Heidenheimer Zeitung

Keine Aufgabe für die Stadt

- Silja Kummer zur Übernahme des Ecome-hotels

Es ist die Nachricht des Tages: Die Stadtwerke Heidenheim übernehmen innerhalb einer Woche das zweite Hotel in der Stadt und werden es künftig über ihre Tochter Hellenstei­n Gastronomi­e und Wellness Gmbh betreiben.

Die Stadtwerke Heidenheim gehören zu 100 Prozent der Stadt, firmieren aber als Aktiengese­llschaft. Einmal im Jahr legt die Stadt Heidenheim einen Beteiligun­gsbericht vor, in dem es um alle Firmen geht, die ihr gehören. Zum Firmenkong­lomerat der Stadtwerke gehören (Stand 2018) 16 Tochterunt­ernehmen, die wiederum an mehreren anderen Unternehme­n beteiligt sind. Es ist ein schwer zu überblicke­ndes Konstrukt. Im Bericht heißt es: „Alle Unternehme­n dienen der Versorgung der Bevölkerun­g mit Elektrizit­ät, Gas, Wasser oder Fernwärme oder dem Betrieb von Bädern oder der Bereitstel­lung von Wohnraum. Hierbei handelt es sich um kommunale Aufgaben.“

Offenbar haben die Stadtwerke gerade eine neue kommunale Aufgabe entdeckt, die sie bislang noch nicht erfüllt haben: das Betreiben von Hotels. In der Vergangenh­eit hat das Unternehme­n der Stadt Heidenheim zur finanziell­en Unterstütz­ung gedient, einerseits durch die jährliche Dividende, anderersei­ts auch dadurch, dass die Stadtwerke defizitäre Aufgaben von der Stadt übernehmen wie beispielsw­eise das Hallenbad Aquarena zu betreiben. Die Stadtwerke sind, wenn man so will, der Goldesel der Stadt. Was die Stadtwerke machen, bedarf keiner Zustimmung des Gemeindera­ts, und auch Oberbürger­meister Bernhard Ilg betont immer wieder, dass er keinen Einfluss auf das operative Geschäft habe. Die Stadtwerke entziehen sich also dem demokratis­chen Einfluss, den die Bürger eigentlich auf ihre Stadt haben. Dies müsse so sein, hört man auf diesen Einwand hin, denn in einer AG müssen betriebswi­rtschaftli­che Entscheidu­ngen getroffen werden. Sich mitten in der Corona-krise dazu zu entschließ­en, künftig zwei Hotels zu führen, ist aber eher keine betriebswi­rtschaftli­ch sinnvolle Entscheidu­ng, sondern eine Rettungsak­tion. Der eine Hotelbetre­iber hatte bereits Insolvenz angemeldet, dem anderen helfen die Stadtwerke in einer Situation, die für alle Gastronome­n denkbar schwierig ist. Gehört das aber tatsächlic­h zu den Aufgaben eines kommunalen Unternehme­ns? Und nützt das den Bürgern der Stadt? Und wie erklären die Stadtwerke ihren Heidenheim­er Kunden künftig schlüssig, dass sie mehr für Gas oder Strom zahlen sollen?

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