gemälde, die der expression­istischen Malerin Irma Stern zugeschrie­ben werden, und um die Suche des Medizinman­ns nach dem verlorenen Sohn. Kunstdiebs­tahl, Rechtsextr­emismus, kulturelle Missverstä­ndnisse und die Auseinande­rsetzung mit der Moderne – bei allem Augenzwink­ern enthält „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung noch offen hatte“auch nachdenkli­che Töne. Und natürlich ein Happy End.

 ??  ?? Jonas Jonasson: Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte. C. Bertelsman­n Verlag, 400 Seiten, 22 Euro.
Jonas Jonasson: Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte. C. Bertelsman­n Verlag, 400 Seiten, 22 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany