Mit Entertainment auf Wachstumskurs
Ein Schreibtisch sagt auch etwas über seinen Nutzer aus – oder? In dieser Hz-serie werden Arbeitsplätze von Führungskräften aus der Region vorgestellt. Heute: Die Gebrüder Pawlowski von der Pawlowski Gmbh in Oggenhausen.
Diesmal sind es gleich drei Brüder, die auf ihren Schreibtisch blicken lassen: Udo, Dietmar und Marc Pawlowski aus Oggenhausen.
Dietmar, Udo und Marc Pawlowski braucht man nicht zweimal zu bitten. Alle Daumen hoch! Unbekümmert lachen sie in die Kamera, mit Begeisterung erzählen sie, wie es gerade um ihren Betrieb steht. Nach Jahren der strategischen Neuausrichtung warfen sie all ihre Kompetenz, ihr Wissen und ihr Entertainment-talent in die Waagschale und starteten vor einem Jahr als Schweißexperten voll durch. Sie räumten Artikel für jedermann aus dem Verkaufsraum und stellten um auf innovative Investitionsgüter, vom Schweißroboter über Plasmacnc-anlagen bis hin zum Zubehör für die additive Fertigung. Seitdem brummt das Geschäft. Trotz Corona-pandemie wurden in diesem Jahr zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Der Jahresumsatz 2019 lag bei rund fünf Millionen Euro, für das laufende Jahr wird ein Plus von mindestens acht Prozent erwartet. Die angedachte Kurzarbeit wurde für unnötig befunden, die Soforthilfe zurückbezahlt. Udo Pawlowski: „Wir haben alle Hebel auf Vertrieb umgelegt, um die finanzielle Seite so sicher wie möglich zu halten. Es sieht ganz gut aus.“
„Wir sind halt echt cool“, versucht sich Marc Pawlowski an einer Erklärung für den wirtschaftlichen Erfolg in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Er ist im
Haus für Planung und übergeordnetes Management zuständig. Sein Zwillingsbruder Udo ist als Außendienstler in ganz Süddeutschland unterwegs. Er hat seinen Dienstwagen in ein fahrendes Büro verwandelt. Zwischen Fahrer- und Beifahrersitz bietet ein Regal Platz für Prospekte und weitere Unterlagen. In einem Fach liegen Werbeartikel wie Feuerzeuge und Meterstäbe. Im Kofferraum steht eine Kiste Helles. Die Arbeit, das wird im Gespräch deutlich, beinhaltet auch immer einen gemütlichen Teil. Dietmar ist mit 50 Jahren der älteste der Pawlowski-brüder. Sein Job ist es, Kontakte zu Herstellern und Kunden zu halten. Er ist sozusagen ein sich selbst aktualisierender Warenkatalog auf zwei Beinen. Für jedes Kundenproblem hat er die passende Lösung, für innerbetriebliche Abläufe Vorschläge zur Optimierung. Ein Handgriff beim Gang durch die Werkstatt eines Interessenten, schon ist die Fehleinstellung einer Maschine korrigiert und das Vertrauen gewonnen.
Allen drei Pawlowskis gemein ist neben der Leidenschaft fürs Schweißen die Leidenschaft fürs Netzwerken. In ihrem Anwendungszentrum testen sie Maschinen, Verfahren, Komponenten, auch im Auftrag von Kunden. Da
Urkunde für den Experten
Udo Pawlowski hat die Weiterbildung zum Schweißfachmann und Technischen Fachwirt in Teilzeit zum regulären Geschäft und der Geburt seiner ersten Tochter gestemmt. Die Urkunde zur bestandenen Prüfung hält er in Ehren.
Geschenk eines Künstlers
Dieses kleine Kunstwerk bekam Marc Pawlowski vom Neresheimer Künstler Jörg Kicherer geschenkt. Es wurde aus drei Gasanzündern gefertigt. Der 30-Jährige ist begeistert von der Schaffenskraft dieses Mannes: „Sein Garten gleicht einem kleinen Museum, sehr interessant.“
geht es laut und wild zu und lustig, vor allem, wenn Gäste da sind. Auf die Praxisstunden folgt immer ein Ausklang an der wohl längsten Theke in ganz Oggenhausen. Man ist per Du, mal gibt es Butterbrezeln, mal wird gegrillt, bei einer Flasche Hausbier, das den Namen „Schweißtropfen“trägt, wird das weitere Vorgehen besprochen. Nicht immer ist sofort eine Neuanschaffung nötig. Auch Ergänzungen eines bestehenden Systems sind möglich, grundsätzlich werden Maschinen aller Marken gewartet und repariert. Ziel dieser geselliger Runden ist auch, Firmeninhaber miteinander bekannt zu machen. Wer ist Spezialist auf welchem Gebiet? Welche Entwicklungen zeichnen sich im Bereich Digitalisierung ab? Wer kann wem unter die Arme greifen?
Gemeinsam auf der Jagd
Wie alle Team-mitglieder hat auch Dietmar Pawlowski ein Steiffmammut auf seinem Schreibtisch stehen. Es symbolisiert den Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft: „Alleine kann niemand so ein Tier erlegen, das geht nur in der Gruppe.“
Ab dem Frühjahr 2022 wird es noch wilder, lustiger und lauter zugehen bei solchen Veranstaltungen als bisher. Eine 1000 Quadratmeter große Spielwiese in Form einer neuen Halle ist in Planung, die Investition liegt bei 1,2 Millionen Euro. Ein angrenzendes Grundstück wurde bereits gekauft. Schon jetzt gibt es Anfragen von Herstellern, die Maschinen und Zubehör für Testungen zur Verfügung stellen wollen. Dietmar Pawlowski: „Unsere Pluspunkte sind Authentizität und persönliche Gespräche, unsere Partys sind legendär. Wir wollen uns mit diesem Projekt ein Stück weit selbst verwirklichen und in verkehrstechnisch guter Lage eine Anlaufstelle sein für die Branche. Die Idee kommt gut an bei den Leuten.“
Dass das Schweißen eine Schlüsseltechnologie ist, spielt allen Beteiligten in die Hände. Vom Kochtopf bis zur Fußgängerbrücke, überall gilt es, Metall mit Metall zusammenzufügen. Die Anforderungen an die Haltbarkeit sind unterschiedlich, die Wege zu stabilen Verbindungen vielfältig. Immer wieder kommen neue Entwicklungen auf den Markt, an denen die Spezialisten aus Oggenhausen teilweise beteiligt sind. Marc Pawlowski: „Wir arbeiten mit vielen Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammen, darunter Heidtech, IHK Ostwürttemberg und Handwerkskammer Ulm. Mit der Aalener Hochschule läuft eine Kooperation, denen haben wir neulich einen Schweißroboter zur Verfügung gestellt. Außerdem stehen wir in Kontakt mit Herstellern. Wir nehmen die Entwickler mit zu Kunden, da merkt man schnell, ob man auf dem richtigen Weg ist oder eben nicht.“
Am Ortsrand von Oggenhausen beschäftigt das Unternehmen 19 Leute. Darunter ist neben Firmengründer Hermann, der mit seinen 73 Jahren noch immer Hunderte Kilometer pro Tag von Kunde zu Kunde runterrattert, auch der vierte Bruder im Bunde. Ralf ist ebenfalls im Außendienst und Vertrieb tätig. Das Betriebsklima ist locker und familiär, die Leistungsbereitschaft ist hoch, Zeit für ein paar freundliche Worte oder einen Scherz ist immer. So bekam jeder Angestellte im Laufe der Jahre einen Spitznamen angedichtet. Udo Pawlowski beispielsweise wird Pumba genannt, Dietmar Timon, angelehnt an das Warzenschwein und das Erdmännchen aus dem Disney-film „König der Löwen“. Es gibt auch einen „Schmetterling“und einen „Hasi“. In internen Mails wird damit unterschrieben.
Regelmäßige Besprechungstermine gibt es im Betrieb nicht. Vieles wird zwischen Tür und Angel geregelt. Doch obwohl sich Marc und Dietmar ein Büro teilen, blieb selbst ihnen in den vergangenen Monaten kaum Zeit für private Themen. Die Arbeit stand im Vordergrund, von früh bis spät. Um das zu ändern, sind die drei Geschäftsführer seit wenigen Wochen nun immer für Montag um 18 Uhr verabredet, erst Sauna, dann Feierabendbier. Immer ein Gesprächsthema sind die anstehenden Umzüge. Nach Dietmar lebt derzeit Marc in der Betriebsleiterwohnung überm Bürotrakt. Nun baut er ein Haus am gegenüberliegenden Ortsrand, sobald er sich dort einrichten kann, wird Udo mit seiner Frau und den beiden Kindern hier einziehen.
Ortschaftsrat, Triathlet, Jäger
Weil sich die Männer gegenseitig eine perfekte Vertretung sind, hat jeder von ihnen Zeit, seinen Hobbys nachzugehen. Dietmar engagiert sich unter anderem als Ortschaftsrat in Oggenhausen, er singt in einem Chor und hat mehrfach an Ironman-wettbewerben teilgenommen. Marc verbringt freie Stunden mit Angeln, er fährt aber auch Mountainbike und geht gerne laufen. Aktuell bereitet er sich mit seiner Cousine Iris Schütz, Inhaberin des Sportzentrums Riethmüller, auf einen Triathlon im kommenden Jahr vor. Udo ist Jäger, Reiter und Hundebesitzer und ist gerne mit seiner Familie im Freien unterwegs.
Man merkt den Pawlowskis die vielen gemeinsamen Jahre im positiven Sinne an. Jeder hat seine Rolle im Unternehmen gefunden, gemeinsam weiß man die schönen Seiten des Lebens zu genießen und ist sich gleichzeitig sicher, dass jeder maximalen Einsatz für die Firma bringt. Dietmar: „Wir sind in dieser Konstellation schlagkräftig, das ist Teil unseres Erfolgsgeheimnisses. Welcher Betrieb in der Größe hat schon das Glück, dass es so ein gutes Miteinander gibt?“
Wir sind halt echt cool.
Marc Pawlowski
Unsere Partys sind legendär. Dietmar Pawlowski
zeigt Peter Hüper seinen Schreibtisch.