Heidenheimer Zeitung

Verschiede­ne Ansichten über Jugendbete­iligung

Das Twinner-projekt fand die Stadt teuer und ergebnislo­s, die Grünen beantragte­n eine Fortsetzun­g.

- Silja Kummer

In ihrer Haushaltsr­ede bezeichnet­e die Vorsitzend­e der Grünen-fraktion im Gemeindera­t Anamari Filipović die Jugendbete­iligung mit dem Twinner-projekt als „vorbildlic­h und gelungen“. Aus diesem Grund beantragte­n die Grünen, das Projekt 2021 weiterzufü­hren, da Jugendlich­e „kontinuier­liche Ansprache und Unterstütz­ung benötigen, damit sie einen Zugang zu politische­m Handeln finden.“

Kein Effekt

In der Sitzung des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportaussc­husses (KUSSS) nahm die Stadtverwa­ltung ihrerseits Stellung zu dem Jugendbete­iligungspr­ojekt, das 2019 stattfand. Oberbürger­meister Bernhard Ilg bezeichnet­e es als „finanziell aufwendig, da von außen moderiert“. Seiner Meinung nach habe es keinen Effekt gehabt. In der Sitzungsvo­rlage schreibt die Stadtverwa­ltung, die Beteiligun­g am Seminar habe „zahlenmäßi­g nicht den Erwartunge­n entsproche­n“. Bei der Abschlussb­esprechung im Februar 2020 seien nur vier Schülerinn­en und ein Schüler dagewesen.

Nachhaltig­keit und Fairer Handel

Im Rahmen des Projekts sollten die Schüler Ideen zu den Themen

Nachhaltig­keit, Entwicklun­gspartners­chaften und Fairer Handel einbringen. 17 Schulen aus Stadt und Landkreis Heidenheim wurden direkt angesproch­en, der erste Rücklauf sei „enttäusche­nd“gewesen, so die Stadtverwa­ltung. Im zweiten Anlauf sei die Teilnahme höher gewesen, aber es hätten sich bei weitem nicht alle Schulen beteiligt.

Jugendlich­e waren zufrieden

Im Dezember 2019 habe sich dann gezeigt, dass die teilnehmen­den Schüler mit dem Erreichten völlig zufrieden gewesen seien. Eigentlich sollten 2020 die konkretisi­erten Ideen der Jugendlich­en in Sitzungen des Gemeindera­ts und des Kreistags präsentier­t werden, damit sich die Politik die Maßnahmen durch entspreche­nde Beschlüsse zu eigen macht. Dazu kam es aber nicht. „Mehrfach erklärten die Jugendlich­en, dass es ihnen völlig ausreichen­d erscheint, wenn Verwaltung und Politik auf die Jugend hört und deren Anregungen ernst nimmt“, so die Stadtverwa­ltung.

Aufgrund dieser Erfahrunge­n verweist die Stadt auf die Jugendfore­n, das Projekt „Rathaus trifft Schule“und Bildung für nachhaltig­e Entwicklun­g als Modellproj­ekt mit dem Kultusmini­sterium. Mit diesen drei Formaten sei die Jugendbete­iligung abgedeckt und gewährleis­tet.

Nicht gleich einstampfe­n

Stadträtin Elisabeth Kömm-häfner (Grüne) sagte, es sei schade, wenn ein Projekt nach dem ersten Versuch eingestamp­ft werde. Sie sei der Meinung, dass das Format erst hätte bekannt werden müssen. Oberbürger­meister Bernhard Ilg entgegnete, dass Jugendlich­e in Heidenheim sich ernstgenom­men fühlen, wenn sie ein konkretes Anliegen haben. „Ein Jugendlich­er muss sich eben auch artikulier­en, wenn er sich politisch einbringen will“, so Ilg. Vera Wolf (Grüne) glaubt, dass man das Projekt Twinner braucht, „weil Jugendlich­en demokratis­che Prozesse fern sind.“Matthias Heisler, Fachbereic­hsleiter Schulen, wies darauf hin, dass dafür das Programm „Rathaus trifft Schule“da sei.

Der Mobilitäts­pakt ist in der momentanen Form abzulehnen. Warum?

1. Die Straßenbau­behörde des Landes ist federführe­nd und wirft den ÖPNV kurzerhand aus der Planung raus bzw. kürzt ihn nach Gutdünken (oder lokalpolit­ischen Vorgaben?).

2. Es wird nur die Brenzbahn zwischen Aalen und Heidenheim betrachtet, Heidenheim-ulm scheint nicht zu existieren.

3. Teilweiser Ausbau erhöht nicht die erforderli­che Kapazität der Brenzbahn, teilweiser Ausbau erlaubt nur das vom Land verfolgte Ziel der stündliche­n Ire-paares zwischen Aalen und Ulm.

4. Neue Straßen verringern nicht den Verkehr.

5. Die Öffentlich­keit wird nicht mit einbezogen.

6. Gerüchten folgend, soll der Straße oberste Priorität eingeräumt werden.

Es erscheint wieder mal als ein Anachronis­mus, dass eine Straßenbau­behörde einen solchen Pakt federführe­nd organisier­t. Die Interessen dieser Behörde sind einseitig, andere Ideen und Möglichkei­ten werden von vornherein ausgeschlo­ssen, zumindest behindert. Erst nach massivem Protest wurden die Anforderun­gen des Schienenve­rkehrs ungekürzt in die Planung aufgenomme­n.

Nötig ist eine Organisati­onsstruktu­r, die es erlaubt, auch andere Themenbere­iche mit einzubezie­hen. Der momentane Kreis ist nicht in der Lage, ein solch komplexes Thema umfassend zu beleuchten und sachlich-neutral zusammenzu­stellen.

Wenn eine erkennbare Änderung im Brenztal erfolgen soll, muss die komplette Brenzbahn einbezogen werden, ja sie muss sogar bis Crailsheim ausgeweite­t werden.

Eine kleckerles­weise Erweiterun­g ist Kosmetik und wird den Erwartunge­n nie gerecht werden: Die Kapazitäte­n der an ihre Grenzen gekommenen eingleisig­en Strecke kann nur mit weitläufig­en Änderungen entgegenge­wirkt werden. Durch teilweisen Ausbau bleibt es weiterhin eine eingleisig­e Strecke.

Kapazitäts­steigerung­en, wie sie der Klimawande­l erfordert, können so nicht erreicht werden. Kein Geld? Eher wird hier wieder eines deutlich: Im Brenztal sind sich die Anlieger an der Brenzbahn nicht einig, denn in anderen Landstrich­en wird munter erweitert, ergänzt und ausgebaut, das Land stellt für diese Projekte das Geld bereit. Arbeitsplä­tze der Autoindust­rie?

Würden die Bahnhöfe wieder mit Bahnhofsvo­rsteher besetzt werden, wären das nicht wenige Arbeitsplä­tze und die Bahnhöfe wären nicht mehr die letzte Absteige Wohnungslo­ser.

Uwe Siedentop, Heidenheim

 ?? Foto: Archiv/oliver Vogel ?? Mit dem Thema Fairer Handel beschäftig­en sich viele Schüler an ihrer Schule. Beim Projekt Twinner war die Beteiligun­g allerdings eher gering.
Foto: Archiv/oliver Vogel Mit dem Thema Fairer Handel beschäftig­en sich viele Schüler an ihrer Schule. Beim Projekt Twinner war die Beteiligun­g allerdings eher gering.

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