Krippen über den ganzen Ort verteilt
Eine Auswahl von Krippen aus der Hand des nicht zuletzt als Fotograf bekannten Nattheimers Michael Ruoff sind derzeit gleich in vier Geschäften seines Heimatortes zu sehen.
Michael Ruoff aus Nattheim, bekannt als Fotograf, baut auch Krippen – sogar mit orientalischem Ambiente. Zu sehen sind sie derzeit in verschiedenen Geschäften.
Man muss schon Beamter sein, um in Zeiten von Corona die Gewissheit zu haben, wenigstens von deren negativen finanziellen Folgen verschont zu bleiben. Michael Ruoff hingegen kennt Kurzarbeit nicht nur vom Hörensagen. Dagegen tun kann er nichts. Damit leben tut er schon eine ganze Weile. Und damit er besser damit leben kann, hat er beschlossen, eines seiner Hobbys mit noch mehr Nachdruck auszuüben. Die Rede ist vom Krippenbau.
Michael Ruoff ? Wer meint, den Namen an dieser Stelle schon einmal gelesen zu haben, den trügt sein Gedächtnis keineswegs. Allerdings fiel dieser nicht im Umfeld der Weihnacht oder des Krippenbaus. Vielmehr durfte von ihm schon die Rede sein, weil Michael Ruoff in seiner Eigenschaft als Fotograf für zwei bemerkenswerte Ausstellungen in der Galerie des Heidenheimer Pressehauses verantwortlich gezeichnet hat. Einmal ging’s dabei um „Blüten-fantasien“, wobei Ruoff mittels seiner Kamera regelrecht mit Licht malte. Das andere Mal hatte sich der Nattheimer auf dem „geheimnisvollen Härtsfeld“getummelt.
Anfang und Ende
Seine erste Krippe hat Michael Ruoff zusammen mit seinem Bruder gebaut. Damals war er sechs und erlebte sein erstes Weihnachten als Schulbub. Die Krippe war ein Geschenk für die Mutter, nicht zu vergleichen mit dem, was heute aus seiner Werkstatt kommt, „aber ein Anfang“, wie Michael Ruoff anmerkt.
Ein Anfang, der allerdings auch gleich wieder ein Ende markierte. Das Ende der Beschäftigung mit dem Krippenbau. Diesen entdeckte der versierte Modellbauer, der nicht zuletzt eine imposante Modelleisenbahnlandschaft sein eigen nannte, erst im Jahr 2008 wieder für sich. Dann aber schon mit einer gewissen Vehemenz, denn was Michael Ruoff macht, das macht er richtig. Und mit den Jahren stiegen so auch die eigenen Ansprüche und Wünsche an die Produkte aus eigener Herstellung.
Orient statt Südtirol
Michael Ruoff baut kleine Krippen und große Krippen, Krippen auf Baumscheiben und Krippen mit Landschaft. Was die Dimensionen anbelangt, so baut Michael Ruoff gern in die Tiefe, „denn ein alter Krippenbauer hat mir mal gesagt, eine gute Krippe müsse so groß sein, dass sie immer ein bisschen im Weg stehe, sonst gehe man achtlos an ihr vorüber“.
Michael Ruoff baute alpenländische Krippen – und er baute schlussendlich auch, weil es ihn schon immer in den Fingern gejuckt hatte, üppige orientalische Krippen. „Denn“, so sagt er, „auch wenn’s dort schön ist: Jesus kam nicht im Schwarzwald oder in Südtirol zur Welt, sondern im Orient.“
Ein Heidengeschäft
Alles muss perfekt sein. Von diesem Anspruch an sich selbst rückt der alte Modellbauer Michael Ruoff nicht ab und verlässt sich deshalb bis in Details auch auf sich selber. Die Steine für seine Gebäude oder für einen Torbogen oder für einen Brunnen? Gießt er selber. Aus Gips, in Silikonformen. Dachziegel? Formt und brennt er selber. Im Backofen. Bemalen tut er sie hinterher selbstverständlich auch. „Ein Heidengeschäft“, sagt Michael Ruoff auf gut Schwäbisch. Auch die Hintergründe seiner Krippen, um die sich früher sein Vater, ein ehemaliger Musterzeichner in Diensten der WCM, kümmerte, malt er inzwischen selber.
Damit man mal eine Vorstellung von den Ausmaßen von Michael Ruoffs Tun bekommt: einen Meter sechzig breit, einen halben Meter tief und siebzig Zentimeter hoch ist seine größte orientalische Krippe. Baumscheibenkrippen etwa sind selbstverständlich kleiner. Aber auch in ihnen stecken immer noch 30 bis 40 Stunden Handarbeit. Und wie lange hat er für die eben in ihren Dimensionen geschilderte orientalische Krippe gebraucht? „Hunderte.“Wie gesagt: ein Heidengeschäft.