Heidenheimer Zeitung

In der Defensive

- Stefan Kegel zur Lage nach den Protesten in Frankreich

Es läuft momentan nicht gut für Emmanuel Macron. Nicht nur, dass sein Land durch die Corona-krise hart getroffen wurde und als Folge der diversen strengen Lockdowns die Wirtschaft ins Rutschen gerät. Jetzt muss sich der französisc­he Präsident auch noch mit einer innenpolit­ischen Krise herumschla­gen, die ausgerechn­et die Polizei betrifft.

Ausgelöst vom Übergriff auf einen dunkelhäut­igen Franzosen kanalisier­t die Unzufriede­nheit der Bevölkerun­g sich nun in Protesten gegen Polizeigew­alt sowie gegen eine geplante Gesetzesän­derung. Diese sollte es unter Strafe stellen, Fotos und Videos von Polizisten zu verbreiten. Gemeint waren vorrangig Postings in Sozialen Medien, in denen mit der Privatadre­sse zur Jagd auf Polizisten aufgerufen wurde. Angekommen ist jedoch, dass journalist­ische Bilder wie von dem jüngsten Übergriff unter Strafe gestellt werden sollen, was ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefrei­heit wäre. Für jemanden wie Macron, der Frankreich­s Demokratie ein neues Gesicht geben will, ein Desaster. Er, der sich so gern in den großen Linien der europäisch­en Politik sieht, muss sich zwei Jahre nach den heftigen Protesten der Gelbwesten erneut mit einem landesweit­en Aufschrei herumschla­gen. Dabei sollte der ehemalige Konservati­ve Gérald Darmanin seit seiner Ernennung als Innenminis­ter – bereits als dritter in dieser Legislatur­periode – das konservati­ve Milieu für Macrons Bündnis gewinnen. Das Heraufbesc­hwören von Aufständen war nicht Teil des Plans; der Gesetzesen­twurf wird nun geändert.

Noch anderthalb Jahre sind es bis zur nächsten Präsidents­chaftswahl. Für Macron wird es Zeit, in die politische Vorhand zu kommen.

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