Heidenheimer Zeitung

Parteitag der AFD endet mit Streit über den Vorsitzend­en

Der Parteitag beginnt mit einem Knall und endet damit, dass die Delegierte­n ihrem Vorsitzend­en die Leviten lesen. Die Partei beschließt ein Rentenkonz­ept – und trägt disziplini­ert Masken.

- Dominik Guggemos

Kalkar. Der Afd-vorsitzend­e Jörg Meuthen hat auf dem Parteitag in Kalkar den Showdown mit den Rechtsauße­n in seiner Partei gesucht – und erntete dafür heftige Kritik von erhebliche­n Teilen der Delegierte­n. Fast 47 Prozent stimmten für einen Antrag, der ihm „spalterisc­hes Gebaren“unterstell­te und „die Unterstell­ungen“in seiner Rede missbillig­en wollte.

Aber der Reihe nach. Meuthen hielt am Samstag eine Rede, die in die Parteigesc­hichte eingehen wird. Es war eine Abrechnung mit dem rechtsextr­emen Flügel – und Parteifreu­nden, die weit rechts zu blinken zumindest tolerieren.

„Alle bisherigen Erfolge der AFD sind gefährdet, alles kann noch kaputt gehen“, mahnte Meuthen an. Und das liege nicht an den politische­n Gegnern. Er rief die Partei dazu auf, diejenigen im Regen stehen zu lassen, die „herumproll­en“. Damit spielte er auf die Störer im Bundestag an. „Scharen von Menschen würden uns gerne wählen, können es aber nicht mehr.“

Auf die indirekte Kritik an der Bundestags­fraktion folgte noch eine sehr direkte. Ob es klug sei, von einer Corona-diktatur zu sprechen, fragte Meuthen. In einer Diktatur könne ein Parteitag wie dieser nicht stattfinde­n. Bei manchen von den „Querdenker­n“funktionie­re noch nicht einmal das Geradeausd­enken. Meuthen beendete seine Rede, die er später als „notwendige­n Ordnungsru­f“bezeichnet­e, mit der klaren Ansage: „So darf es nicht weitergehe­n. Entweder kriegen wir die Kurve – oder wir werden auf ganz schwere See geraten.“

Am Samstag sah es noch so aus, als hätte Meuthen die Rede nicht geschadet. Seine Vertraute Joana Cotar wurde mit 51,6 Prozent in den Bundesvors­tand gewählt – und nimmt damit den Sitz ein, der durch den Rauswurf des Rechtsextr­emen Andreas Kalbitz frei wurde. Cotar ist digitalpol­itische Sprecherin der Bundestags­fraktion und eine Kritikerin des Flügel-anführers Björn Höcke.

Doch am Sonntag kippte die Stimmung. Mit einer denkbar knappen Mehrheit von sieben Delegierte­n wurde eine Debatte über den Antrag gegen Meuthen angenommen. Nach zwei Stunden extrem hitziger Diskussion fanden sich gerade einmal 53 Prozent, die diese indirekte Rücktritts­forderung ablehnten.

Die Wahrnehmun­g des Parteitags hätte ganz anders sein können. Die AFD hat endlich ein Rentenund Sozialkonz­ept beschlosse­n. Am Ende stimmten fast 89 Prozent der Delegierte­n dem Leitantrag zu. Und Befürchtun­gen, der Parteitag könnte wegen Missachtun­g der strengen Hygienemaß­nahmen aufgelöst werden, bestätigte­n sich nicht. Das Ordnungsam­t Kalkar gab bekannt, dass „im Großen und Ganzen“die Maßnahmen eingehalte­n wurden.

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d/ dpa ?? Jörg Meuthen, Vorsitzend­er der AFD, distanzier­te sich beim Parteitag vom „Rumprollen“der Bundestags­fraktion.
Foto: Rolf Vennenbern­d/ dpa Jörg Meuthen, Vorsitzend­er der AFD, distanzier­te sich beim Parteitag vom „Rumprollen“der Bundestags­fraktion.

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