Wenn im Keller das ganze Jahr über Weihnachten ist
Für die Krippenbauer in der Region ist die Vorweihnachtszeit die Hauptverkaufszeit. In diesem Jahr mussten sich die Bastler aber Alternativen einfallen lassen.
Landkreis. Krippenbauer berichten, wie sie in diesem Jahr auch ohne Weihnachtsmärkte ihre Werke verkaufen konnten.
Krippenbauer arbeiten das ganze Jahr über an ihren Miniaturställen und Landschaften, um sie in der Vorweihnachtszeit auszustellen und zu verkaufen. In diesem Jahr mussten sie sich jedoch coronabedingt etwas anderes einfallen lassen, um ihre Krippen an den Mann zu bringen.
Knapp 20 Jahre ist es nun her, dass Michael Best seine erste Krippe baute, und dabei ist er erst 27 Jahre alt. Mit neun Jahren begann der Burgberger mit seinem Hobby und baute eine Krippe für seine Eltern. Im Jahr darauf bekam der Rest der Familie auch eine, und im Jahr darauf verkaufte er sie zum ersten Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Bis heute hat Best an seinem Hobby festgehalten und verkauft jährlich auf Weihnachtsmärkten und Ausstellungen in der Region sowie über seine Webseite.
Im Februar beginnt der 27-Jährige meist mit der Produktion der Miniaturstallungen, doch in diesem Jahr hat er die Produktion etwas zurückgefahren. „Mir ist der Kundenkontakt sehr wichtig. Da das in diesem Jahr nicht wie gewohnt möglich war, habe ich meine Webseite offline gestellt und konzentrierte mich nur auf die bereits bestehenden Anfragen“, sagt der Krippenbauer.
Für Michael Best ist die Vorweihnachtszeit auch die Zeit, in der er normalerweise gemeinsam mit Kindern Krippen bastelt. Corona lässt das in diesem Jahr jedoch nicht zu. Doch die Not mache erfinderisch, sagt Best, daher fertigte er in den vergangenen Wochen Bausätze für Kindergartenkinder an, damit diese trotzdem ihre eigenen Krippen für zu Hause basteln konnten. „Damit versuche ich, den Kindern ein bisschen Normalität in den Alltag zu bringen.“
Inspiration von den Kindern
Geliefert wird eine fertige Krippe in Rohform, inklusive Bastelanleitung und Dekor. Abschleifen, Anstreichen und mit Moos, Rinde und allem Möglichen schmücken ist dann Aufgabe der Kinder. „Obwohl alle Kinder die gleiche Krippe bekommen, sieht jede am Ende anders aus. Die Kinder sind total kreativ. Manche bauen einen Zaun, einen Baum oder sogar eine Satellitenschüssel. Ich freue mich immer, wenn mir die Eltern die fertigen Krippen als Foto zuschicken. Das inspiriert mich auch immer für meine Krippen“, sagt Best.
Auch Herbert Bretz aus Dettingen baut seit 15 Jahren Krippen. Inzwischen hat er sogar die ganze Familie mit seinem Hobby angesteckt. Tochter Julia Lehner hat die Verwaltung übernommen und Schwiegersohn und Enkel helfen beim Bauen der Krippen mit. Um diese Jahreszeit verkauft er seine Werke meist auf dem altertümlichen Weihnachtsmarkt in Europapark Rust. Wie die meisten Weihnachtsmärkte fand auch dieser heuer nicht statt und die Familie
hat deshalb andere Wege gesucht, um ihre 50 Krippen zu verkaufen. „Über Zeitungsannoncen, Flyer und unsere Homepage wurden die Menschen auf uns aufmerksam“, sagt Herbert Bretz Tochter Julia Lehner, die sich um die Vermarktung kümmert. „Wir sind richtig überrascht, wie gut das in diesem Jahr funktioniert hat, und das zum ersten Mal.“
In ihrem Krippenausstellungsraum im Keller hatten sie dieses Jahr bereits im September die ersten Kunden, sagt Lehner. Corona habe an den Verkaufszahlen nicht viel verändert, und selbst wenn, sei das nicht weiter tragisch. „Es ist für uns einfach eine Liebhaberei und ein Hobby, das uns unglaublich viel Spaß macht. Wir möchten uns daran nicht bereichern, deswegen ist es egal, wenn coronabedingt nicht ganz so viele Krippen wie in den vergangenen Jahren verkauft wurden.“
Das ganze Jahr über werden im Haus der Famile Krippen gebaut und dabei verliere es nie seinen Charme, sagt Julia Lehner. „Bei uns im Keller ist immer Weihnachten, und daran kann man sich nie sattsehen.“