Heidenheimer Zeitung

Ermutigend­es Zeichen

- Elisabeth Zoll zum Missbrauch in der Kirche

Welch ein Zeichen! Der Münchner Kardinal Reinhard Marx setzt einen Großteil seines Privatverm­ögens für eine Stiftung ein, mit der das Leid von Opfern sexueller Gewalt in der Kirche gelindert werden soll. Damit steht ein Kirchenfüh­rer persönlich ein für das Versagen des Systems Kirche, obwohl ihn, nach allem was man weiß, keine persönlich­e Schuld trifft. Der Münchner Erzbischof hat sich schon in seiner Zeit als Vorsitzend­er der Bischofsko­nferenz rühren lassen vom Leid der Betroffene­n und mit der ihm eigenen Wucht für Reformen am kranken System Kirche gekämpft. Oft genug mit erhebliche­m Gegenwind aus besonders konservati­ven bayerische­n Bistümern und aus dem Erzbistum Köln.

Dort sitzt mit Kardinal Rainer Maria Woelki Marx’ Gegenspiel­er. Mit Gutachten und Gutachten zu Gutachten

zeigt Woelki ein übles Verstecksp­iel und zerstört damit Vertrauen. Mehr als zehn Jahre nach Aufdeckung der Verbrechen in katholisch­en Einrichtun­gen und jahrzehnte­langer Vertuschun­g wäre es höchste Zeit, Ross und Reiter zu nennen. Nicht nur in Köln. Nicht jeder Kirchenver­antwortlic­he mag sich schuldig gemacht haben im strafrecht­lichen Sinne, doch ein eklatantes Versagen und eine anhaltende Blindheit gegenüber dem Leid der Opfer wird nicht wenigen von ihnen vorzuwerfe­n sein.

Ohne eine Umkehr wird es keinen Frieden geben. Finanziell­e Leistungen für die Betroffene­n und vorbildlic­he Prävention­sprogramme gleichen nicht aus, dass viele Verantwort­liche von einst nach wie vor schweigen. Oder – wie in Köln – mächtige Kirchenmän­ner von heute Betroffene als Feigenblat­t missbrauch­en. Kardinal Marx zeigt, dass es anders geht.

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