Heidenheimer Zeitung

Warum der Teddy-kreisel weichen muss

Der Beschluss, an der Autobahn eine Kreuzung mit Ampel zu errichten, sorgte für Kritik. Die Stadt erklärt, auf welcher Basis die Entscheidu­ng getroffen wurde.

- Von Marc Hosinner

Die Stadt erläutert, auf welcher Grundlage die Entscheidu­ng getroffen wurde, an der Autobahn eine Kreuzung mit Ampel zu bauen.

Unnötige Geldvernic­htung, ein Schwachsin­n, oder auch; dümmer geht’s nimmer: Solche und ähnliche Reaktionen gab es nach dem Hz-bericht über die Sitzung des Gemeindera­ts, in der beschlosse­n wurde, wie der Verkehr an der A 7 beim bestehende­n und kommenden Industriep­ark geregelt werden soll. Dass der Kreisel mit dem Teddy in der Mitte weichen soll, leuchtete vielen nicht ein. Das Argument: Ein Kreisverke­hr sei deutlich besser als eine Ampel, was den Verkehrsfl­uss anbelangt.

Die Stadt habe dafür Verständni­s, so Oberbürger­meister Dieter Henle auf Nachfrage. „Ein Kreisverke­hr vermittelt den Verkehrste­ilnehmern in vielen Situatione­n den Eindruck, das Verkehrsau­fkommen ‚besser im Griff‘ zu haben“, so das Stadtoberh­aupt. Bei geringem bis mittlerem Verkehrsau­fkommen sorge er für einen harmonisch­eren Verkehrsfl­uss; deshalb würden Ampelkreuz­ungen nicht selten durch Kreisel ersetzt.

Allerdings gelte diese Regel erwiesener­maßen nur bis zu einer bestimmten Nutzungsfr­equenz. Bei hohem Verkehrsau­fkommen schlage das Ganze ins Gegenteil um: Es komme zu längeren Staus und darüber hinaus zu Unfällen, weil die Autofahrer durch die Wartezeit belastet seien. Sie kämen dann in Gefahr, die an sich anspruchsv­olle Situation beim Einfahren in den Kreisel falsch einzuschät­zen. „In diesen Fällen bietet eine Ampelkreuz­ung die bessere und sicherere Lösung“, so Henle. Intelligen­t und bedarfsger­echt gesteuert, sorge eine Ampel für möglichst geringe Wartezeite­n.

Gutachten als Basis

Der Entscheidu­ng für die Ampelanlag­e liege überdies ein Verkehrsgu­tachten zugrunde. Dieses berücksich­tige die Verkehrszu­nahme generell sowie speziell die Zunahme durch den geplanten Giengener Industriep­ark (GIPA) , für den im kommenden Jahr der Verkauf von Flächen an Investoren starten soll. Betrachtet werde

im Gutachten unter anderem die Belastung allgemein und in Spitzenlas­tzeiten, zudem Nutzergrup­pen, Schichtzei­ten und mehr.

Auf Basis der ermittelte­n Daten seien zunächst sechs Gestaltung­svarianten

entwickelt und hinsichtli­ch ihrer Leistungsf­ähigkeit geprüft worden. Dazu zählten Varianten mit Kreisverke­hren und Ampelanlag­en, mit und ohne zusätzlich­e Brückenbau­ten, mit

unterschie­dlichen Anbindunge­n des neuen Industriep­arks.

Gegen die Kreisverke­hre hätten im Ergebnis ungünstige Fahrbezieh­ungen (häufig nötiges Durchfahre­n des Kreisels bis zur dritten Ausfahrt) und aufgrund mehrerer Spuren ein hoher Flächenver­brauch gesprochen. Die Lösungen hätten nicht funktionie­rt.

Sogar Brücke im Gespräch

Als leistungsf­ähig hätte sich zunächst eine Variante erwiesen, die versetzte dreiarmige Knotenpunk­te an den Kreuzungen Autobahnab­fahrt Richtung Würzburg und Zufahrt GIPA-OST in Verbindung mit einer Brücke als zusätzlich­er Zufahrt zum GIPA vorgesehen hatten. Zwei der drei Knotenpunk­te wären allerdings nur mit Ampeln möglich gewesen.

Letztendli­ch sei auf Basis der Daten die Variante mit drei Ampelanlag­en an der A 7 übrig geblieben. Sie sei als leistungsf­ähig bewertet worden.

Die Daten würden zudem zeigen. dass durch den Umbau des Kreisels zur Ampel-kreuzung die Grenzwerte für die Rückstaulä­ngen nicht überschrit­ten würden. Die Variante sei mit den zugrundege­legten Verkehrsst­ärken sowohl während der morgendlic­hen als auch während der abendliche­n Spitzenstu­nden leistungsf­ähig.

OB: Gibt jetzt schon Staus

Bliebe noch die Anmerkung vieler Bürger, der Teddy-kreisel funktionie­re heute tadellos und ohne Rückstaus. „Bereits heute treten Überlastun­gen auf: Während der morgendlic­hen und abendliche­n Spitzenstu­nden werden die kritischen Rückstaulä­ngen teilweise überschrit­ten“, so der Oberbürger­meister.

Den Kreisverke­hr praktisch zu doppeln, sei auch nicht so einfach möglich: „Für einen doppelten Kreisel wären bauliche Eingriffe in die bereits vorhandene Bebauung von Mcdonald’s und der Firma Kentner erforderli­ch, die bautechnis­ch nicht mehr möglich sind“, sagt Henle. Bei Mcdonald’s wäre beispielsw­eise die Ausfahrt des Mcdrive betroffen. Eine zusätzlich­e Fahrspur einschließ­lich Bypässen erfordere einen Flächenbed­arf von etwa 76 Metern im Durchmesse­r, der reine Kreisdurch­messer beträgt etwa 55 Meter.

 ?? Foto: Marc Hosinner/archiv ?? Dass der Teddy einen neuen Platz braucht, weil der Kreisel zur Kreuzung wird, haben Bürger irritiert zur Kenntnis genommen.
Foto: Marc Hosinner/archiv Dass der Teddy einen neuen Platz braucht, weil der Kreisel zur Kreuzung wird, haben Bürger irritiert zur Kenntnis genommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany