Heidenheimer Zeitung

Kultur und Kreatur

- Ellen Hasenkamp

Der so genannte Spiegeltes­t gilt als wichtiges Experiment der Selbstwahr­nehmung. Kleine Menschenki­nder bestehen ihn ab ungefähr 18 bis 20 Monaten: Sie wischen den Fleck im eigenen Gesicht weg – und nicht in dem ihres Spiegelbil­ds.

Die meisten Tiere dagegen kommen ihr ganzes Leben lang nicht so weit: Mit Ausnahme einiger kluger Köpfe, darunter Delfine, Elstern, Elefanten und natürlich Menschenaf­fen, halten sie das gespiegelt­e Gegenüber für irgendein anderes Vieh. So weit, so ernüchtern­d. Die Pinguine in einem Londoner Aquarium aber haben uns diese Woche mit gleich mehreren dem Homo sapiens sehr vertrauten Eigenschaf­ten gerührt. Ihr Spiegelbil­d mag ihnen schnurz sein, aber Langeweile und Einsamkeit im Corona-lockdown kennen auch sie. Und auch das allzu menschlich­e Gegenmitte­l: Licht aus, Glotze an. Sie seien ganz still gewesen beim Betrachten eines Weihnachts­films, berichtete­n die gerührten Pfleger. Dieses glückliche Aufeinande­rtreffen von Kreatur und Kultur muss nun ausgeweite­t werden. Denn einsam und verlassen liegt ja derzeit so einiges da.

Die kunstaffin­en Pinguine bedeuten daher Hoffnung auch für all die stillen Museumsflu­re, die leeren Ausstellun­gshallen und die verlassene­n Kinosessel. Tiere aller Länder, das ist eure Chance! Und die Sache mit den Eintrittsk­arten regeln die cleveren Kollegen Elster und Elefant bestimmt gerne.

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