Weiter auf Rekordjagd
Beim 1:0-Erfolg über Hannnover 96 lässt der 1. FC Heidenheim einer starken ersten Halbzeit eine schwächere zweite folgen. Dabei sind die Gastgeber seit knapp 59 Wochen in der Voith-arena ungeschlagen.
Keine Witze über Namen. Oder lieber doch? Was tun, wenn Christian Kühlwetter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mal wieder trifft, also „eiskalt“vor dem gegnerischen Tor ist? Ausgerechnet Kühlwetter! Bei den Journalisten, die aus Hannover angereist waren, war der Fch-stürmer und natürlich dessen Name nach dem Spiel ein wichtiges Thema. „Ich habe über ihn schon vor zwei Wochen geschrieben“, lautete eine Bemerkung. Ein anderer erwiderte, er habe mit Kühlwetters ehemaligem Verein, dem 1. FC Kaiserslauern, an der Konsole (Fifa) gespielt. Genutzt hat es den Niedersachsen allerdings nichts.
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Tore hat der 24-Jährige in den ersten elf Saisonspielen erzielt: gegen Hamburg (3), Kiel (2), St. Pauli, Osnabrück, Hannover – und Würzburg. Mit Kühlwetter haben die Heidenheimer den Schrecken der norddeutschen Vereine verpflichtet. Selbst seinen Mitspielern wird Kühlwetter fast schon unheimlich. „Das ist Wahnsinn. Wir können froh sein“, sagte Patrick Mainka und fügte an: „Er soll die Welle reiten, so lange es geht.“
Dabei schien es fast so, als ob Kühlwetter in der letztlich entscheidenden Szene der Partie zunächst gar nicht treffen wollte. Nachdem Hannovers Kingsley Schindler einen Ball nur abgefälscht hatte, lief Kühlwetter zunächst Baris Basdas davon, um im gegnerischen Strafraum auf Patrick Schmidt querzulegen. Dessen Schuss wurde von Niklas Hult abgeblockt, der Ball kam zurück zu Kühlwetter und dieser verwertete abgebrüht (20 Minute).
Frank Schmidt ist so leicht nicht zu erstaunen, doch der Fch-coach gab im Hinblick auf diese Szene zu: „Ich habe mich im ersten Moment gewundert, dass Kühli nicht direkt abschloss. Er will aber mannschaftsdienlich spielen“, so Schmidt weiter über seinen Stürmer. Wichtig sei aber gewesen: „Er hat aber nicht abgeschaltet“, lobte der Heidenheimer Fußballlehrer. Und der Schütze des einzigen Treffers der Partie selbst deutete an, dass er sich den Ball bei seinem Sprint etwas zu weit vorgelegt habe und deshalb zuerst nach innen passte.
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Minuten braucht Kühlwetter im Durchschnitt für ein Tor, damit belegt er den zweiten Platz in der Torjägerrangliste hinter Hamburgs Simon Terodde (11 Treffer/84 Minuten). Und natürlich werden da Vergleiche zu Tim Kleindienst angestellt – auch wenn Trainer Schmidt so etwas gar nicht gerne hört. Kleindienst hatte in der vergangenen Saison 14 Tore für den FCH erzielt – nach seinen ersten elf Einsätzen für Heidenheim waren es aber nur fünf.
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Prozent Ballbesitz hatten die Gastgeber in der ersten Halbzeit, dazu wurden 11:2 Torschüsse gezählt. Eine sehr hohe Quote. Allerdings stellte Coach Schmidt auch fest: „Wir haben uns eine große Anzahl an Chancen erspielt. Eigentlich müssen wir schon nach fünf Minuten 1:0 oder sogar 2:0 führen.“Gemeint waren die zwei sehr guten Tormöglichkeiten von Robert Leipertz und Christian Kühlwetter (beide in der 3. Minute).
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bärenstarke Innenverteidiger habe Schmidt gesehen, weshalb Patrick Mainka und Oliver Hüsing ein Sonderlob erhielten. Mainka wiederum bezeichnete sich und Oliver Hüsing als ein eingespieltes Team und sagte über seinen Nebenmann, der nach einer langen Ausfallzeit seit wenigen Wochen wieder dabei ist: „Er kommt immer mehr wieder in den Flow.“
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Spiele hat der FCH zuletzt gewonnen, nachdem er in Führung gegangen war. Zuvor gelang dies am 32. Spieltag der Saison 2018/19 nicht. Nach einer 1:0-Führung gegen Sandhausen gab’s am 4. Mai 2019 doch noch eine 2:3-Niederlage. „Ich will nicht sagen, dass wir nach Führungen den Bus vorm Strafraum parken. Aber wir kriegen es hin, die Führung über die Zeit zu bringen“, erklärte Innenverteidiger Mainka. Wobei mit dem „geparkten Bus“auf Fußballdeutsch eine massive Abwehr gemeint ist.
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statt 3 Glieder hatte die Abwehrkette von Hannover 96 in der zweiten Halbzeit. Durch diese Umstellung bekamen die Gäste auch einen viel größeren Zugriff aufs Spiel und hatten nun ihrerseits mehr Ballbesitz. „Wir sind so ein bisschen hinterhergelaufen“, räumte Schmidt mit Blick auf Durchgang zwei ein. Es habe nur wenig Entlastung gegeben, auch die Passquote sei nicht so gut wie in der ersten Halbzeit gewesen. Dabei habe die Psychologie ebenfalls eine Rolle gespielt: „Wenn man weiß, man müsste eigentlich höher führen, dann muss man sich reinfighten“, so der Fch-coach.
Insgesamt hätte es seine Mannschaft einfacher haben können. „In der ersten Halbzeit konnten wir nicht viel laufen, da sich der Gegner zurückgezogen hat und mussten es spielerisch lösen. In der zweiten Halbzeit hat’s manchmal weh getan, aber wir haben leidenschaftlich verteidigt“, so der 46-Jährige.
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von möglichen 15 Punkten haben die Heidenheimer aus den letzten fünf Spielen geholt und ist nun Sechster. Damit hat der FCH nach knapp einem Drittel der Saison 18 Zähler auf der Habenseite. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison waren es 16. In den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17 allerdings jeweils 19 nach elf Spieltagen.
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Mal in Folge hat der FCH saisonübergfreifend zuletzt in der heimischen Voith-arena nicht mehr verloren. Die letzte Niederlage gab es am 9. Spieltag der vergangenen Spielzeit (6. Oktober 2019) beim 2:3 gegen den VFL Bochum. Seitdem gab es 15 Heimsiege und drei Unentschieden. Natürlich ist das ein neuer Heidenheimer Rekord in der 2. Liga, der bereits morgen im Heimspiel gegen Jahn Regensburg ausgebaut werden soll (siehe Meldung unten).