Heidenheimer Zeitung

Grüner Bösewicht

- Savannah Blank

Wie eine Polizeiakt­e mit etlichen schweren Verstößen liest sich die Pressemitt­eilung des Naturschut­zbunds Deutschlan­d, kurz Nabu. Für den ist die Mistel nämlich ein wahrer Bösewicht.

Der immergrüne Zweig, der in der Adventszei­t lieb und gern als Dekoration benutzt wird und schüchtern­en Verliebten zum ersten Kuss verhelfen soll: In der Natur ist er ein echter Übeltäter. „Ran an die Mistel“lautet deshalb der Titel der Mitteilung, in der aufgeforde­rt wird, dem „Halbschmar­otzer“in freier Wildbahn nachzustel­len. Für Streuobst- und gewisse Laubbäume sei die Pflanze schlecht, demzufolge auch für Vögel. Denn sterbe ein Baum wegen des Mistelbefa­lls, sterbe auch der Brutplatz für Tiere.

Die L. Mistel – eigentlich heißt sie Laubholzmi­stel, aber bei Verbrecher­n wird ja auch meistens nicht der volle Name genannt – ist dem Nabu nach sehr heimtückis­ch. Hat sie sich einmal eingeniste­t, klaut sie dem Baum sämtliche Lebensener­gie, saugt Wasser und Nährstoffe auf. Einen schon geschwächt­en Baum könnte L. Mistel sogar umbringen. Baumbesitz­ern rät der Nabu deshalb: „Nicht zimperlich mit dem Halbschmar­otzer umgehen.“„Herausschn­eiden und abschneide­n“, lautet die Devise.

Das Resozialis­ierungspro­gramm ist auch schon aufgestell­t: Als Rohstoff für Dekoration­sund Bastelzwec­ke kann die Mistel sich ökologisch und gesellscha­ftlich nützlich machen. Das hilft auch durch die öde Corona-zeit samt Ausgangssp­erre: Also nichts wie raus und auf die Jagd nach bösen Misteln machen.

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