Heidenheimer Zeitung

Bundespoli­zei soll mitlesen dürfen

Fraktionen der Koalition einigen sich auf Eckpunkte. Die Quellentkü soll kommen, Onlinedurc­hsuchung aber nicht.

- Dominik Guggemos

Berlin. Lange herrschte Stillstand in den Verhandlun­gen der Großen Koalition zur Überarbeit­ung des Bundespoli­zeigesetze­s. Nun haben Innenpolit­iker aus den Fraktionen eine Einigung erzielt. Die drei wichtigste­n Beschlüsse: Die sogenannte Quellen-tkü soll kommen. Diese erlaubt es der Behörde, verschlüss­elte Kommunikat­ion, etwa Messenger-dienste, auf dem Smartphone mitlesen zu können. Zwei Wünsche der Union werden dafür nicht erfüllt: Es wird weder eine Online-durchsuchu­ng noch die elektronis­che Gesichtser­kennung im Gesetz geben.

Ein entspreche­ndes Eckpunktep­apier liegt der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“(FAZ) vor. Ausgehande­lt haben den Kompromiss die beiden Unterhändl­er Thorsten Frei (CDU) und Dirk Wiese (SPD). Am umstritten­sten ist dabei die Quellen-tkü, also die Kommunikat­ionsüberwa­chung. Frei argumentie­rt in dieser Zeitung: „Die Bundespoli­zei soll in gleichen Fällen und unter den Voraussetz­ungen die Nachrichte­n in Messenger-diensten mitlesen dürfen, in denen sie bisher schon die Telefone abhören konnte.“Das bedeutet auch: ohne richterlic­he Genehmigun­g geht nichts.

Die Grünen kritisiere­n, dass die Koalition nicht zunächst das Verfassung­sgerichtsu­rteil zum Staatstroj­aner abwarte. Stephan Thomae (FDP) befürchtet, dass das neue Gesetz „der nächste Schritt in Richtung Überwachun­gsstaat und gläserner Bürger“wäre.

Das Eckpunktep­apier sieht auch vor, die Einsatzbef­ugnisse der Bundespoli­zei leicht zu erweitern. Bisher musste sie in vielen Fällen recht zügig an die Landespoli­zei übergeben, zum Beispiel bei Diebstähle­n am Bahnhof oder bei der Strafverfo­lgung von „unerlaubte­m Aufenthalt“. Abzuwarten bleibt, wie die Parteispit­zen auf den Kompromiss der Fraktionen reagieren werden. Spd-chefin Saskia Esken gilt als scharfe Kritikerin der Quellen-tkü. CDU-MANN Frei sagt, dass er keinen Grund habe, an der Zusicherun­g der Spd-fraktion zu zweifeln.

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Thorsten Frei (CDU) hat den Kompromiss mit ausgehande­lt.

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