Einsteigen, einchecken, losfahren
Spätestens 2022 sollen Nutzer des ÖPNV im Südwesten ihr Ticket deutlich bequemer kaufen können. Eine Smartphone-app wählt dann automatisch den richtigen und auch den günstigsten Tarif.
Kein lästiges Bezahlen am Ticket-automaten, kein aufwendiges Herumsuchen auf dem Tarifzonenplan: Bus- und Bahnfahren in Baden-württemberg soll deutlich einfacher werden. Dann genügen ein Smartphone, eine App und ein kurzes „Wischen“über den Bildschirm beim Ein- und Aussteigen – und schon wird der passende Fahrschein gekauft und bequem vom Konto abgebucht.
Damit das ab spätestens 2022 für alle Nutzer des ÖPNV im Südwesten Realität wird, haben Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Vertreter aller 22 Verkehrsverbünde im Land am Montag eine Vereinbarung zur Einführung eines landesweiten E-ticketing-systems unterzeichnet. Es sei „wichtig und höchste
Zeit“, ein solches System einzuführen, sagte Hermann. Erhebungen zufolge würden bereits 30 Prozent aller Tickets im ÖPNV per Smartphone gebucht, so Hermann. „Das zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Mit der neuen App will das Land ein sogenanntes „Check-incheck-out-system“(Cico) einführen. Das bedeutet, ÖPNV-NUTzer müssen lediglich beim Einsteigen mit einem „Wischen“auf dem Smartphone einchecken und an der Zielhaltestelle mit einem erneuten „Wischen“wieder auschecken. Der Fahrpreis für das passende Ticket wird dann einfach vom Konto oder von der Kreditkarte abgebucht. „Das System verringert die Einstiegsbarrieren, man muss sich keine Gedanken mehr machen, welcher Fahrschein der richtige und günstigste ist“, sagte Hermann.
Das Land gebe die Garantie ab, dass der Kunde in der App immer sind, können die App der Schweizer Firma „Fairtiq“bereits nutzen. Die ersten Erfahrungen seien positiv, erklärt Vvs-geschäftsführer Horst Stammler. Aktuell nutzen 600 Menschen die App auf ihrem Smartphone. Einziges Problem: In der teils unterirdisch verlaufenden Straßenbahn funktioniere das System nicht immer. „Wir empfehlen, bereits vor dem Betreten der Station an der Erdoberfläche einzuchecken“, sagte Stammler. Eine Verbindung zum Mobilfunknetz ist für die Nutzung der App nämlich notwendig. Der Check-out funktioniere dagegen auch in unterirdischen Stationen.
Man muss sich keine Gedanken mehr machen, was das richtige und günstigste Ticket ist. Winfried Hermann (Grüne)
Verkehrsminister
500 000 Euro vom Land
Um zu testen, ob auch die Fahrt über Verbundgrenzen hinaus mit dem System funktioniert, ist der Stuttgarter Modellversuch vergangene Woche auch auf Pforzheim erweitert worden. Im Laufe des Jahres 2021 sollen immer mehr Regionen Baden-württembergs hinzukommen. Das neue System soll nach Angaben des Verkehrsministeriums von Norden nach Süden ausgerollt werden, da viele Verkehrsverbünde im Norden des Landes bereits Erfahrung mit ähnlichen Ticketsystemen gesammelt hätten. Spätestens Anfang 2022 soll die App nach dem Willen von Minister Hermann in ganz Baden-württemberg zur Verfügung stehen.
Für die Zusammenführung der verschiedenen Tarife der 22 Verkehrsverbünde auf einer gemeinsamen digitalen Plattform stellt das Land 500 000 Euro zur Verfügung. Für Winfried Hermann ist das Smartphone-ticket die dritte Stufe, um den ÖPNV im Land attraktiver zu machen. Bereits im Jahr 2018 hatte das Land den sogenannten Bw-tarif für Einzelfahrscheine eingeführt. Dieses Ticket vereinfacht die Nutzung des ÖPNV über Verbundgrenzen hinweg und beinhaltet die Nutzung von Bussen und Stadtbahnen am Start- und Zielort. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember wird der Bw-tarif auch auf Monats-und Jahreskarten ausgedehnt.