Windreich-gründer soll für viereinhalb Jahre in Haft
Landgericht Stuttgart verurteilt Willi Balz wegen Insolvenzverschleppung und anderer Straftaten.
Stuttgart. Willi Balz, der Gründer des Windpark-entwicklers Windreich, ist zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Stuttgart sah es als erwiesen an, dass er sich zwischen Ende 2011 und Ende 2013 der vorsätzlichen Insolvenzverschleppung, des Betrugs, der Untreue, der veruntreuenden Unterschlagung und des Insiderhandels schuldigt gemacht hat.
Man habe im Prozess gut erkennen können, „wie sehr der unternehmerische Horizont in der Windreich-gruppe von Möglichkeiten und Wunschdenken und wie wenig er von den Realitäten bestimmt“gewesen sei, sagte der Vorsitzende Richter Alexander
Stuckert. Obwohl Balz früh um die drohende Zahlungsunfähigkeit der Gruppe gewusst habe, habe er das geheim gehalten und daraufhin Privatleute, Unternehmen und Banken geschädigt.
Den Vorwurf der Bilanzmanipulation ließ das Gericht fallen. Ungeachtet dessen habe der Angeklagte zwischen 2011 und 2013 „auf seinem Streifzug durch das breite Spektrum des Insolvenzstrafrechts wenig ausgelassen“, sagte Stuckert. Er warf Balz vor, in dem im August 2019 begonnenen Strafverfahren zahlreiche „Nebelkerzen“gezündet zu haben.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidiger von
Balz, die ursprünglich einen Freispruch für ihren Mandanten gefordert hatten, kündigten umgehend an, sie wollten Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. Bei einer Revision wird das Urteil auf Rechtsfehler überprüft.
Balz’ Anwalt Alexander Schork bezeichnete das Urteil als „Schlag in das Gesicht für alle Unternehmer, die versuchen, unser Land mit Visionen und Ideen voranzubringen“. Ins Gefängnis muss der 60-jährige Balz erst, wenn das Urteil rechtskräftig ist.
Windreich mit Sitz in Wolfschlugen im Kreis Esslingen hatte sich auf Windkraftanlagen an Land und auf hoher See spezialisiert. Im September 2013 hat das
Unternehmen Insolvenz angemeldet.
Das Gericht schloss sich der Sichtweise der Anklage an, dass die Unternehmensgruppe spätestens im April 2012 zahlungsunfähig gewesen sei. Dennoch habe Balz den Konzern danach „ganz bewusst am finanzwirtschaftlichen Abgrund entlang weitergeführt“. Er habe nicht nur die Insolvenz verschleppt, sondern auch Kreditgeber um Millionen Euro betrogen.
Der Verteidigung warf Stucker vor, sie habe versucht, die „Legende einer Verschwörung gegen Windreich“zu erzählen. Und Balz habe „viel geredet, aber wenig gesagt“.