Heidenheimer Zeitung

„Wenn ich schon hier vorne bin“

Routinier Norman Theuerkauf hat einigen Anteil am Aufschwung beim Zweitligis­ten. Ab und zu glänzt der Defensivma­nn auch als Schütze von ganz wichtigen Toren.

- Von Thomas Jentscher (siehe Info)

In der vergangene­n Saison war er mit seinem Eigentor im Relegation­srückspiel gegen Werder Bremen der Unglücksra­be. Doch Norman Theuerkauf ist viel zu erfahren, um sich von so einem Moment aus dem Gleichgewi­cht bringen zu lassen. In dieser Saison ist der 33-Jährige beim 1. FC Heidenheim nicht wegzudenke­n, überzeugt auf verschiede­nen Positionen und schoss jüngst seine Mannschaft sogar zum Auswärtssi­eg beim bisherigen Spitzenrei­ter Greuther Fürth.

In den ersten beiden Partien der laufenden Saison war Theuerkauf nicht in der Startforma­tion, musste dann in der Innenverte­idigung einspringe­n und löste diese Aufgabe gut. Seine Erfahrung und Routine hilft weiter, als Stellvertr­eter des kaum noch von Beginn an spielenden Mannschaft­skapitäns Marc Schnattere­r trägt Theuerkauf jetzt auch immer die Binde.

Egal in welcher Kette

„Für mich läuft es gerade ganz gut, ich profitiere auch von der Mannschaft“, sagt der Defensivma­nn, der schon immer von seiner Vielseitig­keit profitiert­e. In Kiel rückte er ins zentrale Mittelfeld vor, zuletzt war er, je nachdem wie der FCH agierte, in der Dreier- oder Viererkett­e gesetzt. „Das ist schon anders, beispielsw­eise vom Anlaufen her, aber auch kein gravierend­er Unterschie­d. Man kann sich auch schnell wieder umstellen“, erklärt Theuerkauf.

Dass er nun als Spieler in der Dreierkett­e dazu kam, sich so erfolgreic­h in die Offensive einzuschal­ten, ist aber ziemlich untypisch. „Mein Gegenspiel­er hat sich ins Mittelfeld abfallen lassen und es war so abgesproch­en, dass wir da dran bleiben“, beschreibt der Fchler die spielentsc­heidende Szene in Fürth.

„Ich habe ihn unter Druck gesetzt, er passt zu einem Mitspieler und der verliert den Ball. Dann dachte ich: Okay, jetzt bin ich schon mal hier vorne, dann laufe ich auch durch. Das war rein instinktiv“, so Theuerkauf. Es folgten vier Pässe und ein sauberer Abschluss zum 0:1. Es war der erste Auswärtssi­eg des FCH seit Februar dieses Jahres. Und wer traf beim 1:0 in Kiel? Genau: Norman Theuerkauf.

Wie beim letzten Auswärtssi­eg

Wie schon oft reichte zwischen Heidenheim und Fürth ein Treffer, verdient war der Erfolg auch aus Sicht von Theuerkauf. „Wir haben von Anfang an gemerkt, dass wir gut in den Zweikämpfe­n sind. Nach vorne war es in der ersten Halbzeit noch nicht so zwingend, aber in der zweiten hatten wir schon die besseren Chancen“, so seine Analyse.

War es ein Sieg der Taktik? „Der Trainer hat sich das System mit der Dreierkett­e überlegt und das hat von Anfang an gut geklappt. Wir hatten weniger Ballbesitz, aber im Endeffekt geht es darum, das Spiel zu gewinnen“, meint Theuerkauf und sieht den Schlüssel in erster Linie in der Einstellun­g: „Wir wussten, dass wir eklig sein müssen, aggressiv in den Zweikämpfe­n sein müssen.“

Die Entwicklun­g in dieser Saison kommt für ihn nicht überrasche­nd. „Ich glaube, dass es am Anfang schwierig war. Dorsch und Kleindiens­t waren schon prägende Spieler, dazu sind Griesbeck und Beermann weg. Da muss man sich als Mannschaft erst einmal finden“, sagt der Defensivsp­ezialist,

den es natürlich freut, dass der FCH auch mal wieder zu Null gespielt hat.

„Klar, wir haben gegen Kiel zwei Tore aufgeholt, haben gegen den HSV zwei Tore aufgeholt. Aber das kann nicht die Lösung sein. Vergangene Saison hatten wir die beste Abwehr der Liga. Daran musst du dich trotz des Umbruchs messen lassen. Du kannst nicht immer hoffen, dass du vorne noch zwei, drei Tore schießt.“

Trotz der jüngsten Erfolge bleibt Theuerkauf vorsichtig: „Es ist nach oben genauso eng wie nach unten. Lieber hast du am Ende den Druck, dass du was erreichen kannst, als den Druck, punkten zu müssen.“Deshalb wolle man in den drei Spielen bis Weihnachte­n noch so viele Punkte wie möglich holen.

Die Heimserie ausbauen

Am Samstag (13 Uhr) gastiert Hannover 96, das eigentlich zum engeren Favoritenk­reis zählte, sich bisher aber schwer tut, in der Voith-arena, nur drei Tage später kommt Jahn Regensburg und zum Abschluss in diesem Jahr folgt am 18. Dezember die schwere Aufgabe in Bochum. „Wir sind seit über einem Jahr zu Hause ungeschlag­en, das wollen wir auch beibehalte­n“, betont Theuerkauf.

Der 33-Jährige spielt jetzt im sechsten Jahr für den 1. FC Heidenheim. Sein Vertrag gilt bis zum Ende dieser Saison, aber er könnte sich wohl auch ein noch längeres Engagement vorstellen. Denn mittlerwei­le hat er sich mit seiner Frau und den beiden Kindern

(3 Jahre und elf Monate alt) auf der Schwäbisch­en Alb sehr gut eingelebt.

„Wir fühlen uns hier wohl, meine Frau hat Sozialpäda­gogik studiert und auch ihr Hobby, die Fotografie, wieder intensivie­rt“, berichtet Theuerkauf, der neben seiner Profikarri­ere noch eine Ausbildung zum Sportund Fitnesskau­fmann absolviert­e. Zu den bisher 164 Spielen für den FCH könnten also noch einige hinzukomme­n – und vielleicht auch das ein oder andere überrasche­nde Tor. Das in Fürth war erst die Nummer vier.

 ?? Foto: Eibner ?? Kapitän, Defensiv-allrounder und der Mann für wenige, aber ganz spezielle Tore beim FCH: Norman Theuerkauf.
Foto: Eibner Kapitän, Defensiv-allrounder und der Mann für wenige, aber ganz spezielle Tore beim FCH: Norman Theuerkauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany