Ein Raum für Start-ups
Conceptstore Im Pressehaus der Heidenheimer Zeitung haben Start-ups aus der Region die Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten. Welche Idee steckt dahinter und wer sind die Designer? Von Lena Rehm
Im Pressehaus der Heidenheimer Zeitung haben junge Unternehmen aus der Region die Möglichkeit, ihre Produkte vorzustellen und anzubieten.
Im Café des Heidenheimer Pressehauses, wo einst die Spielecke für Kinder war, haben jetzt junge Unternehmer aus der Region die Möglichkeit, sich auszutoben. Nicht etwa mit Lego-bausteinen oder Spielzeugautos, sondern mit ihren Ideen. Start-ups können dort ihre Waren wie Schmuck, Textilien, Möbel und mehr präsentieren.
„Seit fast zwei Jahren überlegen wir, wie wir jungen Startups der Region eine Plattform bieten können, um als Händler in der Stadt erste Gehversuche zu starten und sich von der Idee in die Umsetzung zu trauen“, sagt Martin Wilhelm, Geschäftsführer der Heidenheimer Zeitung. „Das haben wir mit dem Conceptstore nun geschafft und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“
Für eine attraktive Innenstadt
Ursprüngliche Ideen entwickelten sich schleppend und verliefen letztendlich im Sande. „Dann hatte der Wirtschaftsförderer der Stadt Heidenheim uns und das Label „cølú“zusammengebracht. Die kannten weitere Labels, und so ist dann die Idee des Conceptstore im Pressehaus entstanden“, so Wilhelm. „Wir möchten einen Beitrag leisten, damit die Innenstadt mit neuen Geschäften attraktiv bleibt.“
Parallel dazu wurde die Entwicklung des Ländleshops abgeschlossen, eines Onlineshops für Unternehmen und Produkte aus der Region. Dasselbe gilt für die Zustellung von Warensendungen im Landkreis nach einem ersten Test im Frühjahr. Anschließend wurde alles zusammengebracht. „Wir bieten also im Pressecafé kostenfrei eine Fläche für junge Unternehmen“, sagt Martin Wilhelm, „und stellen diesen ebenfalls ohne Kosten einen Onlineshop und die Versand-möglichkeit.“
Die beiden Schwestern Cosima und Luisa Kamml haben 2018 das Unternehmen „cølú“gegründet. Die Idee entstand mehr oder weniger zufällig. „Wir waren mit dem Angebot in Heidenheim unzufrieden und haben deshalb für uns ein Design für einen Pulli entworfen“, so Luisa Kamml. Das Interesse war dann so groß, dass ein Unternehmen daraus wurde.
Grundgedanke der Schwestern war es, die Werte, mit denen sie aufgewachsen sind, mit der schwäbischen Mentalität zu vereinen. „Wir sind ein cooles, nachhaltiges Label, bei dem aber auch das Design eine wichtige Rolle spielt“sagt Luisa Kamml“, „es muss also keines unter dem anderen leiden.“Derzeit arbeiten die beiden an einer Kollektion, bei der alle verwendeten Materialien
von der Schwäbischen Alb stammen. Auch die Produktion soll hier stattfinden.
Schon vor zwei Jahren formulierten die Schwestern bei einer Veranstaltung im „Dock 33“das Ziel eines Pop-up-stores. „Das Schöne am Conceptstore ist, dass wir so gut harmonieren“, sagt Cosima Kamml, „alleine hätten wir nicht genügend Produkte, um einen Laden zu füllen. Als Gruppe ergänzen wir uns perfekt.“
Restmaterialien neu verwertet
Laurin Hilbert und Kilian Hegele haben ihr Label „tak“im Zuge ihres ersten großen Projekts während des Studiums gegründet. Sie studieren Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. „Unser Ziel war es, aus 100 Prozent Restmaterialien und mit einfacher Stecktechnik Behältnisse zu entwerfen“, sagt Hilbert. Daraus entstanden Geldbeutel aus Planen, die wir in unserer WG fertigen.“
Das Label „Studio Pilcrow“wird von Modedesignerin Dalyvanh und Webdesigner Simeon Oßwald geführt. „Kern ist es, die Geschichte meiner Eltern zu erzählen, wie sie von Laos über Tschechien in Deutschland gelandet sind“, sagt die Modedesignerin aus Weißenhorn bei Ulm. Der Name des Labels rührt daher, dass er im Deutschen das Absatzzeichen bedeutet. „Das steht für die Absätze im Leben meiner Eltern“, so Dalyvanh. Die Stoffe dafür beziehen sie von Resten anderer Modelabels.
Die Ulmerin Larissa Englisch bietet den Schmuck ihres Labels „Lykka“an. „Ich habe für mich etwas Außergewöhnliches gesucht. Deswegen nenne ich es auch meine experimentelle Schmuckkollektion, die dennoch vom Stil her sehr schlicht gehalten ist“, so Englisch. Für eine Modedesignerin sei der Sprung zum Schmuckdesign nicht weit, auch wenn sie davor Herrenjacken entworfen habe.
Kevin Gerstmeier ist Schreinermeister. Nach dem Studium zum Raum- und Objektdesigner kam er zurück auf die Schwäbische Alb, um ein Designstudio zu eröffnen. Seit gut einem Jahr entstehen in Dettingen seine Ideen, die er bei der Schreinerei Baur in Bissingen umsetzt. Dort arbeitet er nebenher als Designer und Schreinermeister. Einige der Arbeiten stehen im Conceptstore. „Gutes Design muss nicht aus der Großstadt kommen“, findet der Dettinger.
Noch kein Ende in Sicht
Patrick Seehuber fertigt für sein Label „atelier posa“Schalen, Vasen und andere Wohnaccessoires aus Terrazzo an. Jedes seiner Objekte ist ein Einzelstück, das er in reiner Handarbeit in seinem Ein-mann-atelier fertigt. „Die Freude an Form und Farbe motiviert mich, jeden Tag etwas Neues zu erschaffen“, sagt der Stuttgarter.
Ein zeitliches Limit für das neue Konzept im Pressehaus gibt es Wilhelm zufolge bislang nicht: „Wenn es gut funktioniert, haben wir immer wieder neue Unternehmer, die bei uns im Conceptstore ihre Waren anbieten.“
Auf hz.de gibt es weitere Fotos lr sowie ein Video, in dem sich die Start-ups vorstellen.