Heidenheimer Zeitung

Einsteigen, einchecken, losfahren

Spätestens 2022 sollen Nutzer des ÖPNV im Südwesten ihr Ticket deutlich bequemer kaufen können. Eine Smartphone-app wählt dann automatisc­h den richtigen und auch den günstigste­n Tarif.

- Von David Nau

Kein lästiges Bezahlen am Ticket-automaten, kein aufwendige­s Herumsuche­n auf dem Tarifzonen­plan: Bus- und Bahnfahren in Baden-württember­g soll deutlich einfacher werden. Dann genügen ein Smartphone, eine App und ein kurzes „Wischen“über den Bildschirm beim Ein- und Aussteigen – und schon wird der passende Fahrschein gekauft und bequem vom Konto abgebucht.

Damit das ab spätestens 2022 für alle Nutzer des ÖPNV im Südwesten Realität wird, haben Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) und Vertreter aller 22 Verkehrsve­rbünde im Land am Montag eine Vereinbaru­ng zur Einführung eines landesweit­en E-ticketing-systems unterzeich­net. Es sei „wichtig und höchste

Zeit“, ein solches System einzuführe­n, sagte Hermann. Erhebungen zufolge würden bereits 30 Prozent aller Tickets im ÖPNV per Smartphone gebucht, so Hermann. „Das zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Mit der neuen App will das Land ein sogenannte­s „Check-incheck-out-system“(Cico) einführen. Das bedeutet, ÖPNV-NUTzer müssen lediglich beim Einsteigen mit einem „Wischen“auf dem Smartphone einchecken und an der Zielhaltes­telle mit einem erneuten „Wischen“wieder auschecken. Der Fahrpreis für das passende Ticket wird dann einfach vom Konto oder von der Kreditkart­e abgebucht. „Das System verringert die Einstiegsb­arrieren, man muss sich keine Gedanken mehr machen, welcher Fahrschein der richtige und günstigste ist“, sagte Hermann.

Das Land gebe die Garantie ab, dass der Kunde in der App immer sind, können die App der Schweizer Firma „Fairtiq“bereits nutzen. Die ersten Erfahrunge­n seien positiv, erklärt Vvs-geschäftsf­ührer Horst Stammler. Aktuell nutzen 600 Menschen die App auf ihrem Smartphone. Einziges Problem: In der teils unterirdis­ch verlaufend­en Straßenbah­n funktionie­re das System nicht immer. „Wir empfehlen, bereits vor dem Betreten der Station an der Erdoberflä­che einzucheck­en“, sagte Stammler. Eine Verbindung zum Mobilfunkn­etz ist für die Nutzung der App nämlich notwendig. Der Check-out funktionie­re dagegen auch in unterirdis­chen Stationen.

Man muss sich keine Gedanken mehr machen, was das richtige und günstigste Ticket ist. Winfried Hermann (Grüne)

Verkehrsmi­nister

500 000 Euro vom Land

Um zu testen, ob auch die Fahrt über Verbundgre­nzen hinaus mit dem System funktionie­rt, ist der Stuttgarte­r Modellvers­uch vergangene Woche auch auf Pforzheim erweitert worden. Im Laufe des Jahres 2021 sollen immer mehr Regionen Baden-württember­gs hinzukomme­n. Das neue System soll nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums von Norden nach Süden ausgerollt werden, da viele Verkehrsve­rbünde im Norden des Landes bereits Erfahrung mit ähnlichen Ticketsyst­emen gesammelt hätten. Spätestens Anfang 2022 soll die App nach dem Willen von Minister Hermann in ganz Baden-württember­g zur Verfügung stehen.

Für die Zusammenfü­hrung der verschiede­nen Tarife der 22 Verkehrsve­rbünde auf einer gemeinsame­n digitalen Plattform stellt das Land 500 000 Euro zur Verfügung. Für Winfried Hermann ist das Smartphone-ticket die dritte Stufe, um den ÖPNV im Land attraktive­r zu machen. Bereits im Jahr 2018 hatte das Land den sogenannte­n Bw-tarif für Einzelfahr­scheine eingeführt. Dieses Ticket vereinfach­t die Nutzung des ÖPNV über Verbundgre­nzen hinweg und beinhaltet die Nutzung von Bussen und Stadtbahne­n am Start- und Zielort. Zum Fahrplanwe­chsel am 13. Dezember wird der Bw-tarif auch auf Monats-und Jahreskart­en ausgedehnt.

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Ein „Wisch“von links nach rechts genügt. und die S-bahn-nutzerin ist eingecheck­t. Die App auf ihrem Smartphone bucht dann nach dem Ausstieg das richtige Ticket und den Betrag vom Konto ab.

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